Die Ausstellung der Zeitzeugen

Feiertage und Essgewohnheiten in der Oberen Vorstadt

Objekte aus den Küchen der Großeltern

Ein Kurzfilm fesselt die Zuschauer.
Fotos: die Verfasserin

Eine etwas andere Vernissage fand am vergangenen Donnerstag im Kronstädter Ethnographischen Museum statt. Unter dem Titel „Erinnerungen aus der Oberen Vorstadt. Feiertage und Essgewohnheiten“ (Amintiri din Șcheii Brașovului. Sărbători și obiceiuri culinare) kamen zahlreiche Senioren aus dem Kronstädter Viertel, sowie viele Neugierige zusammen, um über die Festmahle und den Lebensstil des Schei-Viertels zu erzählen und zu erfahren. Menschen, die im Viertel aufgewachsen sind, wurden eingeladen, Erinnerungen aus ihrer Kindheit zu erläutern und das Leben von einst darzustellen. Begeistert erzählten sie, wie das Essen immer zu Hause vorbereitet wurde, sich zu großen Festen, wie beispielsweise Ostern, die nähere Verwandschaft zum Essen versammelte und in edlem Geschirr bedient wurde.

Großväter erinnern sich an diese Treffen, wo sie als Kinder kaum etwas von den Gesprächen der Erwachsenen verstanden und nur auf den leckeren Kuchen warteten. Sogar das Brot war begehrt, denn es schmeckte himmlisch, bröckelte nicht wie das von heute und reichte für alle Gäste, da es so groß war wie ein Wagenrad, erzählen Geladene. Auch an den Fischhändler, der seine Ware mit dem Pferdewagen aus Tulcea brachte, erinnern sich viele Anwesende. Auch an die Picknicks am Wochenende, als man bei schönem Wetter beim Salomonfelsen oder in der Schulerau Leckereien kostete.

Heißes Gesprächsthema war der Ober-Vorstädter-Branntwein „Crampampuli“, der aus Zucker, Wasser und Alkohol besteht, zu dem man gewöhnlich Kümmel, möglicherweise auch andere Gewürze hinzufügen kann. Die Kinder von damals erinnern sich noch heute, wie viele der Männer durch Zuvieltrinken der Spezialität „angeheitert“ wurden.

Was als hiesiges Getränk galt und der Stolz der Gemeinde war und zu dem der Einheimische Dan Despan sogar ein Lied komponiert hat, soll eigentlich aus den nordischen Ländern stammen, haben die Museografen aus Kronstadt herausgefunden. Es wurde in Europa bekannt und war im 19. und 20. Jahrhundert, während der Österreich-Ungarischen Monarchie, sehr beliebt. Das feine Getränk konnte man nach der Vernissage zusammen mit Kuchen und Cremeschnitten kosten.

„Da sich Kronstadt an der Kreuzung von Handelswegen befand und viele Einflüsse aus dem Zentrum Europas und dem Balkan zusammenkamen, waren die Bewohner der Oberen Vorstadt (...) bedacht auf die Kunst des Essens. Der Umgang mit gastronomischen Gepflogenheiten, Bräuchen und Traditionen anderer Kulturen hat die Kochkunst bereichert und sie ist bis in unsere Tage erhalten geblieben“, steht auf den Plakaten der Ausstellung.

Fast alle Aussagen der Redner wurden vom Publikum bestärkt oder mit ausführlichen Details ergänzt. Ein Gemeinschaftsgefühl kam auf und rechtfertigte die Anfangsaussage der Leiterin des Museums, Ligia Fulga, die die Ausstellung als Ereignis der Bewohner der Oberen Vorstadt vorstellte. Schön war, dass die Redner diverse Ereignisse ansprachen, so der 90-jährige Gheorghe Vili, der auf eine Liste 896 Spitznahmen der Bewohner des Viertels eingetragen hat, ein anderer, der die Anzahl und Benennung der Wirtshäuser von früher kennt, oder eine Dame, die dem Museum ein Rezeptbuch von 1925 geschenkt hat, wo der Konditor Gheorghe Căpățînă einige seiner Rezepte eingetragen hat.

Ein vom Museum realisierter Kurzfilm, ein uraltes Silberbesteck-Set sowie weitere Objekte und Informationen über die Essgewohnheiten bei Festen aus der Oberen Vorstadt sind bis zum 10. Juni im Ethnographischen Museum (Bvd. Eroilor 21 A) zu besichtigen, der Eintritt ist 5 Lei, für Rentner 3 Lei, wobei Schüler und Studenten 2 Lei bezahlen.