Die Goldschmiedbastei in Kronstadt

Eine Gedenktafel am T-Gebäude der Hochschule sollte an die abgetragene Wehranlage erinnern

Die Außenseite der Goldschmiedbastei vor ihrer Abtragung 1888. Foto von Carl Muschalek

Die Goldschmiedbastei auf dem Stadtplan von 1887 mit späteren Ergänzungen.

Zwischen den Befestigungsanlagen des Klostergässer und des Purzengässer Tores an der Ostseite der Inneren Stadt von Kronstadt befand sich im Mittelalter bis ins 17. Jahrhundert nur ein hoher Wall mit Gestrüpp bewachsen, auf dem Kanonen aufgestellt waren. Hinter dem Wall befanden sich die Rahmen der Tuchmacher, auf denen sie ihre Erzeugnisse bleichten.

Nachdem dieser Abschnitt ohne Stadtmauer eine Gefahr für die Stadt im Falle eines feindlichen Angriffes darstellte, hatte der Stadtrichter Michael Weiß schon im Jahre 1612 vorgeschlagen, durch die Errichtung einer äußeren Stadtmauer diese Lücke zu schließen. Aber weil Michael Weiß in der Schlacht von Marienburg am 16. Oktober 1612 fiel, wurde dieser Plan nicht verwirklicht.

Im Jahre 1632 nahmen einige Goldschmiedemeister den Gedanken wieder auf, um hier eine neue Bastei zu errichten. Denn der runde Turm am Südosteck der Befestigungen der Inneren Stadt, der bisher von der Goldschmiedezunft verteidigt wurde – und später den Tuchmachern zugeteilt wurde –, war für die stark gewachsene Zahl der Meister zu klein geworden.

Die Blüte der Kronstädter Goldschmiedezunft im 17. Jahrhundert war in hohem Maße den Aufträgen der rumänischen Fürsten und Bojaren zu verdanken.

Wegen einer Pestepidemie im Jahre 1633, verzog sich der Baubeginn bis zum Jahre 1639. Über die Bauarbeiten gibt uns eine Chronik Auskunft, die den Titel trägt: „Beschreibung der Bau, so vom Kloster-Tor bis Portzel-Tor ist gebaut worden“. Es ist die einzige erhaltene Chronik einer Kronstädter Befestigungsanlage. Sie berichtet, dass die Grabungsarbeiten für die Grundmauern von den Bewohnern der untertänigen Ortschaften Schnakendorf (heute Dumbrăviţa), Zernen (Zărneşti) und Tauchen (Tohan) durchgeführt wurden.

Der Sand wurde von den Gemeinden in der Umgebung der Stadt zugeführt, Steine und Kalk wurden von den Bewohnern der Altstadt und der Siebendörfer befördert, während die Bewohner der Inneren Stadt, der Oberen Vorstadt und der Blumenau die eigentlichen Handarbeiten bei der Errichtung der Stadtmauer und der Bastei leisteten. Man arbeitete in drei aufeinanderfolgenden Jahren an insgesamt 301 Tagen und errichtete eine 341 Klaftern ( etwa 650 Meter) lange Stadtmauer und eine neue Bastei.

Die Bastei hatte die Form eines unregelmäßigen Achtecks, von dem sieben Seiten aus der Stadtmauer herausragten. Auf der mittleren Außenseite befand sich ein Inschriftstein, auf dem unter dem Kronstädter Wappen die Baujahre 1639 - 1641 und die Namen der Stadtrichter Christian Hirscher und Martin Goldschmidt verzeichnet waren.

Michael Goldschmidt war  nicht nur dem Namen nach, sondern auch dem Beruf nach selbst Goldschmiedmeister und 14 Jahre lang Stadtrichter in der Zeit von 1639 -bis1659 und hatte enge Beziehungen zu dem Fürsten der Walachei Matei Basarab (1632 - 1654), wie zahlreiche Urkunden beweisen, die sich im Kronstädter Staatsarchiv befinden.

Am 20. Oktober 1646 übergab der Kronstädter Stadtrat die neue Bastei und den benachbarten Zwinger zur ewigen Instandhaltung und Verteidigung der Goldschmiedezunft. Darüber stellte der damalige Stadtnotarius Laurentius Berger eine schön geschriebene Urkunde auf Pergament mit dem angehängten Stadtsiegel aus, die sich im Kronstädter Staatsarchiv befindet.

Eine erste Gelegenheit, die neuen Befestigungen zu verwenden, ergab sich bei der Belagerung der Stadt durch die Tataren im August 1658, die aber durch Verhandlungen durch den Stadtrichter Michael Herrmann aufgehoben wurde, ohne dass  es zu Kämpfen gekommen wäre.

Am 18. August 1728 brannte das Purzengässer Tor wieder – nach dem Band von 1718 – ab. Das Feuer drang bis zur Goldschmiedbastei und beschädigte auch diese.

Im 19. Jahrhundert bestand innerhalb des Goldschmiedzwingers eine Gastwirtschaft. Nachdem die Zahl der Meister im 19. Jahrhundert stark gesunken war, verkaufte die Zunft die Bastei und den angrenzenden Zwinger im Jahre 1871 an die Stadt.

Einen wohl letzten Höhepunkt ihrer Existenz erlebte die Goldschmiedbastei am 27. Juni 1881, als dem neuen Stadtpfarrer Franz Obert (1828-1908, Stadtpfarrer 1881-1907) hier ein Fackelzug und ein Ständchen dargebracht wurden. In der Bastei befand sich damals die Zunftlaube der Goldschmiede und in den Schießscharten hausten Schleiereulen.

Im Jahre 1888 wurde die Bastei abgetragen und an dieser Stelle in den Jahren 1888 - 1889 das Gebäude der staatlichen Oberrealschule errichtet. In der Zwischenkriegszeit bestand in dem Gebäude das „Meşota“-Lyzeum.

Gegenwärtig ist es das T-Gebäude der Transilvania-Universität. Die Goldschmiedbastei befand sich im östlichen Teil des Gebäudes, gegenüber vom alten Telefonpalast. Vielleicht wäre es sinnvoll, am Gebäude eine Inschrift anzubringen, die an die einstige Goldschmiedbastei erinnert.