Die undankbare Vermieterrolle

„Wir äußern unsere Überzeugung, dass die evangelische Kirchengemeinde Kronstadt/Braşov nicht anders als im Sinne der Gemeinschaft handeln kann, der sie auch angehört.“ So endet die Pressemitteilung, verfasst im Namen des Kreisrates Kronstadt, des Kunstmuseums und des Volkskundemuseums. Es geht dabei um Geld für Mieten, die der Kreisrat als Museums-Träger an die Honterusgemeinde als rechtmäßiger Eigentümer der Museumsimmobilien zu zahlen hat.

Mit Gemeinschaft sind alle Bewohner der Stadt gemeint und für alle gelte das in der Verfassung festgehaltene Recht auf Zugang zu kulturellen Werten, hieß es auf einer gemeinsamen Pressekonferenz der beiden Museen und des Kreisrats. In derselben Verfassung wird auch das Privateigentum garantiert.

Der Museumssitz am Rudolfring gehört seit rund sechs Monaten nun der Honterusgemeinde. Das muss man akzeptieren und das kann auch etwas kosten. Wenn es um Geld geht, so kann man schnell auch von „Geschäften“ sprechen. Die ,die zum Zahlen gebeten werden, vor allem wenn sie bisher das nicht tun mussten, werden klagen.

Jene, die Geld fordern, machen sich, wen wundert es, unbeliebt. Die einen (Kreisrat, Museen) sind die Armen, zumal Kultur überall von Subventionen lebt und der Kreishaushalt nicht viel hergeben kann; die anderen (die Honterusgemeinde) sind die Reichen die ja, so hört man es, nicht wenige schöne Häuser in bester Lage zurück bekommen haben, die sie auch gewinnbringend verwalten/vermieten.

Jenseits von konkreten Mietsummen, Gutachten und Gesetzesparagraphen hat die Honterusgemeinde seit einiger Zeit ein Imageproblem wenn es strikt ums Geld geht. Nun wächst der Druck, denn wer will schon als einer gelten, der gegen die „Interessen der Kronstädter“ handelt oder der von Museen, Kindergärten, Schulen, anderen Einrichtungen eines EU-Schlusslicht-Staates auf sein Geld pocht und als unflexibler Gesprächspartner und Vermieter auftritt.

Da ist auch bei der Pressekonferenz das Beiwort „starrsinnig“ gefallen.
Die Leitung der Honterusgemeinde hat bisher (18.2) öffentlich zu diesen mehr oder weniger direkten Vorwürfen keine Stellung bezogen. Sie muss sich zwar nicht rechtfertigen aber Schweigen bringt diesmal kein Gold, eher zusätzliche Distanz. 

PS: Nach Verfassen dieses Kommentars erreichte uns Montagmittag eine Pressemitteilung seitens des Kronstädter Stadtpfarramtes, in der auf die vielseitige Tätigkeit und Projekte der Honterusgemeinde in den Bereichen Sozialhilfe und Erziehung hingewiesen wird. Des weiteren wird klargestellt, dass keine rückwirkende Mietzahlung von den beiden Museen in Höhe von 300.000 Euro verlangt wird.