Ein Dialog der Inhalte

Die erste Kronstädter Fotoausstellung von Fritz Schiel

Panoramaaufnahme des Geländes, auf dem sich die ehemalige Reparaturwerkstatt für Eisenbahnwaggons in Kronstadt befand.

Fritz Schiel:„Rote Tulpen“

Fritz Schiel (links) und Bartha Arpad auf der Vernissage der Ausstellung.
Foto: Hans Butmaloiu

In einer Zeit, in der uns die Bilderflut in Medien, Werbung oder Facebook buchstäblich überflutet, ist es schon eine besondere Leistung an und für sich, die Aufmerksamkeit des Zuschauers durch originelle Perspektiven zu wecken. Eine Leistung, welche dem Münchner Fotografen Fritz Schiel mit seinen 40 Arbeiten durchaus gelungen ist. Die drei vertretenen Themen: Portrait, Industriefotografie und experimentelle Fotografie, gruppieren ältere und neuere Bilder, anhand derer sich durchaus ein roter Faden erkennen lässt.

Zwar hat der Autor seine Bilder nach Einklang oder Kontrast gruppiert, um so zwischen ihnen einen Dialog auszulösen. Doch dieser Dialog der Bilderpaare beginnt sich schnell im Betrachter selbst fortzusetzen. Dabei zeigt sich, dass sich für expressive Portraitfotografie Schwarz-Weiß hervorragend und vielleicht bedeutend besser eignet als Farbe. Diese Fähigkeit, Expressionen zu vermitteln, nutzt Fritz Schiel in seinen Portraits von Bergarbeitern.

Ganz anders handhabt er die Architektur- und Industriefotografie, für welche er tief in die Trickkiste der Bearbeitung greift. Die Monotonie der Hochbauten aus grauem Beton, bekommt durch ausgewogene Formspiele einen eigenen Rhythmus, den er in „Chicago“ sehr gut vermittelt. Fassadenlinien, die den Raum aufteilen, verwertet Fritz Schiel, um darin enthaltene Gestalten hervorzuheben oder in den Hintergrund zu verlegen.  

Interessanter für den hiesigen Betrachter, sind jedoch die Arbeiten, in denen die manchmal gespenstisch menschenleeren Industrieräume verewigt sind: Industriefotografie war bis vor gar nicht so langer Zeit, ein Muss der Illustration und sollte immer etwas Erhabenes vermitteln. Doch die fast brutale Realität der verlassenen Anlagen, stellt den Betrachter vor die Frage, mit der sich die Welt schon konfrontierte, als wir nur auf „Aufbau“ fokussiert waren: was bleibt hinter uns? Ist es ein Haufen willkürlich gestapelter Aktenordner oder die stillgelegte Werkanlage? Und was geschieht mit dem industriellen Erbe, so wie z.B. in Kronstadt, wo im Herbst 2014 ein Industriegebäude wie die Seewaldt-Mühle, der Abrissbirne zum Opfer fiel oder der Themenpark auf dem Gelände der einstigen Flugzeug/Traktorenfabrik, einem weiträumigen Einkaufscenter Platz machte?

Der dritte und letzte Teil der Ausstellung - auch räumlich abgesondert -, zeigt die experimentellen Arbeiten. Sie sind ein Versuch, bildlich die Wandlungen um uns herum festzuhalten. Am besten kann das anhand der Tulpen nachvollzogen werden, deren unterschiedliche zeitliche Stadien, zwischen Frische und Absterben im selben Bild auftauchen.

Erfreulich, dass es das Kronstädter Kunstmuseum in der Zeitspanne 20. Februar - 29. März, den Liebhabern der Fotokunst ermöglicht, einen „Hobbyfotografen“ - wie er sich selbst bescheiden nennt - näher kennenzulernen.

Dabei ist der 1945 in Kronstadt geborene Fritz Schiel in bisher 15 Ausstellungen vertreten gewesen, allerdings zusammen mit anderen Fotografen in München und (bisher) noch nicht in seiner Geburtsstadt. Und auch nicht als persönliche Ausstellung. Die am vergangenen Freitag eröffnete Ausstellung, ist demnach von doppelter Bedeutung: der erste persönliche Salon in der Heimatstadt, worauf Andreea Pocol, Kuratorin der Ausstellung, besonders in ihrer Ansprache bei der Vernissage einging.