Ein ereignisvoller Herbst

Das Deutsche Kulturzentrum stellt sein Programm bis Jahresende vor

Am 7. Oktober findet in der Redoute die Tanzperformance „Retour“ des Kollektivs „laborgras“ Berlin statt. Foto: David Beecroft

Die Stadt von morgen: Die ifA-Ausstellung Post-Oil City stellt Zukunftsvisionen vor. Bild: ifA

Eine zeitgenössische Tanzperformance, ein Abend für Jazzliebhaber, eine Ausstellung, in der es um die Städte der Zukunft geht und ein Workshop für kreatives Schreiben mit einer der angesagtesten deutschen Lyrikerinnen zurzeit – das steht bis Jahresende auf dem Programm des deutschen Kulturzentrums Kronstadt. Alle Veranstaltungen werden mit Unterstützung des Goethe-Instituts organisiert. Das kulturbegeisterte Publikum wird in diesem Herbst mit sechs jungen Künstlern aus Deutschland Bekanntschaft machen: die Tänzerinnen Mariagiulia Serantoni und Renate Graziadei, die Sängerin Phoebe Killdeer, die Jazzmusiker Florian Weber und Markus Stockhausen und die Autorin Nadja Küchenmeister.

Zukunftsvisionen 
 

Eigentlich hätte das Herbstprogramm am 22. September mit einer Ausstellungseröffnung in der Aula der Transilvania-Universität beginnen müssen. Leider wurde die Ausstellung“Post Oil City“ des Instituts für Auslandsbeziehungen in Stuttgart (IfA) wegen administrativen Problemen an der iranischen Grenze aufgehalten. Die Veranstaltung musste man bis zu einem unbekannten Datum aufschieben. „Auf jeden Fall werden die Kronstädter die Ausstellung bis Ende des Jahres sehen können“, meint die Kulturassistentin Flaviana Enache.

Schon immer war das Deutsche Kulturzentrum daran interessiert, Projekte vorzustellen, in denen es um Ökologie und nachhaltige Entwicklung geht. Wenn man sich die Bilder der Ausstellung „Post-Oil City“ ansieht, ist es, als ob man direkt in einem Science-Fiction-Film gelandet wäre. In der Ausstellung geht es um den urbanen Raum – mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt in den Städten. Deshalb müssen Lösungsvorschläge für den Umgang mit den Folgen des Klimawandels genau bei den städtischen Problemen ansetzen. Die Ausstellung stellt innovative Projekte in Asien, Afrika und Amerika vor, die sich aktuellen Fragestellungen widmen: Wie verändert sich die Stadt durch den Übergang von fossilen zu erneuerbaren Energien? Welche Auswirkungen haben die erneuerbaren Energien auf das Stadtsystem, die Nachhaltigkeits- und Mobilitätspolitik? Wie wird das Verkehrssystem der Zukunft aussehen und wie kann man individuelle Mobilität mit einem Maximum an Flexibilität und einem Minimum an Flächenverbrauch und Emissionen verbinden? Wie kann man mit Hilfe von modernen Techniken mehr Nahrungsmittelanbau in die Städte zurückholen? Wie kann man multi-funktionale Gebäude bauen, in denen Supermärkte, Büros und Wohnungen mit gemeinschafltichen Dachgärten kombiniert werden? „Post-Oil City“ handelt ebenso sehr von der Zukunft wie von der Vergangenheit. Der Untertitel der Ausstellung „Die Geschichte der Zukunft der Stadt“ deutet bereits auf diese Verknüpfung hin: Jede Zukunftsplanung basiert auf einer vergangenen Vision – viele Entwicklungen von heute basieren auf Stadtutopien der Moderne. Das Datum der Vernissage wird rechtzeitig bekanntgegeben.
 

Eine Stadt im Tanzfieber

Anfang Oktober ist das Kulturzentrum Partner der ersten Auflage des Festivals für zeitgenössischen Tanz „neoteric“. Neun Tage lang hat das Publikum die Wahl zwischen mehreren Tanzvorstellungen, Workshops, Ausstellungen und Filmprojektionen. Die Stadt unter der Zinne hat überhaupt keine Tradition, was zeitgenössischen Tanz anbelangt. Auch das Publikum ist noch nicht an derartige Events gewöhnt.

„Wir bringen jedes Jahr eine zeitgenössische Tanzperformance aus Deutschland nach Kronstadt. Das Interesse des Publikums ist aber nicht so groß. Voriges Jahr haben vielleicht 200 Leute die Performance besucht- das ist nicht viel, verglichen zum Beispiel mit den Jazz-Konzerten, wo immer großer Andrang herrscht“, meint Flaviana Enache. „2016 ist das Jahr des Tanzes in Deutschland. Deshalb war es wichtig für uns, eine deutsche Tanzperformance nach Kronstadt zu bringen, diesmal im Rahmen des “neoteric”-Festivals. Es handelt sich um Solo für zwei Tänzerinnen und eine Musikerin, eine Produktion des Tanzkollektivs ‘laborgras Berlin’“, sagt Roxana Florescu, Leiterin des Kulturzentrums.

Das Tanzkollektiv laborgras, gegründet im Jahr 2000 von Renate Graziadei und Arthur Stäldi, erhielt im Jahr 2015 den Berliner Kunstpreis in in der Sparte Darstellende Kunst. Laborgras zeichnet sich durch die kontinuierliche Zusammenarbeit mit Vertretern anderer Künste ebenso aus wie durch die Auseinandersetzung mit Tanztraditionen, speziell dem amerikanischen postmodernen Tanz. „Solo für zwei Tänzerinnen und eine Musikerin“ lädt den Zuschauer in eine phantastische Erlebniswelt voll eigentümlicher Resonanzen: die zweite Tänzerin ist Projektionsfläche, Echo und Spiegel der Solistin. Die Vorstellung findet am Freitag, dem 7. Oktober, um 19 Uhr in der Redoute statt. Der Preis einer Eintrittskarte beträgt 20 Lei.
 

Jazz und kreatives Schreiben

Am 16. November werden die Kronstädter zu einem Jazz-Abend der Extraklasse eingeladen. Im Patria-Saal werden die Musiker Florian Weber und Markus Stockhausen auftreten, die zusammen als „Duo Inside Out“ in der ganzen Welt aufgetreten sind. „Markus Stockhausen mag den Kronstädter Jazzliebhabern bekannt sein. Er ist schon auf dem Jazzfestival in Törzburg aufgetreten. Dieses Mal kann man ihn aber für viel weniger Geld erleben. Wir wissen noch nicht genau, wieviel ein Ticket kosten wird, der Preis wird bei etwa 20 Lei liegen“, meint Flaviana Enache. Mehr Details werden in Kürze bekannt gegeben.

Für diejenigen, die davon träumen, Schriftsteller zu sein, gibt es auch eine gute Nachricht. Ende November findet im Deutschen Kulturzentrum ein Worhshop für kreatives Schreiben mit der deutschen Lyrikerin Nadja Küchenmeister statt. Die 35-Jährige wurde in Berlin geboren, wo sie aufwuchs und heute als freie Autorin lebt. Sie studierte Germanistik und Soziologie an der Technischen Universität Berlin sowie am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Küchenmeister veröffentlichte Gedichte und Prosa in zahlreichen Zeitschriften und Anthologien und arbeitet für den Rundfunk, für den sie auch Hörspiele verfasst. Ihre Gedichtbänder „Alle Lichter“ und „Unter dem Wacholder“ wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. „Am Montag, dem 21. November, wird sie im Rahmen des Festivals ‘Etnovember’ aus ihrem Werk lesen. Die Veranstaltung wird in der Aula der Transilvania-Universität stattfinden. Am nächsten Tag findet der Workshop beim Kulturzentrum statt“, sagt Enache. Als Voraussetzungen für die Teilnahme müsste man die deutsche Sprache gut beherrschen. Deshalb wendet sich die Veranstaltung hauptsächlich an Honterusschüler höherer Jahrgänge und an Studenten der Germanistik-Fakultät. Mehr Informationen unter www.kulturzentrum-kronstadt.ro .