Ein Fest von ganzem Herzen

Professor Helmut Wagner mit Hirscher-Preis in bewegender Feier geehrt

Der Preisträger erhält das Diplom und die Plakette von Olivia Grigoriu, Vorsitzende des Ortsforums und Uwe Leonhardt, Geschäftsführer des Ortsforums.

Wenn er vor dem C-Gebäude stand und etwas rief, hat man ihn bis zum A-Gebäude gehört.

In den Pausen begab er sich oft auf die Jagd nach Rauchern auf Seitenstraßen und in Kneipen. Da die Lokale ihre jugendlichen Kunden nicht verlieren wollten, mussten sich ihre Inhaber Überlebensstrategien ausdenken. Das war auch der Fall der berühmten Bar La Fifi, wo jeden Vormittag die Tür verriegelt wurde und ein Guckloch eingebaut wurde. Alle, die an der Tür klingelten, wurden eingelassen. Außer dem Herrn Professor Wagner.

Diese und viele andere Anekdoten wurden im lustigsten und rührendsten Moment der Feier anlässlich der Verleihung des Apollonia-Hirscher Preises an Helmut Wagner am Abend des 12. Mai im Forumsfestsaal erzählt.

Von ehemaligen und gegenwärtigen Schülern geehrt

Der Moment, der jeden Stand-up Comedy Künstler vor Neid erblassen lässt, wurde von den ehemaligen Honterianern Maximilian Munteanu und Alex Müntz, die seit 23 bzw. 18 Jahren absolviert haben, geboten. Obwohl viele Jahre seitdem vergangen sind, haben sie ihre Schulzeit nicht vergessen. Und auch andere ehemalige Schüler von „Helle”, die ihre Erinnerungen auf der Facebook-Gruppe „Honterus-Absolventen” aufgeschrieben haben. Die besten davon haben Munteanu und Müntz für ihren Moment ausgewählt und vorgetragen. „Es sind die beliebten Lehrer, denen man Streiche spielt. Vor den unbeliebten hat man zu große Angst”, erklärten die beiden. Und es war sicherlich kein einziger ehemaliger Schüler im Saal, der sich nicht an irgend einen Streich erinnern konnte, den man „Helle” gespielt hat. Plötzlich ist die Schulzeit wieder da und man sieht das Skelett aus dem Biolabor vor den Augen, dass die Schüler mit Kleidern angezogen haben. Oder den Skoda des Schulleiters, den die „Gauner” und „Engel mit B vorne”, wie sie Wagner nannte, in Klopapier eingewickelt haben. Auch an den berühmten Schlüsselbund, den er während des Unterrichts dauernd schwang, erinnerte man sich. Auch daran, dass der beliebte Lehrer immer auf der Seite der Schüler war. Und dass er sich auch heute noch an Einzelheiten erinnert, die sogar die Schüler inzwischen vergessen haben.

Auch von den gegenwärtigen Schülern gab es eine Überraschung. „Seine langzeitige Aktivität als Biologielehrer war und wird auch bis heute von vielen Generationen von Schülern geschätzt. Ich persönlich habe Herrn Wagner fünf Jahre als Biologielehrer gehabt und ich erinnere mich immer noch sehr gerne an die freundliche Art des Unterrichts, an alles, was er uns erzählt hat, an die guten Ratschläge, die er uns gegeben hat und an den Stress, den er manchmal verursacht hat. Aber er hat es immer gut mit uns gemeint und wir haben gefühlt, dass er uns lieb hat”, sagte die Elftklässlerin Daria Bărcuțeanu in ihrer Festrede. Es folgte ein anderer Überraschungsmoment mit Gitarre und Gesang, von Antonia Nicolau und Ioana Sâmpetru geboten.

“Wir dürfen nie aufhören zu lernen“

„Mit Herrn Helmut Wagner wird eine Persönlichkeit geehrt, die ihr Wirken auf gute, fundierte Ausbildung der Jugend und die Weitergabe und Erhaltung der siebenbürgisch-sächsischen Traditionen ausgerichtet hat. Herr Wagner hat als Lehrer und Direktor mehrere Generationen von Schülern nach dem Motto <Wir dürfen nie aufhören zu lernen, sind aber ebeno verpflichtet das erworbene Wissen an andere, vor allem die jüngeren Generationen weiterzugeben> angeleitet und unterstützt. Eine bestimmt tagesfüllende Arbeit. Dennoch hat er immer auch die notwendige Zeit für die unvermeidlichen Verwaltungsaufgaben des Direktors gefunden und die Jahrhunderte alte Tradition der Schule erfolgreich weitergeführt”- so Anselm Honigberger, dem 1. Vorsitzenden der HOG der Kronstädter, der leider bei der Preisverleihung nicht dabei sein konnte und dessen Grußworte von Uwe Leonhardt, Geschäftsführer des DFDK, vorgelesen wurden.

„Ein Motivator und Mutmacher”

Die Laudatio auf Helmut Wagner wurde von Klaus Sifft, Geschäftsführer der Saxonia-Stiftung gehalten, auch er ein ehemaliger Schüler. „Lehrer wie Professor Wagner finden es einfach als ihre Lebensaufgabe, Kinder auf ihrem Weg zum Erwachsenenwerden zu begleiten, ihnen zu helfen, kritisch denken eine selbstständige Persönlichkeit zu werden. Professor Wagner war als Lehrer nicht nur ein Wissensvermittler im Klassenraum, sondern auch Motivator, Mutmacher und Regisseur, der die Richtung vorgab. Er stand seinen Schülern immer offen gegenüber, hatte ein Gehör für alle ihre Fragen und Probleme und die waren im Laufe der Zeit nicht wenige. Er hatte eine besondere Art Respekt zu vermitteln, welcher unter seinen Schülern bis heute noch anhält, (...) gab seinen Schülern und insbesondere den Absolventen immer wieder gute Ratschläge für die Zukunft und den weiteren Lebensweg. Beim Schulabschluss pflegte er zu sagen: ich hoffe, sehr geehrte Abiturientinnen und Abiturienten, dass die Schule euch gelehrt hat, Verantwortung für euch und für die Gemeinschaft zu übernehmen. Diese ehrwürdige Schule, in welcher er mehr als 25 Jahre lehrte, trägt er sein Leben als Lehrer und Mensch, wofür wir ihm nun heute die wohlverdiente Auszeichnung ausgeben”.

„Es sind nicht meine ehemaligen Schüler, es sind meine Kinder”

Der glückliche Preisträger zeigte sich überrascht von dem, das ihm geboten wurde: „Es kommt gut als Lehrer zu schauen, dass du deine Schuhe nicht umsonst auf dem gepflasterten Schulhof abgetreten hast. Dieser Preis bedeutet für mich jetzt die Erfüllung meiner Lebenstätigkeit”.

Er dankte nicht nur seiner Ehefrau, dem Forum, der HOG, der Schule, der Kirche und den Institutionen, mit denen er zusammengearbeitet hat, sondern auch seinen Schülern.

„Es sind nicht meine ehemaligen Schüler, es sind meine Kinder, für die ich gelebt habe

und für die ich bis auf den heutigen Tag etwas spüre. (...) Alle konnte man nicht zufrieden stellen. Aber wie ich heute gehört habe, waren doch sehr, sehr viele mit dem strengen Helle zufrieden. Ich habe versucht, die Traditionen aufrecht zu erhalten. Das Neue muss man akzeptieren. Die Gesellschaft muss weiterlaufen. Neues muss gefördert werden. Es gehört zum Alltag. So wie Thomas Morus sagte: Traditionen bedeuten nicht das Halten der Asche, sondern das Weiterführen der Flamme. Diese Flamme darf in unserer Gesellschaft nie erlöschen. Wer in die Zukunft sehen möchte, darf die Vergangenheit nicht vergessen.

Ich bin aber sicher, wir sind auf einem guten Weg. Und dieser Weg muss weiter fortgeschritten werden”.

Die diesjährige Verleihung des Apollonia Hirscher Preises war keine steife Zeremonie mit langen, vom Papier abgelesenen Reden, in denen der Preisträger gelobt wird. Sondern ein fröhliches Fest mit Überraschungen, die vom ganzen Herzen kamen und wo aus ganzem Herzen gelacht wurde. Ein großer Lob geht auch an Elena und Paul Cristian, die mit Violine und Klavier für die musikalische Umrahmung gesorgt haben.

Wie viele der Teilnehmer bestätigten, war es eine der gelungensten Veranstaltungen in diesem Jahr. Wer nicht dabei war, hat wirklich etwas verpasst. Eins ist sicher: man braucht mehr solche Veranstaltungen.