Ein Jahrhundert seit dem Kriegsjahr 1916

Ausstellung im Kronstädter Geschichtsmuseum

Der Bartholomäer Todesschützengraben – eine besonders blutige Kronstädter Kriegsepisode.

Plakate, die für österreichische Kriegsanleihen werben.
Fotos: Ralf Sudrigian

Am Marktplatz kann bis einschließlich Dezember dieses Jahres die Ausstellung „Braşov Kronstadt Brassó - Expoziţia Centenarului“ gesehen werden. Sie ist Teil der Veranstaltungen, die an das Weltkriegsjahr 1916 erinnern, das gerade für Kronstadt sich als sehr dramatisch erweisen sollte. Es war bekanntlich das Jahr des Kriegseintritts des damaligen Königreichs Rumänien (am 27. August) auf Seiten der Entente, das auf seine Neutralität verzichtete, hauptsächlich um Transsilvanien, das Teil der österreich-ungarischen Doppelmonarchie war, dem rumänischen Königreich zuzuführen. Eine der ersten wichtigen Kriegshandlungen war die Besetzung Kronstadts am 29. August verbunden mit der Einsetzung einer rumänischen Stadtverwaltung. Die rumänische Verwaltung dauerte aber lediglich knappe 40 Tage, denn die militärische Gesamtlage änderte sich dramatisch und es kam zur Schlacht um Kronstadt (7. und 8. Oktober), bei der die deutsche und die österreich-ungarische (k.u.k.) Armee die rumänischen Soldaten zum Rückzug aus Kronstadt zwangen.

Die in drei Räumen im ersten Stock modern und multimedial gestaltete Ausstellung nimmt sich vor, die Akteure dieser Kriegshandlungen vorzustellen mit vielem was damit verbunden ist: Propaganda, Opfer, Echo, Folgen. Die vom Geschichtsmuseum (Direktor Nicolae Pepene) und Kreisrat Kronstadt in Zusammenarbeit mit mehreren Partnern zusammengestellte Ausstellung zeigt, mit knapp gehaltenen begleitenden Erklärungen in Rumänisch und Englisch, Uniformen, Waffen, militärische Auszeichnungen und Urkunden aller beteiligten Armeen, historisches Fotomaterial, Karten, k.u.k.-Plakate für Kriegsanleihen, zwei Zeitungsausschnitte aus der Kronstädter rumänischen Tagespresse mit enthusiastischer Begrüßung der als Befreier gefeierten rumänischen Soldaten, aber auch mit einer Verdammung derselben, als sich die Lage geändert hatte und sie nicht mehr Helden sondern „Verräter“ und Feinde genannt wurden.

Einen zentralen Platz nimmt die Darstellung der als „Tranşea morţii“ (Todesschützengraben) bekannten Kriegsepisode ein, als beim Bahndamm in Bartholomä rund 250 rumänischen Soldaten von einem deutschen und einem k.u.k-Maschinengewehr niedergeschossen wurden. Sie wird als eine blutige Kriegshandlung dargestellt, stellvertretend für die unermesslichen Leiden, die ein Krieg mit sich bringt, nachträglich durch Postkarten noch propagandistisch ausgeschlachtet. Es war aber nicht ein Gemetzel, das von einem im Bartholomäer Kirchturm ausgestellten Maschinengewehr ausging, so wie das noch vor Jahren im Geschichtsmuseum selber dargestellt wurde (siehe „Schoss ein Maschinengewehr vom Bartholomäer Kirchturm?“ von Wolfgang Wittstock, KR Nr. 4/29.01.2009). Zu sehen ist auch die Holztafel mit der Kriegsnagelung als Mittel zur Spendensammlung für die k.u.k.-Armee, die 1916 auch in Kronstadt stattfand und an der sich praktisch alle sächsischen Vereine und Strukturen der Stadt mitbeteiligt hatten.