Ein kultureller Treffpunkt

Humanitas-Verlag eröffnet in Kronstadt eigene Buchhandlung

Großer Andrang herrschte bei der Eröffnung der Humanitas-Buchhandlung am Alten Marktplatz.

Verlagsleiter Gabriel Liiceanu in Kronstadt. Fotos: Ralf Sudrigian

Die neue Humanitas-Buchhandlung am Alten Marktplatz 16 konnte vor einer Woche bei ihrer feierlichen Eröffnung nicht all jenen Platz bieten, die bei dieser Veranstaltung dabei sein wollten. So groß war das Interesse der Kronstädter für dieses Kulturereignis. Ausschlaggebend dabei war wohl auch die Gelegenheit, einigen der großen Namen der rumänischen Literatur- und Kulturszene persönlich zu begegnen und vielleicht von ihnen auch eine Widmung in einem ihrer Bücher zu erhalten. Horia Roman Patapievici, Andrei Pleşu, Lucian Boia, Ioana Pârvulescu, Dan C. Mihăilescu sind nämlich Autoren die vom bekanntesten rumänischen Verlag, Humanitas, veröffentlicht werden. Verlagsleiter Gabriel Liiceanu, er selber Kulturphilosoph und Schriftsteller, äußerte seine Freude, nun auch Kronstadt in der Reihe der Städte aufzählen zu können, wo „Humanitas“ durch eigene Buchhandlungen präsent ist.

Liiceanu ging in seiner Eröffnungsansprache auf den besonderen Standort ein, wo dieser Buchladen untergebracht werden konnte. Der evangelischen Kirchengemeinde A.B. Kronstadt (die Honterusgemeinde) und dem Kronstädter Architekten Johannes Bertleff sei es zu verdanken, dass ein altes, wertvolles Gebäude gerettet werden konnte und nun im Erdgeschoss als Zentrum und Treffpunkt für Bücher- und Kulturfreunde zur Verfügung stehe. Denn das nimmt sich diese Buchhandlung vor, sagte Liiceanu. Ein reiches Programm an Veranstaltungen, Lesungen bekannter Autoren sollen außer Büchern die Kronstädter da erwarten und erfreuen.

Jeder der prominenten Gäste hatte im Prinzip fünf Minuten Redezeit, um nachher bei einem Glas Wein weiter Gespräche zu führen und Autogramme zu erteilen. Den Anfang machte Ioana Pârvulescu. Die gebürtige Kronstädterin freute sich, dass eine neue Buchhandlung in der Inneren Stadt hinzukommt. Von den Läden an die sie sich noch aus ihrer Kindheit erinnern könne, erkenne sie heute nur noch zwei die ihr Profil beibehalten hätten: die Buchhandlungen Co{buc in der Purzengasse und Şt. O. Iosif in der Klostergasse. Hinzu kamen inzwischen, ergänzen wir, die Cărtureşti- und die Okian-Buchhandlung am oder sehr nahe vom Marktplatz, so dass Kronstadt bezüglich der Dichte der zentralen Buchläden sehr gut dasteht.

Die besondere Gestaltung der Räume und ihre Ausstrahlung in der Buchhandlung  drohen sogar die Bücher in den Schatten zu stellen, hieß es in einer der Ansprachen. Einige der Gäste (Patapievici, Liiceanu) erinnerten an persönliche Beziehungen und Erfahrungen zu Siebenbürgen und Kronstadt, wobei im Vergleich dazu die Bukarester gar nicht gut abschnitten. Kronstadt verdiene, es in einem Netz der „Kulturhauptstädte des Landes“ seinen Platz zu finden. Der Literaturkritiker Dan C. Mihăilescu äußerte in seiner ihm eigenen ironischen Art, zwei gute Gründe für eine besondere Genugtuung, „Humanitas“ nun am Kronstädter Alten Marktplatz vertreten zu wissen: Zum einen haben die jahrhundertelang nur vor den Stadtmauern in der Oberen Vorstadt (Schei) lebenden Rumänen nun einen weiteren Teil des alten Kronstadts „erobern“ können; zum anderen sei vor gut 20 Jahren gerade aus Kronstadt unter Alexandru Mu{ina eine ungerechtfertigte Kampagne gegen Noicas Schüler Liiceanu und Ple{u und deren Freundeskreis geritten worden.

Kronstadt ist nun um eine Buchhandlung reicher. Deren Inhaber versprechen, sich mehr vorzunehmen als nur einen guten Umsatz zu erzielen. Vielleicht wird diese Buchhandlung auch ein Ort, wo deutsche Literatur nicht nur in übersetzter Variante zu finden sein wird.