Ein optimistischer Rentner und gelegentlicher Diplomat

Nach längerer Zeit wieder Buchvorstellung im Kronstädter aldus Verlag

Gastgeberin Astrid Hermel, Dan Despan, Doina Baniţiu, Octav Bjoza (von links nach rechts) bei der Buchvorstellung Foto: Dieter Drotleff

Immer wieder wartet der Kronstädter aldus Verlag mit Neuerscheinungen auf, die in der eigenen Druckerei erstellt wurden und in der Buchhandlung zum Verkauf angeboten werden. Doch werden da relativ selten auch Buchvorstellungen organisiert deren Medienwirkung für eine bessere Werbung für das Haus sorgen würden. Zu einer Buchvorstellung hat nun dennoch kürzlich Verlagsleiterin Astrid Hermel in der Karwoche  eingeladen, eine Aktion, die sich eines großen Erfolgs erfreute. Anlass war das Erscheinen des Gedichtbandes „Scheiul cu poveştile lui“ ( Schei/Obere Vorstadt mit ihren Geschichten) von Dan Despan – einem da geborenen, waschechten Obervorstädters. Er dichtet, malt und singt und dieses alles wirklich mit großer Begabung. Allerdings trat er  bisher kaum an die große Öffentlichkeit, obwohl er nicht mehr der Jüngste ist. Künstlerisch wirkte er mehr in seinem engeren Umkreis.

Geboren wurde Dan Despan 1942 in der Oberen Vorstadt. Für die dortige Gemeinschaft hat er sich stets mit viel Hingabe eingesetzt. Er sang im Chor der Kronstädter Oper; als Amateurmaler hat er zahlreiche Häuser und Landschaften aus dem Schei-Viertel in seinen Aquarellen festgehalten; er schreibt Gedichten  die den Leser ansprechen. Zudem hat er bis heute seine sehr gute Stimme behalten. Er singt gerne im Freundeskreis. Eine von ihm mit seinem Musiklehrer Bârsan herausgebrachte CD umfasst sogar Jodler und Wanderlieder.

Gesellschaftlich ist Despan  im Kirchenrat der orthodoxen Kirche „Sfânta Treime“ im Schei-Stadtteil aktiv, wie auch in der Brauchtumsgruppe der Alten Juni, die aus der Tradition dieses Stadtteiles nicht wegzudenken sind. Der rüstige Rentner schreibt für die Publikation „Printre Chetre“ (Zwischen Steinen) die periodisch für die hiesigen Bewohner herausgebracht wird. Alles macht er mit viel Humor und Lebensfreude, sodass es nicht verwunderlich ist, wenn auf seiner Haustüre folgende Anschrift zu lesen ist: „Dan Despan, optimistischer Rentner und gelegentlich Diplomat“.

 Vorgestellt wurde sein Wirken und Schaffen von Doina Bani]iu, die auch das Nachwort zum nun aufliegenden Band verfasst hat und ihn als begabten Verfasser von Versen, als Kulturmenschen vorstellte. Der Autor ist bei seinem zweiten Gedichtband. Der erste erschien ebenfalls bei aldus und ist vom Format her ein Miniaturband. Themen, die er in seinen Gedichten widerspiegelt und immer wieder auch neu aufgreift, sind Schei, das Burzenland, die schöne Landschaft  im Umfeld, Menschen seines Umfeldes und vor allem seine Gattin und die Familie der er alles verdankt, wie er selbst einige Male betonte. Ein viel umfangreicherer Band mit Gedichten und von ihm dazu angefertigten Illustrationen ist ebenfalls bei aldus in Vorbereitung. Doch der gegenwärige, nur 50 Seiten umfassende Gedichtband, sollte vor Ostern erscheinen, da darin mehrere Verse diesen Festtagen und dem damit verbundenen Brauchtum bei der orthodoxen Bevölkerung der Oberen Vorstadt verbunden sind. Sicher spricht der Band die Leser an und ist auch unseren Lesern zu empfehlen die gute Kenner der rumänischen Sprache sind. Sie werden daran ihre Freude finden und die Texte genießen.

Dan Despan hat nicht immer ein leichtes Leben gehabt, wie Octav Bjoza, Vorsitzender des Verbandes der ehemaligen politischen Häftlinge, bei der Buchvorstellung betonte, da dessen Vater 15 Jahre hinter Gittern als politischer Häftling verbrachte und somit die Folgen auch der Sohn immer wieder zu spüren bekam. Doch sein Optimismus war ausschlaggebend, um über alle Schwierigkeiten hinweg zu kommen.

Verlagsinhaberin Astrid Hermel zeigte sich angesprochen von der Sensibilität der Verse des Autors und kündigte das Erscheinen eines weiteren, inhaltsreicheren Bandes an. In dem Vorwort zu dem aufliegenden Band, der drucktechnisch und grafisch unter sehr guten Voraussetzungen bei aldus erschienen ist, betont Prof. Nicu Vlad die gesellschaftliche  Rolle, die der Autor in diesem Stadtteil, in seinem  unmittelbaren Umfeld spielt und gespielt hat. Somit kann man nur mit Interesse auf die nächste Buchvorstellung des Autors warten.