Ein vielfältiges Programm

Film, Theater, Fotografie und Literatur beim Deutschen Kulturzentrum Kronstadt

Mit den Deutschen Filmtagen, einer Veranstaltung, die schon zur Tradition geworden ist, wird am 6. März das diesjährige Kulturprogramm des Deutschen Kulturzentrums Kronstadt starten. Bis Sommeranfang gibt es eine Reihe von spannenden Events für das Publikum, das an der deutschen Sprache und Kultur interessiert ist. Im Programm stehen noch ein Workshop mit dem aus Kronstadt stammenden Fotografen Fritz Schiel und eine Ausstellung mit seinen Werken, eine Theatervorstellung für Kinder, ein Konzert anlässlich des Beethoven-Jahrs, eine Lesung der Schriftstellerin Dana von Suffrin und eine weitere Theatervorstellung, diesmal im Rahmen des Festivals für politisches Theater, das in der Redoute stattfinden wird. Weiterhin finden Literaturbegeisterte in der Bibliothek des Kulturzentrums die neuesten Romane, die auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises standen.

Drei Filme von Frauen

Filmemacherinnen stehen im Zentrum der diesjährigen Auflage der Deutschen Filmtage in Kronstadt. Alle drei Filme, die in diesem Jahr zwischen dem 6. und dem 8. März in der Patria-Kinemathek zu sehen sind, wurden von Frauen gemacht. „Die Diskussionen über Geschlechtergerechtigkeit in der Film- und Kinoszene, die seit ein paar Jahren läuft, hat uns auf die Idee gebracht, in diesem Jahr nur Filme von Regisseurinnen zu zeigen“, erklärt Carmen Zmaranda, Kulturassistentin beim Deutschen Kulturzentrum.

Somit haben die Kronstädter haben die Chance, den Film Systemsprenger von Nora Fingscheidt, der im letzten Jahr für Aufsehen bei der Berlinale sorgte, zu sehen. Es geht um die neunjährige Benni, die als Problemkind bezeichnet wird. Pflegefamilie, Wohngruppe, Sonderschule: Egal, wo sie hinkommt, fliegt sie auch wieder raus. Als es keinen Platz mehr für Benni zu geben scheint und keine Lösung mehr in Sicht ist, versucht der Anti-Gewalttrainer Micha, sie aus der Spirale von Wut und Aggression zu befreien.

Beim zweiten Film im Programm handelt es sich um den Dokumentarfilm Born in Evin“, der die Geschichte der Familie von Regisseurin und Schauspielerin Maryam Zaree erzählt. Die Regisseurin macht sich  an die Erforschung der Umstände ihrer Geburt in einem der berüchtigtsten politischen Gefängnisse der Welt.

Der dritte Film, „Schwimmen“, in der Regie von Luzie Loose, erzählt die Geschichte von Elisa und Anthea, zwei ganz unterschiedlichen Mädchen, deren Freundschaft ihnen in einer schwierigen Phase ihres Lebens Halt und Orientierung gibt. Sie werden beste Freundinnen und entwickeln ein Spiel, in dem sie alles, was sie tun, mit ihren Handykameras festhalten. Schon bald kommen sie auf die Idee, die Kamera umzudrehen und heimlich ihre Mitschüler zu filmen, die Elisa früher fertiggemacht haben. Aus ihrer engen Freundschaft entwickelt sich eine zerstörerische Dynamik, die bedrohlich wird für alle, die den beiden in die Quere kommen. Die Mädchen werden von Opfern zu Täterinnen.

Ebenfalls werden im Rahmen des Filmfestivals eine Reihe von Kurzfilmen von der Plattform „The German Short Film Association (AG Kurzfilm)” gezeigt.
Der Eintritt zu allen Filmen ist frei.

Fotografie und Kindertheater im März und April

Ende März geht es weiter mit einem Workshop, der sich an Fotografie-Liebhaber richtet. Diese werden am 24. und 25. März  mit dem Fotografen Fritz Schiel auf Erkundungsreise durch die alten Industriegelände der Stadt gehen. Anschließend an den Workshop wird am 26. März die Vernissage einer Fotografieausstellung von Schiel stattfinden.

Fritz Schiel wurde 1945 in Kronstadt geboren und wuchs am Schlossberg auf. 1960 siedelte die Familie nach Deutschland über. Obwohl seine Mutter als Fotografin tätig war, schlug er beruflich eine technische Laufbahn ein. Erst ein Aufenthalt in New York Ende der 90er Jahre und der Einfluss befreundeter Künstler waren Anlass für ihn, sich mit der Fotografie künstlerisch auseinanderzusetzen. Er hat in Valley und Bayrischzell sowie in München (Seidlvilla und Aspekte Galerie im Gasteig) ausgestellt. Letztes Jahr konnten die Kronstädter seine Werke im Rahmen einer Ausstellung im Kunstmusem bewundern.

Für den 1. April ist eine Kindertheatervorstellung angesagt. Fünf Spielzeugpuppen – alle verletzt – sitzen in der Puppenwerkstatt und warten, warten, warten... Aber, warum hat die rollende Ente ein Rad ab? Und wie hat Pinocchio seine Nase wirklich verloren - wurde sie abgebissen? In welchem Zusammenhang stehen Honig und der kaputte Arm und das kaputte Auge des Bären? Wo ist die Krone des Froschkönigs geblieben? Wer ist der Walzerkönig vom Südpol? Und was hat das Ganze mit einem Gedicht von Ernst Jandl zu tun?! Wer die Antworten auf diese Fragen wissen will, sollte unbedingt in die Redoute kommen, um die Aufführung „Fünfter sein“ mit Christiane Kampwirth zu sehen. Es wird zwei Vorstellungen geben, jeweils um 10 und 12 Uhr.

Beethoven und Jazz

Auch anlässlich des 250. Beethoven-Jubiläums hat das Kronstädter Kulturzentrum etwas vorbereitet. Am 2. Mai tritt das Bonner „Marcus Schinkel Trio“ im Patria-Saal auf. In „Crossover Beethoven“ werden die Kompositionen des Meisters durch Jazz-Akkorde neu interpretiert. Neben Weiterentwicklungen berühmter Motive wie dem der 5. „Schicksalssymphonie“ in „Going on the 5th“ und Improvisationen („Die Wuth über den verlorenen Euro“) gibt es auch Eigenkompositionen („Without Chains“). Marcus Schinkel (Piano), Wim de Vries (Schlagzeug) und Fritz Roppel (Kontrabass) gehen mit ihrem Programm Wege jenseits des Mainstream-Repertoires vieler Klavierjazz-Trios.

Am 5. Mai folgt eine Lesung der deutschen Schriftstellerin Dana von Suffrin, die ihren Debütroman „Otto“ (Verlag: Kiepenheuer & Witsch) in Kronstadt vorstellen wird. Im Roman wird von einem jüdischen Patriarchen erzählt, der zum Pflegefall wird. Otto ist in Siebenbürgen, Rumänien als Jude geboren, er ist dann nach Israel gekommen, bis er schließlich 1978 nach Deutschland ging, heiratete und zwei Kinder bekam. Dana von Suffrin hat für „Otto“ den Michael-Kühne-Preis für das beste Romandebüt erhalten. Die Lesung findet in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Forum Kronstadt statt.

Die letzte Kulturveranstaltung des Halbjahrs ist eine Theatervorstellung. Hans Schleif war Architekt, Archäologe, Familienvater und ranghohes Mitglied der SS. Sein Enkel, der deutsche Schauspieler Matthias Neukirch, begibt sich auf die Suche nach der Biografie seines Grossvaters. Er beginnt eine Recherche in Dokumenten, Archiven und den Erinnerungen der Familie, die Neukirch mitten in die Gegenwart und zu sich selbst führt. Die Produktion des IKF – Institut für künstlerische Forschung Berlin und des Deutschen Theaters Berlin wird Anfang Mai im Rahmen des Festivals für politisches Theater bei der Redoute gezeigt.

Mentorenprogramm für Deutschlehrer

In diesem Jahr entwickelt das Deutsche  Kulturzentrum auch ein Mentorenprogramm für Deutschlehrer. „Es werden Leute gesucht, die  ein sehr gutes Sprachniveau haben, den Wunsch äußern, auch anderen die deutsche Sprache beizubringen, bereit sind, Zeit und Energie in eine praktische Ausbildung zu investieren und ein zusätzliches Einkommen durch das Unterrichten von Deutsch als Fremdsprache verdienen möchten. Wir bieten ihnen die Möglichkeit an, von unseren Mentoren zu lernen“, erklärt Roxana Florescu, Leiterin des Kulturzentrums. Interessenten werden eine praktische Fortbildung beginnen, die zwischen 2 und 4 Monate dauern wird, um ihre didaktischen Kompetenzen zu bilden. Anschließend üben sie ihre Kenntnisse, indem sie zuerst kleine Sequenzen in den Deutschkursen des Kulturzentrums übernehmen. Sie setzen Ihre Ausbildung fort, indem sie an den Seminaren des Goethe-Instituts und der Deutschen Kulturzentren teilnehmen. Die Dauer des Programms beträgt mindestens 3 Jahre. In dieser Zeit werden die im Kulturzentrum unterrichteten Stunden aufgrund eines Vertrags bezahlt. Informationen unter: 0726.312808 (Dana Dudu) oder 0722.303072 (Roxana Florescu).