Eine ferne Reise und kein Heimweh

Beim Bartholomäer Männerabend ging es diesmal um Sambia

Der zur Tradition gewordene Männerabend in der Kronstädter evangelischen Kirchengemeinde Bartholomae hatte am Mittwoch, 9. November, eine Reise ins ferne Sambia angekündigt, die durch den Bildvortrag von Matthias Roos im Gemeinderaum des Bartholomäer Pfarrhauses zustande kommen konnte. Mat-thias, den Kronstädtern vor allem als Gründer und Leiter der Jugend-Blasmusikgruppe bekannt, ist mit Ehefrau Caty und Tochter Sophie in diesem afrikanischen Land in den letzten drei Jahren gleich zweimal gewesen. Das war kein Zufall denn der von Caty Roos geleitete Hilfsverein „Eltera“ unterstützt in der Nähe der Stadt Luanshya die Austeilung von Mahlzeiten an die Schüler einer staatlichen Schule. Dort soll, falls die Eltera-Spendenkampagne das ermöglicht, auch ein Essraum gebaut werden, wo die Schüler ihre Mahlzeit unter besseren Bedingungen aufgetischt bekommen als das zurzeit der Fall ist. Die Werbung für dieses Hilfsprojekt (einschließlich dank Fernsehberichten) zeigt erste Erfolge. Es scheint, dass der Einsatz für Kinder im fernen Afrika viele Leute hierzulande nicht gleichgültig lässt, dass das Gefühl, helfen zu können mit der großen Entfernung zum Standort des Projekts eher zunimmt, obwohl z.B. auch Hilfe für hiesige arme Roma-Familien zustande kommt.

Die rund zwanzig anwesenden Männer konnten Interessantes über Sambia erfahren, ein Land, das bis 1964 als Nord-rhodesien und britische Kolonie bekannt war. Englisch als Amtssprache und Linksverkehr sind erhalten geblieben. Heute ist der Staat, der flächenmäßig fast dreimal größer ist als Rumänien (wobei die Einwohnerzahl dieselbe ist), ein Land das sich als „christliche Nation“ definiert mit einem Anteil von 75 Prozent der Landesbevölkerung als Mitglieder evangelischer Kirchen. Die römisch-katholische Kirche ist mit 20 Prozent ebenfalls gut vertreten. Diese Daten und weitere Infos ergänzten die zahlreichen Fotos und die damit verbundenen Eindrücke, die Matthias vor Ort sammeln konnte. Freundliche Leute habe er angetroffen, die gern mehr wissen wollten von der weißen Familie, die den weiten Weg bis zu ihnen angetreten hatte. Eine hohe HIV-Inzidenz, die relativ geringe Zahl von älteren Leuten, die auf den Straßen zu sehen war, wie auch jene von übergewichtigen Personen, lassen auf einen Lebensstandard schließen, der viel bescheidener als der europäische ist. Konkreter merkt man das im Alltag: Trinkwasser kommt vom Brunnen und nur dort wo es diese gibt; die Kanalisation fehlt und auch die Stromversorgung ist in der Schule nicht gesichert. Dort lernen rund 800 Kinder in viel zu wenigen Klassenräumen, so dass der Unterricht auch im Freien und in mehreren Schichten ablaufen muss.

Dass manche Frauen Perücken aus indischem glatten Import-Haar tragen, dass in manchen Geschäften die Ware hinter einem Drahtgitter ausgestellt und nur nach Vorbestellung und Bezahlung vom Verkäufer zu haben ist, sind Besonderheiten, die für Staunen im Gemeinderaum sorgten. Elefanten, Giraffen oder Löwen konnte Familie Roos nicht vor Augen bekommen, dafür aber jede Menge exotischer Früchte auf dem Markt neben Hülsenfrüchten, Tomaten, Paprika, Kraut, so wie wir sie auch bei uns kennen oder Hühner, die lebend direkt aus dem Pkw-Kofferraum verkauft werden. Vieles war ungewöhnlich und gewöhnungsbedürftig, sagte Matthias. Er habe sich aber nie gefährdet gefühlt und hätte eigentlich gern seinen Aufenthalt verlängert.

Es war eine kurzweilige Vorstellung einer uns so fernen und praktisch unzugänglichen Welt; ein Vortrag dessen Fülle an aus Zeitmangel nicht gezeigtem Bildmaterial auch eine Fortsetzung haben wird. Die Zeit wurde knapp, da die Gastgeber mit einem leckeren Abendessen (Chefkoch war wie gewöhnlich Kurator Albrecht Klein) nebst Bier, Wein, Schnaps und Kaffee aufwarteten und da die Sambia-Reise nicht weitere Gespräche anlässlich dieser Männerabend-Runde ausschließen sollte.