Eine unkonventionelle Buchvorstellung

Fünf Stücke von Elise Wilk in einem Band veröffentlich

Nach der Vorstellung des Bandes „În spatele geamurilor sunt oameni” (Verlag Tracus Arte, Bukarest, 2019) in Bukarest, Neumarkt und Temeswar bot am 26. November das Café „Tipografia“  in Kronstadt, der Geburtsstadt von Elise Wilk, die Gelegenheit, sie als junge und erfolgreiche Dramatikerin zu treffen.
Die einleitenden Worte sprach Dozent Dr. Adrian Lăcătuș, Dekan der Philologie-Fakultät der Kronstädter Transilvania-Universität. Er unterstrich den natürlichen, dynamischen  und so echt klingenden Ton der Theaterstücke – eine Voraussetzung und Erklärung, weshalb Wilks Stücke in den letzten Jahren immer öfter, und das nicht nur in Rumänien, ihren Weg auf die Bühne gefunden haben. Theaterautoren seien heute nicht gerade zahlreich, die wenigsten von ihnen hätten auch die Genugtuung, ihre Stücke aufgeführt, besprochen und anerkannt zu sehen. Elise Wilk habe das erreicht – ein Grund für Freude und Stolz ihrer Kronstädter Mitbürger.
Die überwiegend junge Zuhörerschaft hatte anschließend die Gelegenheit, in der Lektüre der Schauspielerin Mihaela Alexandru und ihres Kollegen Marius Cisar Auszüge aus dem Stück „Crocodil“ zu hören.
Es ist eines der fünf im Band enthaltenen Stücke und es ist repräsentativ dafür, was und wie unsere Redaktionskollegin als Bühnentext schreibt: ein durch seine Emotionen und Phantasien ergreifender Monolog eines Jungen, der mit seinen Gedanken und Gefühlen, beim Verlust seines Vaters, sich allein gelassen sieht und nun seinen Weg suchen und finden soll. Dass er eher Mädchenkleider tragen würde und sich so besser fühlt, macht ihn zum Außenseiter und zum Opfer.
In der Frage-und-Antwort-Runde, die der Lesung folgte und der sich Elise Wilk gern stellte, kam zur Sprache, wie die Jugendlichen in unserer Gesellschaft untereinander, mit den Eltern, mit der Schule, mit der Freiheit, mit den altersspezifischen Ausei-nandersetzungen zurecht kommen. Wilks journalistische Ausbildung wurde angesprochen. Denn, manche Passagen ihrer Stücke scheinen Mitschnitte von Alltagsgesprächen, protokollierte Interviews zu sein – so realitätsnah und unverfälscht gelangen diese Aussagen von der Bühne zum Publikum, so überzeugend sprechen und agieren die „Helden“ ihrer Stücke, in denen sich wahrscheinlich viele ihrer Zuschauer wiederfinden können oder mit denen sie mitfühlen können.
Das sei nicht der Fall, versicherte die Dramatikerin. Beobachten, zuhören, sich ins Geschehen versetzen können, auch Verständnis und Sympathie sind gefragt. Sie liebe eigentlich alle ihre Gestalten. Wie könne das auch anders sein, wenn sie ihre „Schöpfung“ seien? Die Zusammenarbeit mit Schauspielern und Regisseuren, Zukunftsprojekte waren weitere Themen dieses Treffens an einem lockeren, unkonventionellen Buchvorstellungs-Abends der mit einer Autogrammrunde endete. Konvention und Illusion brachte auch Marius Cisar, Direktor des Reduta-Kulturzentrums, ins Gespräch.  
Beim „Theater spielen“ sind wir uns einig, dass wir etwas Vorgemachtes verfolgen. Aber diese Illusion ist der Energieträger, das Mittel für die Erkundung einer anderen Welt mit allem was diese an Unterhaltung, Spannung oder Botschaft zu bieten hat. Befragt, welche Zuschauer ihr am liebsten bei ihren Stücken wären, antwortete Wilk: „Jene, die noch nie in einem Theatersaal gesessen sind.“ Denn vielleicht finden sie so den Zugang zu dieser faszinierenden Welt.
Für jene, die Elise Wilks fünf Stücke noch nicht sehen konnten, bietet ihnen  der vorgestellte Band (der per Internet bestellt oder in manchen Kronstädter Buchhandlungen gekauft werden kann) den Zugang  über die Lektüre.