Evangelischer Kirchentag, Höhepunkt des Reformationsjubiläums im Vorjahr

Rückblick auf die Seelenzahlen der Gemeinden des Kronstädter Evangelischen Kirchenbezirkes A.B. im Jahr 2017

Bischof Reinhart Guib (rechts) und Landeskirchenkurator Friedrich Philippi pflanzten ein Apfelbäumchen im Kirchhof der Obervorstädter Kirche in Kronstadt während des Kirchentages.
Foto: der Verfasser

Bischof Reinhart Guib (rechts) und Landeskirchenkurator Friedrich Philippi pflanzten ein Apfelbäumchen im Kirchhof der Obervorstädter Kirche in Kronstadt während des Kirchentages.
Foto: der Verfasser

Ohne Zweifel war der Höhepunkt des 500. Reformationsjubiläums innerhalb der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien der in Kronstadt veranstaltete Kirchentag der unter dem Motto „Aus gutem Grund: Evangelisch in Rumänien“ vom 29. September bis 1. Oktober 2017 stattgefunden hat. Veranstalter waren die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien (EKR) und die ungarischsprachige Evangelisch-Lutherische Kirche in Rumänien (ehemalige „Evangelische Synodal-Presbyterianische Kirche Kirche A.B.) Es war der erste Kirchentag nach 18 Jahren, der da organisiert worden ist. Die organisatorische Hauptaufgabe fiel dabei auf die Gastgeber, die Kronstädter Evangelische Kirchengemeinde A.B., die Honterusgemeinde.

Daran beteiligten sich über 1000 Teilnehmer, darunter etwa 70 Ehrengäste aus dem In- und Ausland. Am Sonntag, dem 1. Oktober, erklang das Glockenläuten in allen Kirchen, um zehn Uhr fanden in 15 evangelischen Kirchen des Burzenlandes und vier lutherischen Kirchen Gottesdienste mit der Beteiligung von kirchlichen Würdenträger aus dem In- und Ausland statt. Die Kirchengemeinden als Teil des Kronstädter Bezirkskonsistoriums, dessen Dechant, der Bukarester Stadtpfarrer Dr. Daniel Zikeli, und Bezirkskirchenkurator Ortwin Hellmann sind, zeigten sich dabei ebenfalls von ihrer besten Seite als Gastgeber und Organisatoren.

„Auch nach dem Reformationsjubiläum hat sich das Landeskonsistorium der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien (EKR) entschlossen, jedes Jahr einen neuen Hauptschwerpunkt zu setzen. Mit dem Thema `Evangelische Freiheit` im Jahr 2018 hat die Kirchenleitung ein Thema der Reformation aufgenommen, das in der heutigen politischen und gesellschaftlichen Situation in Rumänien wie in Europa vermehrt und verstärkt Gestalt annehmen kann, ja erforderlich ist. Dies Thema geht zurück auf eine der wichtigsten Schriften des Reformators Martin Luther `Von der Freiheit eines Christenmenschen`, 1520 herausgegeben... Mit der `evangelischen Freiheit` ist diese christliche Freiheit gemeint, die Freiheit von äußeren und inneren Zwängen und die Freiheit zur Verantwortung“ unterstrich der Bischof der EKR, Reinhart Guib. Im Sinne dieser Freiheit hat die EKR an zwölf verschiedenen Orten in Europa, die besondere Bedeutung für die Reformation haben, „12 Apfelbäumchen für ein klares Wort“, darunter auch in Kronstadt im Hof der Obervorstädter Kirche, während des Kirchentages gepflanzt.

Die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien sieht sich mit einigen schwerwiegenden Problemen konfrontiert wie ständige Abnahme der Zahl der Kircheglieder, Alter, sozialer Beistand, die Instandhaltung der Gotteshäuser und Kirchenburgen. Der starke Exodus nach der politischen Wende von 1989 hat den Schwund der Kirchenglieder besonders beschleunigt, so dass gegenwärtig noch rund 12.000, das bedeuten etwa 12 Prozent der im Dezember 1989 noch vorhandenen Gemeindeglieder, in 239 Kirchengemeinden leben. Es gibt in Siebenbürgen schon zahlreiche Kirchengemeinden, die gegenwärtig keine Gemeindeglieder mehr haben. Unterteilt in fünf Kirchenbezirke, steht zahlenmäßig an erster Stelle weiterhin der Kronstädter Kirchenbezirk der am 31. Dezember 2017 4366 Kirchenglieder, darunter 130 mit Sonderstatus in den 46 Kirchengemeinden zählte. Auch flächenmäßig ist dieses der größte Bezirk, der dadurch viele organisatorische Probleme aufwirft.

Hauptanwalt der Evangelischen Landeskirche Friedrich Gunesch stellte in den „Landeskirchlichen Informationen“ der Beilage der „Kirchlichen Blätter“ Nr. 4/2017 Zukunftskonzepte der EKR vor. Das Landeskonsistorium steht somit nicht tatenlos der Perspektive gegenüber. Dabei bezog er sich auf Solidarität und Nachhaltigkeit in der Kirche, stellte als neue Formen des Zusammenlebens und als Einrichtungen und neue Konstruktionen die Verbände von Kirchengemeinden, die Zweitmitgliedschaft von Ausländern, die Landeskirchlichen Solidaritäts- bzw. Nachhaltigkeitsfonds vor. Der Solidaritätsfonds wird aus 3 Prozent der Einnahmen aus allen Verkäufen des Landeskonsistoriums, der Bezirkskonsistorien, der eigenständigen Kirchengemeinden, der Gemeindeverbände und Diasporagemeinden gespeist. Dem Nachhaltigkeitsfonds steht das Strategiekonzept „Zukunft Kirche“ zu Grunde. Der Kronstädter Honterusgemeinde liegt seit 2013 das entworfene und angenommene „Leitbild“ vor, das sich auf alle Bereiche des kirchlichen Lebens bezieht.
 

Kronstädter Kirchenbezirk

Außer den Kirchengemeinden im Burzenland, umfaßt dieser auch die Fogarascher- und Repser Gebiete sowie das Altreich. Insgesamt wurden am 31. Dezember 2017 in dem Kirchenbezirk 4366 Gemeindeglieder gezählt, wie aus der von Bezirksanwalt Manfred Copony mit der Genehmigung von Bezirkskirchenkurator Ortwin Hellmann uns zur Verfügung gestellten Evidenz zu entnehmen ist. Ein Jahr davor waren es noch 4432 Kirchenglieder. Deren seelsorgerische Betreuung erfolgt durch zehn Pfarrer, einem Pfarrer in Ruhestand und einem Vikar, was einen großen Tätigkeitsaufwand für diese, nicht nur im kirchlichen Leben, sondern auch mit den Verwaltungsproblemen und organisatorischen Aufgaben bedeutet. Einen sehr wichtigen Beistand erhalten diese seitens der jeweiligen Gemeindevertretung, Kirchenräte, Presbyterien und Kuratoren in den eigenständigen Kirchengemeinden, von den Ansprechpersonen in den Diasporagemeinden. Im November fanden kirchliche Wahlen in den Kirchengemeinden statt, wobei jeweils die Hälfte der Mitglieder der Gemeindevertretungen und Presbyterien neu gewählt worden sind. In einigen Kirchengemeinden wurden neue Kuratoren gewählt: In Kronstadt, der Honterusgemeinde – Ortrun Mahl, in Bartholomä – Dr. Albrecht Klein, in Bukarest – Emil Ionescu, in Rosenau – Georg Philip, in Scharosch – Reinhold Michael Schindler, in Seiburg – Anna-Maria Ghindea, in Weidenbach – Anneliese Paiuc, in Wolkendorf - Gheorghe Fulea. In den anderen Kirchengemeinden blieben gleiche Kuratoren oder Ansprechpersonen. Die Wahlen für das Kronstädter Bezirkskonsistorium und die Delegierten für die Landeskirchenversammlung finden am 14. April anläßlich der Bezirkskirchenversammlung statt. Bei dem Anlass findet auch die Wahl des Dechanten und Kurators des Kirchenbezirkes statt.
 

A. Burzenland

Die 15 Kirchengemeinden des Burzenlandes umfassen gegenwärtig 2567 Kirchenglieder, davon 13 mit Sonderstatus, am 31. Dezember 2017. Ein Jahr davor waren es am 31. Dezember 2016 2602, davon 21 mit Sonderstatus. Außer Marienburg, Rothbach, Brenndorf und Weidenbach als Diasporagemeinden, sind die restlichen als eigenständige Kirchengemeinden durch die Seelenzahl eingestuft. Als eigenständige Kirchengemeinde wird die Kronstädter Honterusgemeinde von Stadtpfarrer Christian Plajer und Pfarrerin Adriana Florea betreut. Umfasste diese am Jahresende 2016 939 Glieder, eines mit Sonderstatus, zählten am abgeschlossenen Jahresende noch 930,eines mit Sonderstatus dazu. In den Zuständigkeitsbereich der beiden Pfarrer fallen auch die eigenständige Kirchengemeinde Nußbach mit 101 Kirchengliedern, davon sechs mit Sonderstatus wie auch 2016, die Diasporagemeinden Marienburg und Rothbach. Zählte Marienburg 2016 noch 31 Kirchenglieder, waren es am Jahresende 2017 nur noch 19. In Rothbach sind es 11 Kirchenglieder, ein Stand der gleich geblieben ist. In der zweiten evangelischen Kirchengemeinde von Kronstadt, Bartholomä, die von Altdechant, Pfarrer i.R.Klaus Daniel betreut wird, ist ein leichter Anstieg der Kirchenglieder von 172 (2016) auf 176 (2017) zu verzeichnen. Die zwei eigenständigen Kirchengemeinden Honigberg mit 127 und Rosenau mit 142 Kirchengliedern, die von Pfarrer Kurt Boltres seelsorgerisch betreut werden, verzeichnen den gleichen Mitgliederstand wie ein Jahr davor, als es da auch noch je 3 bzw. 2 Glieder mit Sonderstatus gab.

In den Zuständigkeitsbereich von Pfarrer Dr. Peter Klein fallen die eigenständigen Gemeinden Petersberg mit 100 Kirchengliedern – vormals 106 -, Tartlau mit 101, eine Person mit Sonderstatus (2016 waren es 106 bzw. 2) und die Diasporagemeinde Brenndorf mit 42 Kirchengliedern, eine weniger als 2016. Pfarrer Uwe Seidner ist verantwortlich für die zwei eigenständigen Gemeinden Wolkendorf mit 121 Kirchengliedern, gegenüber 118 (2016), Neustadt mit 108 (im Jahr davor 112) und die Diasporagemeinde Weidenbach mit 61 Kirchengliedern, einem weniger als 2016. Pfarrer Andreas Hartig betreut die zweitgrößte Kirchengemeinde des Burzenlandes, Zeiden mit 390 Kirchengliedern, der gleiche Stand wie ein Jahr davor, während die Zahl derer mit Sonderstatus von 7 auf 5 gesunken ist, und die ebenfalls eigenständige Kirchengemeinde Heldsdorf mit gegenwärtig 138 Kirchengliedern, mit vier weniger als 2016.
 

B. Repser Diaspora

Das Repser Gebiet umfasst 15 Kirchengemeinden, alle als Diasporagemeinden eingestuft, da deren Mitgliederzahl sehr gering ist. Interessant ist, dass es da eine relativ hohe Zahl von Kirchengliedern, 92, mit Sonderstatus gibt. Am letzten Dezembertag 2017 waren insgesamt 298 Kirchenglieder da in der Evidenz, 9 weniger als ein Jahr davor, als es auch 89 Mitglieder mit Sonderstatus gab. Die meisten Mitglieder mit Sonderstatus befinden sich in der Evidenz von Deutsch-Weißkirch, 87. Ein Jahr davor waren es 84. Die Diasporagemeinden aus dem Gebiet mit deren Zahl der Kirchenglieder geben wir weiter an, wobei in Klammer die des Vorjahres einzusehen ist, um Vergleiche anstellen zu können: Reps 31 (32), Streitfort 6 (6), Galt 21 (22), Deutschtekes 10 (11), Schweischer 9 (9), Radeln 42 (43), Bodendorf 5 (6), Meschendorf (6) davon 3 mit Sonderstatus (3), Deutschkreuz 6 (7), Draas 3 (5), Hamruden 30 (33)gleichbleibend mit 2 im Sonderstatus, Katzendorf 2 (2), Stein 9 (9), Deutsch-Weißkirch 113 (111), davon 87 mit Sonderstatus, Meeburg 5 (5). In der Repser Diaspora wirkt als Vikar seit dem Vorjahr Danielis Mare, der auch als Religionslehrer in Reps und Fogarasch unterrichtet.
 

C. Gemeindeverband Fogarasch

Die neun Kirchengemeinden aus dem Gebiet sind als Gemeindeverband zusammengeschlossen. Diesem steht ein Leitungsrat, vor der mindestens einmal im Jahr zu einer Sitzung zusammentritt. Gottesdienste, diakonische Betreuung und Verwaltung wurden zusammengelegt, gemeindefördernde Projekte durchgeführt. Diesem steht Pfarrer Dr. Johannes Klein vor, der als Seelsorger für diese Kirchengemeinden zuständig ist. Einzige eigenständige Kirchengemeinde ist Fogarasch mit 281 Kirchengliedern, davon einem mit Sonderstatus. Ende des Jahres 2016 bestanden in der Kirchenevidenz 283 Glieder. Die acht dazu gehörenden Diasporagemeinden zählen relativ geringe Anzahlen von Kirchenglieder und solche mit Sonderstatus. Zugehörig zu dem Verband sind Schirkanyen mit 22 Kirchengliedern. Im Vorjahr war es die gleiche Zahl, Bekokten 10 (11), Scharosch 28 (27) - davon 17 im Sonderstatus -,im Vorjahr 2016, 18, Seligstadt 5 (6) einem mit Sonderstatus, Rohrbach 14 (14), davon 2 mit Sonderstatus, Leblang 26 (27) mit je 2 im Sonderstatus sowohl 2016 als auch 2017, Seiburg 53 (53), und Felmern 11 (11). Insge-samt 450 Kirchenglieder sind in der Evidenz der 9 Kirchengemeinden, davon 20 mit Sonderstatus. Im Jahr davor waren es 454 mit 23 im Sonderstatus.
 

D. Altreich

Zu dem Gebiet Altreich gehören die eigenständige evangelische Kirchengemeinde von Bukarest und sechs Diasporagemeinden, die von Konstanza bis Jassy reichen. Betreut wird das Gebiet von dem Stadtpfarrer von Bukarest und Dechant des Evangelischen Kronstädter Kirchenbezirks A.B. Dr. Daniel Zikeli sowie Pfarrer Andrei Pinte. Insgesamt sind da in der Evidenz am 31. Dezember 2017, 1051 Kirchenglieder, davon 5 mit Sonderstatus aufgenommen. Ein Jahr davor waren es 1069 Glieder, 3 mit Sonderstatus. Die evangelische Kirchengemeinde Bukarest zählte am Jahresende 2017 961 Kirchenglieder, davon 5 mit Sonderstatus. Ein Jahr davor waren es 970, 3 Gliedern im Sonderstatus. Die Diasporagemeinden aus dem Gebiet verzeichnen einige Schwankungen bezüglich der Zahl der Kirchenglieder. In Ploie{ti ist deren Zahl gleich geblieben, 26. Gleiches gilt auch für Câmpina mit 4 und Pite{ti mit 7 Kirchengliedern. In Br²ila ist deren Zahl von 25 im Jahre 2016 auf 11 am Jahresende 2017 gesunken. In Konstanza und Jassy gibt es leichte Anstiege von einem Jahresende zum anderen. Im ersten Fall von 22 auf 25,im zweiten Fall von 15 auf 17.

Mit ähnlichen Situationen sind auch die anderen vier Kirchenbezirke der EKR konfrontiert, mit denen das Landeskonsistorium voraussichtlich auch in den kommenden Jahren rechnen muss.