Fotos als Zeitzeugen

„Erinnerung an meine Jugend“ – eine Ausstellung im Zentrum von Rosenau

Ein Hochzeitsfoto in einem Restaurant mit weißen Tischdecken und Vasen mit Nelken. Die Damen haben hochgesteckte Frisuren,  die Herren tragen Backenbart. Ein Foto, das eine fröhliche Schulklasse bei der Mălăiești-Hütte zeigt. Aus einem anderen Foto lächelt ein Weihnachtsmann mit Wattebart. Damals wurde der Weihnachtsmann „Väterchen Frost“ genannt und brachte oft grüne Bananen, die auf dem Heizkörper reif wurden oder in Arad hergestellte Puppen mit Kulleraugen. Früher trugen die Schüler blaue Uniformen mit karierten Hemden und eine rote Pionier-Krawatte. Die Hausaufgaben erledigte man bei Gaslampe mit einer chinesischen Füllfeder. Die Schüler von heute kennen diese Geschichten von ihren Eltern oder Großeltern. Diese Zeiten gibt es jetzt nur noch in den Erinnerungen der Menschen. Was davon übrig geblieben ist, sind Schwarzweiss-Fotografien mit Zackenrand.
Die Passanten, die am Unirii-Platz im Stadtzentrum von Rosenau spazieren gehen, können über 300 Fotos aus der Vergangenheit der Stadt besichtigen, die an mehreren Tafeln befestigt sind. Die Fotos stammen aus den Familienalben mehrerer Rosenauer. Dabei erkennt man einige bekannte Plätze in der Stadt, wie etwa das Lokal Acapulco, die Bauernburg oder die Sissi-Promenade und begibt sich auf eine Reise in die Vergangenheit.
Die große Geschichte besteht aus vielen kleinen Geschichten. Und die Geschichte einer Stadt, das sind alle Geschichten ihrer Bewohner. Die Ausstellung im Zentrum von Rosenau, die bis Weihnachten besichtigt werden kann, trägt den Titel „Erinnerungen an meine Jugend“. Sie zeigt Fotos, die den Alltag, besonders in den Jahren  des Kommunismus, in der Kleinstadt am Fuße der Berge dokumentieren. Die Ausstellung ist Teil des Projektes „Das Gedächtnis der Stadt Rosenau“ und wird mit finanzieller Unterstützung des Kreisrates Kronstadt von dem Umweltbildungszentrum „Schubz“ und dem Verein „Mioritics“ in Partnerschaft mit dem Bürgermeisteramt Rosenau umgesetzt. Besonders an Kinder und Jugendliche wendet sich das Projekt. Sie sollen Fakten aus der Vergangenheit der Stadt kennenlernen, die nicht in den Schulbüchern stehen.

Jugendliche wurden ins Projekt impliziert
30 Jahre nach der Revolution von 1989 sollen Kinder und Jugendliche mehr über das Leben ihrer Eltern und Großeltern während des Kommunismus erfahren. Eines der Ziele, die das Umweltbildungszentrum „Schubz“ aus Rosenau verfolgt, ist nachhaltige Bildung. Das Zentrum wurde vor vier Jahren mit der Unterstützung der „Deutschen Bundesstiftung Umwelt“ in Rosenau eröffnet. „Wir suchen Leute, die in Rosenau gelebt haben und Details über die Dreharbeiten am Film ‘Stern ohne Namen’ mit Marina Vlady in der Hauptrolle kennen. Die Dreharbeiten haben 1965-1966 am Rosenauer Bahnhof stattgefunden. Bitte sagt auch euren Familienmitgliedern und Bekannten, die keinen Zugang zum Internet haben, darüber Bescheid. Es wäre uns sehr behilflich, damit wir so viele Geschichten wie möglich sammeln“, lautete einer der Aufrufe auf Facebook des  Umweltbildungszentrums „Schubz“. Eben-falls wurden Leute gesucht, die Fotografien oder Erinnerungen vom Rosenauer Kino aus den 1960er, 1970er und 1980er Jahren oder vom Komplex „Acapulco“ haben. Praktisch war man auf der Suche nach Geschichten über Orte und Menschen,  die hier in den letzten 200 Jahren gelebt haben.
Die Jugendlichen wurden aber auch direkt ins Projekt impliziert. In der ersten Etappe, von September bis November 2019, haben Schüler aus den Rosenauer Schulen in Teams gearbeitet und sich auf die Suche nach Geschichten aus der Stadt gemacht. Zwei Teams haben die Geschichten der alten Gebäude erforscht, andere Teams haben mehrere Familiengeschichten aus der Stadt dokumentiert. Dabei wurden zwei Zeitspannen erforscht: vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis 1945 und von 1945 bis 1989.


Weitere Fotos werden gebraucht
Die Welt aus den SchwarzWeiß-Fotos ist für die Jugendlichen von heute kaum zu verstehen. Aber für Erwachsene lassen diese viele Erinnerungen hochkommen: etwa von den alten Bucegi-Lastkraftwagen, vom Leben in der Werkzeugfabrik (Fabrica de Schule Râșnov), von den Spielen der Rugby-Mannschaft oder von den vielen Familienausflügen ins Gebirge. Auch die Mode und die Frisuren aus den Zeiten kann man auf den Fotografien bewundern. Die Fotografien sind wie Puzzle-Stücke, die das Bild vergangener Zeiten zusammenstellen. Rosenauer von nah und fern können noch zu diesem Projekt beitragen. Wer zu Hause Fotos aus Rosenau hat, die bis 1990 aufgenommen wurden,  kann sie elektronisch an die                                        

E-Mail-Anschrift info@schubz.ro senden, oder direkt zum Sitz des Zentrums (Rosenau, Caragiale-Str. 7) bringen. Die Fotos sollen demnächst in einem Album veröffentlicht werden.