Friedrich Ridely, 1835-1899

Kaufmann und später Privatmann, Namensgeber des Ridelygartens

Friedrich Ridely

Das Elternhaus in der Neugasse.

110 Jahre nach Friedrich Ridelys Tod hatte unser fleißiger Historiker Gernot
Nussbächer einen Nachruf verfaßt und in der „Neuen Kronstädter Zeitung“
veröffentlicht. Gernot Nussbächer hatte eine besondere Beziehung zu
Friedrich Ridely. Der Schnittwarenhändler Friedrich Nussbächer, bei dem
Ridely in die Lehre ging, Rossmarkt Nr. 8, war ein Ururgroßvater Gernots.
Dessen Sohn Viktor Nussbächer war der Hausarzt von Friedrich Ridely und
hat ihn aufopferungsvoll bis zu seinem Tod gepflegt. Die Predigt an seinem
Grab hat der Stadtprediger Carl Friedrich Nussbächer, Gernots Urgroßonkel,
ein Neffe des Händlers, gehalten. Der Stadtpfarrer Franz Obert, Gernots
Urgroßvater hat auch ein Abschiedswort an Ridelys Grab gesprochen.
Was Gernot Nussbächer in seinem Nachruf vergessen hatte, muss noch
gesagt werden,nämlich, daß der sogenannte „Ridelygarten“ auch zum
Nachlass Ridelys, zugunsten der Honterusgemeinde gehörte. Der
„Ridelygarten“ ist der westliche Teil des Raupenberges der ungefähr zur
gleichen Zeit wie der Presbyterialgarten (das ist der östliche Teil des
Raupenberges oberhalb der Postwiese und Nachlass des Senators Friedrich
Honigberger), verkauft wurde. Der Erlös wurde auch zur Renovierung des
Blauen Hauses verwendet.

Für den Schreiber dieser Zeilen war der Ridelygarten unser Spielparadies, bis
in den Jahren um 1960 der neue Weg zur Schulerau mitten durch den
Ridelygarten gebaut wurde. Heute ist nur noch ein kleiner Teil davon Garten.
Ebenfalls zu Ridelys Nachlass gehören drei Wohnungen im Haus Marktplatz
21. Man kann sagen, daß er der größte Erblasser für die Honterusgemeinde
war.

Gernot Nussbächer verfasste folgenden Text.
Wer aufmerksam durch die Straßen der Inneren Stadt von Kronstadt wandelt,
dem werden drei rote Marmortafeln auffallen, auf denen der gleiche Text
steht:Stiftungshaus des Friedrich Ridely, geboren 5. Januar 1835, gestorben 6.Mai 1899. Diese Tafeln befinden sich an den Häusern Obere Neugasse (Str.Cerbului, heute Kindergarten) Nr. 23; Roßmarkt (Str. Gheorghe Baritiu heute Bella Muzica) Nr. 2 und Purzengasse (Str. Republicii heute Columbia Sportswear) Nr. 52. Alle drei Gebäude sind Eigentum der Honterusgemeinde.

So erscheint es wohl angebracht, daß die Mitglieder der Honterusgemeinde
über den Stifter dieser Häuser einiges erfahren.

Friedrich Ridely wurde am 5. Januar 1835 in Kronstadt in der Oberen Neugasse
Nr. 171 (heute Nr. 23) geboren als Sohn des aus Mergeln stammenden
Tuchmachers Daniel Ridely (1798 - 1872) und seiner Frau Anna Christina, geb.
Stamm (1807 - 1883).

Bis zum Jahre 1848 besuchte Friedrich Ridely das Honterusgymnasium und
wurde dann zuerst Lehrling in der Werkstatt seines Vaters. Später arbeitete er
als Handlungsgehilfe in dem Schnittwarengeschäft des Kronstädter Kaufmanns
Friedrich Nussbächer am Roßmarkt Nr. 31 (heute Nr. 8), dessen
Geschäftspartner er von 1858 - 1870 wurde.

Am 3. Mai 1859 heiratete Friedrich Ridely als Kaufmann und Handelsmann
die 18-jährige Luise Friederike, eine Tochter des Wollenwebermeisters Josef
Gräf. Am 31. Januar 1860 wurde dem jungen Ehepaar eine Tochter geboren. Die
junge Mutter erkrankte aber bald darauf und starb am 7. Dezember 1860, vier
Monate später starb auch das kleine Mädchen. Dieser große Verlust traf Ridely so stark, daß er keine zweite Ehe mehr einging, sich aber sonst aktiv in das öffentliche Leben seiner Vaterstadt einbrachte.
So wurde er Mitglied des 1861 gegründeten Kronstädter Sächsischen
Turnvereins und später auch anderer Vereine. Ab 1870 wurde er Oberbuchhalter der 1868 gegründeten Ersten Siebenbürgischen Bank in Kronstadt und blieb es bis zum Jahre 1882, als er Privatier wurde.
Nachdem sein Vater im Jahre 1872 gestorben war, erwarb Friedrich Ridely das
Haus am Roßmarkt Nr. 2, und nach einigen Jahren ein weiteres Haus in der
Purzengasse Nr. 52, das er in den Jahren 1878 - 1879 ganz neu errichten ließ
durch den Stadtingenieur Peter Bartesch (1842 - 1914, der auch den Altar der
Schwarzen Kirche und das Chorgestühl entworfen hatte).

Im Jahre 1873 wurde Friedrich Ridely Mitglied des neugegründeten
Siebenbürgischen Alpenvereins zu Kronstadt, der im Jahre 1880 geschlossen
dem Siebenbürgischen Karpatenverein beitrat, wobei Ridely eines der
Gründermitglieder war.

Als im Jahre 1877 in Kronstadt die Freimaurerloge „Zu den drei Säulen“
gegründet wurde, wurde er dort aufgenommen und blieb bis an sein
Lebensende der Kassier dieser Vereinigung. Er stellte sein Haus in der Oberen
Neugasse für die Versammlungen der Freimaurer zur Verfügung und gab ihnen
auch nach seinem Tode Nutzungsrecht dort.

Bei Friedrich Ridely und manchen seiner Zeitgenossen stand das Freimaurertum in keinem Gegensatz zum sächsischen Volkstum und zum  evangelischen Glauben.

Als im Jahre 1881 Franz Obert (1828 - 1908) neuer evangelischer Stadtpfarrer
von Kronstadt wurde, schloß sich Ridely ihm an und wurde sein freiwilliger
Privatsekretär. Seit 1877 war Friedrich Ridely auch Mitglied des Presbyteriums der Honterusgemeinde und seine Tätigkeit in dieser Eigenschaft ist aus den Presbyterialprotokollen ersichtlich. Als dann 1882 auf Anregung von Obert der Verein zur Unterstützung eines Erziehungshauses für unbemittelte sächsische Schüler in Kronstadt gegründet wurde, war Ridely bis zu seinem Tode auch Kassier dieses Vereines.
Ebenso wirkte er als Kassier des Vereins für die Errichtung des Honterus-
Denkmals und erhielt nach dessen Einweihung im Jahre 1898 einen
Ehrenbecher mit der Widmung „Dem treuen Hüter des Schatzes aus dem die
Denkmalskosten bestritten wurden“. Ridely wurde auch Mitbegründer des im Jahre 1884 gegründeten Kronstädter Sträflings-Unterstützungsvereins.
Neben seiner öffentlichen Tätigkeit war Friedrich Ridely im Privatleben auch
ein großer Kronstädter Sammler. Er sammelte sowohl ausgestopfte Vögel, als
auch Mineralien, Bilder, Bücher, Fotografien zeitgenössischer Männer und
Frauen aus Kronstadt, Postkarten und Briefmarken.
Schon im Jahre 1880 erschien ein erster gedruckter Katalog Friedrich Ridelys
über die Sammlung ausgestopfter Vögel, und in den Stadtführern aus den Jahren 1886 und 1898 wird diese Vogelsammlung als Kronstädter Sehenswürdigkeit
erwähnt. Sein großes Fotoalbum schenkte Ridely 1891 dem Museum des Kronstädter
Gymnasium und heute befindet es sich im Archiv der Honterusgemeinde.

Die Krönung seines Lebens stellt jedoch sein Testament dar, das er am 8. März
1888 verfaßte und am 25. April 1899 - wenige Tage vor seinem Tod - mit
einem Kodizill( Nachtrag) versah, das vor allem die Vermietung des rechten
Teils seines Hauses in der Oberen Neugasse an die Freimaurerloge betrifft.
Das Testament beginnt mit den Worten:Zum Universalerben bezüglich meines ganzen Vermögens setze ich hiemit die (der siebenbürgisch-sächsischen Nationalität angehörige) Kronstädter evangelisch-lutherische Kirchengemeinde der Inneren Stadt und zwar unter folgenden Bedingungen ein:
Die Bedingungen sind im Wesentlichen, daß das hinterlassene Vermögen in
seinem Haupt- oder Kapitalsstamme niemals angegriffen oder vermindert
werden sollte, insbesondere sollen die Realitäten (Liegenschaften) niemals
veräußert werden.
Das für die Kirchengemeinde bestimmte Vermögen soll für alle Zeiten als
selbständige Stiftung unter dem Namen „Friedrich-Ridely-Stiftung” verwaltet
werden.
Als erste zu unterstützende Anstalt wird bestimmt das Alumnat oder
Erziehungshaus für arme evang.-sächsische Knaben.
Weitere Legate waren bestimmt für die Freimaurerloge, den Feuerwehrverein,
Gewerbeverein, Gustav-Adolf-Verein, Evang. Kirchenmusikverein.
Dem Museum des Honterusgymnasiums vermachte Ridely mehrere Bilder,
Krüge und Schüsseln aus Eisen, Zinn, Ton und Glas, sämtliche Münzen und
Medaillen u. a.
Besonders reich wurde die Innerstädtische evangelisch-sächsische
Mädchenschule bedacht. Sie erhielt die reiche ornithologische Sammlung
(545 Stück), weiter Säugetiere, Vogeleier und andere Gegenstände aus dem
Tierreich, Gesteine und Mineralien, mehr als dreihundert Bücher, die beiden
Postkartenalben und Bilder. Die Verzeichnisse dieser Gegenstände wurden in
dem Programm der Kronstädter evangelischen Mädchenschule Nr. 16 -
1899/1900 und Nr. 17 - 1900/1901 veröffentlicht.
Weitere Schenkungen erhielten der evangelisch-sächsische
Schulkinderbekleidungs-Verein, der evangelische Schulfondverein und der
sächsische Schützenverein.

Mit dem 1. September 1901 trat die Ridely-Stiftung in Wirksamkeit. Schon
vorher waren aus ihren Mitteln die beiden an das Alumnat anstoßenden
Häuser am Breiten Bach gekauft worden (heutige Hausnummer Paul-Richter-
Straße Nr. 5) und das Erziehungshaus in Honterushaus benannt, wie die
Marmortafel über dem Haustor seit 1899 anzeigt.
Im Jahre 1924 wurde die Friedrich-Ridely-Stiftung nach dem neuen
rumänischen Gesetz beim Kronstädter Gerichtshof in das Register der
Stiftungen eingetragen.
Auch mehr als hundert Jahre nach seinem großzügigen Vermächtnis ist sein
Andenken wert, gewürdigt zu werden.
Soweit der Text von Gernot Nussbächer aus dem Jahr 2009.
Dem Tagebuch des Dr. Eduard Gusbeth entnehmen wir den folgenden Absatz.
„Am 7. Mai 1899 wurde seine Leiche unter zahlreicher Beteiligung auf den
Friedhof in die Leichenhalle überführt, und von dort am 8. Mai nachdem ihm
Prediger Nussbächer die „offizielle“ Leichenrede gehalten, von folgenden 8
seiner Freunde zum Grabe getragen: Schlandt Heinrich, Porr Emil, Kühlbrandt
Ernst und Dick Eduard, Schnell Carl und Porr Heinrich, Eder Hans und Dr.
Gusbeth Eduard. Vor seinem Grabe hielt Stadtpfarrer Franz Obert ihm eine
schwungvolle Leichenrede, in der er seine Anspruchslosigkeit, Wohltätigkeit
und Liebe zu seinem Volk hervorhob. Dann wurde der Sarg in die Erde
hinabgesenkt und ein schönes, reiches Menschenleben hatte hiermit seinen
Abschluss gefunden“.
An seinem Grab gibt es keinen Hinweis des Dankes für seine Stiftungen, nur die
drei roten Marmortafeln an den Häusern sprechen von seinem Nachlaß.