Für und gegen Springbrunnen

Über den Erhalt des Springbrunnens am alten Marktplatz sind die Kronstädter geteilter Meinung. | Foto: Ralf Sudrigian

Für PSD Kronstadt ist der in den 1980er Jahren errichtete Springbrunnen bereits ein Teil der Stadtidentität, der geschützt werden muss.

Der Springbrunnen am Marktplatz (rum. Piața Sfatului – Rathausplatz) soll aus der Mitte des Platzes verlegt werden. Das sieht das preisgekrönte Projekt eines vom Bürgermeisteramt Kronstadt und vom rumänischen Architektenorden organisierten internationalen Architekturwettbewerbes vor. Ein zentral gelegener Springbrunnen sei nicht mehr zeitgemäß. Anderen erscheint der 1984 angelegte Brunnen aus Marmorplatten als „kommunistisch“ oder „sowjetisch“.

Die Kronstädter Sozialdemokraten haben prompt die Gelegenheit genutzt, eine Online-Petition zu starten, in der der Springbrunnen als ein Symbol Kronstadts bezeichnet wird. Also gilt es in der PSD-Rhetorik, die Identität Kronstadts zu bewahren. Die USR-Verwaltung und Bürgermeister Coliban hätten wieder einmal im Alleingang gehandelt und ignorieren die öffentliche Meinung die sie nur dann hören wollen, wenn es um ihnen genehme Themen gehe.

Bis Dienstag, 14. Juni, haben 783 Kronstädter für die Beibehaltung des Springbrunnens unterzeichnet. Er sei ein Anziehungspunkt für Kronstädter und Touristen, Treffpunkt für Stadtführungen, beliebtes Fotomotiv, erfrischend und auch von Kindern bevorzugt, heißt es als Argument. Er bietet Erholung und Entspannung. Dort haben sich aber auch viele Kronstädter versammelt, um der Opfer der Dezember-Revolution zu gedenken oder Kerzen für die Toten der „Colectiv“-Katastrophe anzuzünden. „Erinnerung geht über Ästhetik hinaus“, sagt der Architekt Florian Stanciu zur Verteidigung des Projektes der Bukarester Architektenbüros Starh.

Wenn Fachleute in ihrem Kompetenzbereich entscheiden, kann man davon ausgehen, dass man die beste Lösung erhält. Wenn sie aber nicht den Erwartungen der meisten Kronstädter entspricht? Es ist schade, dass die vorgeschlagenen Lösungen nicht überzeugender für das breite Publikum vorgestellt wurden, dass beim Bürgermeisteramt nicht erklärt wurde, weshalb das neue Projekt vorzuziehen sei und worin seine Vorteile liegen.

Bis zuletzt kann alles zur „Geschmackssache“ reduziert werden. Darüber sollte man be-kanntlich nicht streiten. Aber wenn es nun heißt, der „alte, schöne Brunnen“ soll verschwinden und dafür kommen einige Steinstühle und andere Gegenstände mit Symbolwert, dann ist es nicht schwer, Stimmung gegen solche Projekte zu machen. Vor allem wenn auch politische Interessen mitspielen und wenn solche sehr sichtbare Maßnahmen mit Sofortwirkung nicht entsprechend besprochen und mitgeteilt werden. Experten bleiben unter sich, das „gemeine Volk“ fühlt sich übergangen.