Gemälde repräsentativer rumänischer Maler

Schätze der Sammlung „Ion Chiricuţă“ im Kronstädter Kunstmuseum in einer zeitweiligen Ausstellung

Bei der Vernissage führten in die Ausstellung Bartha Arpad, Direktor des Kronstädter Kunstmuseums, Dr. Christian Chiricu]˛, Sohn des Sammlers, der Kunsthistoriker Adrian Buga und Ausstellungskurator Radu Popica ein. (v.l.n.r.)
Foto: der Verfasser

Selten ist eine solche Auswahl von Gemälden der bekanntesten rumänischen Maler des 20. Jahrhunderts in einer Ausstellung zu bewundern. Möglich ist dieses jetzt durch die Schau „Kunstschätze aus der Sammlung Ion Chiricuţă“, die am 1. Juli im Kronstädter Kunstmuseum eröffnet wurde und bis zum 18. September 2016 besichtigt werden kann. Da sind 47 Gemälde zu sehen, geschaffen von den  repräsentativen rumänischen Künstlern: Ştefan Luchian, Octav Băncilă, Theodor Pallady, Gheorghe Petraşcu, Nicolae Tonitza, Iosif Iser, Francisc Şirato, Ştefan Dimitrescu, Ion Ţuculescu, Alexandru Ciucurencu, Marius Bunescu, Rudolf Schweitzer-Cumpăna, Iosif Rosenblut, Corneliu Baba, Gheorghe Vânătoru, Constantin Piliuţă und Vasile Grigore. Die Werke stammen aus der Sammlung des bekannten rumänischen Krebsspezialisten Prof. Dr. Ion Chiricuţă (1918 - 1988). Der bekannte Arzt hatte eine besondere Liebe für die Kunst und hat während seines Lebens eine der bedeutendsten privaten Kunstsammlungen anlegen können.

Chiricuţă hat Medizin in Bukarest studiert. Ab 1958 wurde er mit der Leitung des Instituts für Krebsforschung von Klausenburg betreut. Hier hat er einen Modernisierungsprozess und den Bau eines neuen Gebäudes einleiten können, das 1965 eingeweiht wurde. In Anerkennung seiner Verdienste trägt  dieses seit 1990 seinen Namen als Onkologie-Institut „Prof. Dr. I. Chiricuţă“. Seit 1971 hatte er sich der Krebsforschung gewidmet. Seine wissenschaftliche Forschungstätigkeit im Bereich fand auch internationale Anerkennung  als Mitglied der Weltgesundheitsorganisation, des Balkanischen Medizin-Vereins, der Internationalen Gesellschaft für Senologie. 1987 war er Ehrenvorsitzender des Weltkongresses für plastische Chirurgie von Paris. Nach seinem Tod wurde die Sammlung von seinem Sohn, dem Univ.-Prof. Dr. Ion Christian Chiricuţă, einem bekannten Spezialisten im Bereich der Radiotherapie übernommen. Doch wie er bei der Vernissage der Ausstellung in Kronstadt betonte, benötigt eine solche private Sammlung einer besonderen künstlerischen Ausbildung, besonderer Aufbewahrungsvoraussetzungen, Restaurierung. Daher machte er vor Jahren das Angebot an das Bu-karester Museum privater Kunstsammlungen, diese zu übernehmen, wo er aber abgewiesen wurde. Das Museum „Vasile Pârvan“ aus Bârlad hat die Sammlung  unter bestimmten vertraglichen Bestimmungen übernommen.

Bartha Arpad, Direktor des Kronstädter Kunstmuseums, betonte bei der Vernissage, es handele sich um eine außergewöhnliche Sammlung, die längst die gewohnten Ausmaße einer solchen überschritten hat. Auch stellen die Exponate nur eine Auswahl der Sammlung dar. Die Idee dieser Schau ging vom Kuratoren der Ausstellung Radu Popica aus. Dieser machte auf die besondere Beziehung aufmerksam,  die zwischen Sammler und Museum bestehen muss. Die Museen sind die, die die Kunstsammler unterstützen, aber auch beraten müssen. Der Kunsthistoriker und -kritiker Adrian Buga, der gemeinsam mit Christian Chiricuţă auch Autor eines Kunstalbums über die Sammlung ist,  wies auf den Wert , auf die Besonderheiten der Gemälde, die da ausgestellt wurden, hin. Einleitend ist ein Porträt des Sammlers, gezeichnet  von Corneliu Baba in der Ausstellung zu sehen. Es folgen Blumengemälde von Theodor Pallady, Alexandru Ciucurencu, Ansichten aus Venedig von Rudolf Schweitzer-Cumpăna oder Corneliu Baba, eine Komposition des Expressionisten Ion Ţuculescu,   ein Akt gemalt von Iosif Iser. Und die Aufzählung könnte fortgesetzt werden, wobei man bei jedem Gemälde auf Details, auf die Besonderheiten der Technik des Malers, auf die Farbkompositionen eingehen kann. Die Ausstellung konnte dank der guten Zusammenarbeit des Kronstädter Kunstmuseums mit dem von Bârlad zustande kommen.

Es gehört nun schon zur Tradition des Kronstädter Museums, zeitweilige Kunstausstellungen zu organisieren, die Retrospektiven verschiedener Künstler  darstellen. Erinnert sei an Ausstellungen letzter Jahre gewidmet Mişu Pop, Arthur Coulin, Karl Hübner, Gustav Kollar, Friedrich Miess, Hans Mattis-Teutsch, der Fotografen Fritz Schiel, Arno Fischer u.a.  In der Zeitspanne 23. September – 4. Dezember 2016 folgt die Ausstellung „Die Kronstädter Kunst der Zwischenkriegszeit (1919 – 1944)“.
Das Kronstädter Kunstmuseum, das 1949 gegründet wurde, befindet sich seit 1970  im gegenwärtigen Sitz am Rudolfsring, im Gebäude des ehemaligen Gewerbevereins, das 1902 gebaut wurde. Es ist in Besitz von rund 4300 Kunstobjekten – Gemälde, Grafik, Skulpturen, Ikonen, Tapisserien – die zum Teil in den ständigen Ausstellungen in der ersten Etage, oder in den Kellerräumen – Dekorative Kunst aus Porzellan und Glas bekannter Zentren wie Meißen, Delft, Sevres, Murano – zu sehen sind. Auch befindet sich das Museum in Besitz zahlreicher Gemälde von Nicolae Grigorescu, die einen großen Anziehungspunkt darstellen. Der Besuch der gegenwärtigen Ausstellung ist ebenfalls nur zu empfehlen. Für den Kunstfreund ist diese ein seltenes Angebot.       
      
Dieter Drotleff    

A.d.R: Bei der Vernissage wurde der Autor auch von Yuji Aoyama,  Schüler der Inter-community School von Zürich begleitet, der in unserer Redaktion ein zweiwöchiges Praktikum abgeschlossen hat. Er beteiligte sich während seines Aufenthaltes (27.06. - 12.7.2016) an der Dokumentation von Berichten und deren Verfassen, erhielt Einblick in die redaktionelle Tätigkeit, auch in Anbetracht dessen sich nach Schulabschluss dem Journalistikstudium zu widmen.