Geschichtlicher Ereignisse gedacht

Viertes Begegnungsfest der Honigberger im Zeichen der 775 Jahre seit der ersten urkundlichen Erwähnung

Die Honigberger Trachtenträger stellten sich mit Pfarrer Kurt Boltres zu einem gemeinsamen Foto.

Andacht bei dem Denkmal im Hof der Kirchenburg.

Am Festgottesdienst nahmen über 200 Honigberger und zahlreiche Gäste teil.

Der von Diana Bâldea geleitete Kirchenchor gestaltete gekonnt den musikalischen Rahmen während des Festgottesdienstes.

Ein Bläserquartett erwies die Ehrung am Denkmal anlässlich der Gedenkfeier.

Voll im Einsatz standen auch dieses Mal HOG-Vorsitzende Anneliese Madlo und Kirchenkuratorin Erika Popescu (v.l.n.r).
Fotos: Dieter Drotleff

An diesem heißen Sonntagvormittag kam Bewegung in diese schmucke Burzenländer Großgemeinde. Zahlreiche gebürtige Honigberger waren aus Deutschland, zum Teil mit dem Reisebus, zum Teil mit dem eigenen Wagen, angefahren, um an dem vierten Begegnungsfest teilzunehmen. Dabei hatten die hiesigen Gastgeber schon Wochen vorher alles genau eingeplant, um sich auch, wie bei den vorangegangenen Begegnungsfesten, wieder von ihrer besten Seite zu zeigen. Das diesjährige Fest stand auch im Zeichen eines besonderen Ereignisses, der 775 Jahre seit der ersten urkundlichen Erwähnung von Honigberg als „Mellis mons“ im Jahre 1240, um später, 1404, als Herman bezeichnet zu werden. 1515 finden wir die Bezeichnung Heerman, 1773 taucht der Ortsname als Honigberg, 1774 als Honigbach auf. Es gibt auch andere Ableitungen der Benennung von Honigberg, die der Historiker Gernot Nussbächer in seinen Nachforschungen anführt. Dabei geht er ausführlich auch auf das Wappen von Honigberg ein, das in einem roten Schild einen goldenen Ring umfasst, auf dem zwei Großbuchstaben, ein T über ein F, gelegt sind und „Terra Favi“ bezeichnen. Diese bedeuten Honigerde, sie kommen in dieser Form seit 1688 im Dorfsiegel vor. Tatsache bleibt, allein schon die Benennung dieser Gemeinde lockt an.

Nicht immer gab es da aber nur Honig und Milch, wie es im Burzenland-Lied heißt.
Auch die hiesigen Ortsbewohner und die gesamte Siedlung hatten oft unter den Fremdangriffen zu leiden, mussten die Kirchenburg als Wehranlage weiter ausbauen, wurden in der neueren Geschichte, so wie die anderen deutschstämmigen Angehörigen dieses Landes  enteignet, deportiert, politisch verfolgt. Zahlreiche ihrer Söhne fielen in den beiden Weltkriegen. Das im Hof der Kirchenburg stehende Denkmal ist ein Mahnzeichen dieser Schicksalsschläge. Doch die Honigberger haben mit Optimismus und Tatkraft auch diese schweren Ereignisse überwunden, sind eine geschlossene Gemeinschaft geblieben, auch wenn sie heute weltweit verstreut leben.

Erstes Begegnungsfest 2009

Daher haben diese seit 2009 eingeleiteten Begegnungsfeste eine wichtige, gemeinschaftliche Rolle. Initiator war der damalige Vorsitzende der Honigberger Heimatortsgeneinschaft in Deutschland, Anton Madlo. Dieses fand, wie auch das diesjährige, damals am 9. August statt. Leider konnte er aus gesundheitlichen Gründen, die kurz darauf auch zu seinem Tod führten, nicht dabei sein, um sich des Erfolgs zu erfreuen. Daher ist seine Gattin und Nachfolgerin im Amt, Anneliese Madlo, als HOG-Vorsitzende bei den nächsten Treffen mit einem weinenden und einem frohen Auge dabei, da die Erinnerungen allgegenwärtig sind. Doch setzt sie sich mit voller Tatkraft für die Organisation dieser Feste, gemeinsam mit dem HOG-Vorstand, dem hiesigen Kirchenpresbyterium und Kuratorin Erika Popescu ein, damit diese bestens gelingen und zur Tradition werden. Das zweite Fest fand 2011, das dritte 2014 statt.

Und nun traf man sich in der Freude des Wiedersehens beim vierten Begegnungsfest. Das sah man aus den herzlichen Umarmungen und Begrüßungen vor der Kirchenburg, eine der schönsten im Burzenland. Als abschließend zu dem Festgottesdienst Diana Bâldea das Honigberger-Lied (Text und Melodie von Margarethe Efin) mit ihrer schönen Stimme am Elektroklavier sang, wurde so manche Träne aus den Augen gewischt. Übrigens sind Text und Noten des Liedes in der diesjährigen Pfingstausgabe des Honigberger Heimatbriefes veröffentlicht worden.
Nach der musikalischen Einleitung durch Steffen Schlandt an der restaurierten Orgel und dem von Diana Bâldea geleiteten Chor, begrüßte Pfarrer Kurt Boltres alle Anwesenden und Gäste – Anneliese Madlo, Vorsitzende der HOG-Honigberg, Wolfgang Wittstock, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen im Kreis Kronstadt, Organist Dr. Steffen Schlandt, die Vertreter der politischen Gemeinde, die allerdings in der Person von Bürgermeister Mihai Di{or nur beim geselligen Teil dabei waren, Medienvertreter, die an dem 4. Begegnungsfest der Honigberger teilnahmen.

Festgottesdienst und Gedenken

An diesem 10. Sonntag nach Trinitatis, auch als Jerusalemsonntag bezeichnet, widmete Pfarrer Kurt Boltres die Predigt der Geschichte der Stadt Jerusalem, die mehrmals zerstört und wieder aufgebaut wurde. Auch heute, statt eine Stadt des Friedens zu sein, ist Jerusalem zu einer Stadt der Angst geworden, in der zu viel Blut vergossen wird. „Es tut sich für uns doch ein neuer Weg auf, der Weg des Heils, des Friedens für die Herzen, für das Leben. Der Weg führt aber nur über Jesus Christus“, schloss er in einem optimistischen Ton  ab. Anschließend präsentierte Pfarrer Boltres den von ihm verfassten Vortrag über die „775 Jahre Honigberg“, den er „aus Mangel an Festrednern“ selbst an Hand anderer erschienener historischer Forschungen von  Michael Konnerth, Gernot Nussbächer,  Wilhelm A. Baumgarten u.a. dokumentierte, wie er einleitend betonte. Darin ging Pfarrer Boltres auf die Vorgeschichte, auf den Namen Honigberg, auf Besiedlung, Urkunden ein.

Anschließend begaben sich die Teilnehmer am Gottesdienst zu dem Denkmal innerhalb der Kirchenburg, das den Gefallenen aus den beiden Weltkriegen und den Opfern der Deportation gewidmet wurde. Heuer wurde dieser gedacht, aber auch der Zwangsumsiedlung,  die am 5. Mai 1952 stattgefunden hat. Damals mussten 45 Familien aus Honigberg, wie auch aus anderen Burzenländer Ortschaften, innerhalb von drei Tagen ihre Häuser räumen und wurden an Zwangsaufenthaltsorte gebracht. Auch im Falle der 109 Angehörigen dieser 45 Familien aus Honigberg, die nach Odorhellen, Sankt Georgen oder Neumarkt umsiedeln mussten, hatten diese schwer darunter zu leiden. Die heute einzige noch überlebende Honigbergerin  dieses Willküraktes, Luise Kasper, hat diese Schreckenstat in bleibender Erinnerung, als sie Haus und Hof verlassen mussten, nur mit den wichtigsten und notwendigsten Habseligkeiten in die Fremde zogen. Unter den Klängen einer Bläsergruppe von  ausgesiedelten Honigbergern, bestehend aus  Emil Knorr, Gerald Schmidts, Reinhard Nussbächer und Klaus Knorr, wurde als Ehrenbezeugung ein Kranz an dem Denkmal niedergelegt.

Gute Stimmung im Gemeindesaal

Bei dem anschließenden Fest im Gemeindesaal  wurden die zahlreichen Gäste, darunter auch der Bürgermeister Mihai Dişor, der Vorsitzende der Heimatortsgemeinschaft Neustadt in Deutschland, Helfried Götz, von der  HOG-Vorsitzenden Anneliese Madlo, dem Stellvertreter der HOG Klaus Knorr,  von Kirchenkuratorin Erika Popescu begrüßt, diesen für ihre Anwesenheit, und den Helfern für ihren Einsatz gedankt. Bürgermeister Mihai Dişor  richtete auch ein Grußwort an die Teilnehmer an dem  4. Begegnungsfest und äußerte seine Hoffnung, dass die Honigberger Sachsen auch weiterhin ihrer Gemeinde so treu bleiben werden, gleich wo sie leben. Auch da brachte der von Diana Bâldea geleitete Honigberger Chor mehrere Lieder zu Gehör. Anschließend sorgte  das Duo „Reini&Dani“ aus Deutschland, das ebenfalls speziell angereist war, für gute Stimmung und spielte zum Tanz auf.

Allgemein wurde auch dieses 4. Begegnungsfest der Honigberger als Erfolg gewertet, wobei man schon an das nächste denkt. Vielleicht sollten die Organisatoren nach der bisher sehr guten gesammelten Erfahrung  daran denken, zu dem 5. Begegnungsfest, den Bischof der Evangelischen Kirche A.B., Reinhart Guib, einzuladen sowie auch Nachbarväter der HOG-Regionalgruppe Burzenland. Es wäre zugleich eine Ehrung und Anerkennung für die Honigberger von überall. Und sie verdienen das voll!