Großbaustelle Ruja-Wiese

Dort entsteht ein Wasserspeicher für Schneekanonen

Ein künstlicher See als Wasserspeicher entsteht in der Ruja-Wiese. Foto: der Verfasser

Wer in diesem Sommer von der Schulerau zur Römer-Hütte wandert, wird eher Bauarbeitern, Lkw, Raupenbaggern und nicht Touristen begegnen. Die Skipisten sind zurzeit nicht grasgrün sondern erdfarben weil sie erweitert und ausgebessert werden. Neue Pisten kommen hinzu, wie auch zwei weitere Sesselbahnen. Auf der Ruja-Wiese/Poiana Ruia entsteht ein kleiner Stausee der das Wasser für die zukünftigen zahlreichen Schneekanonen sichern soll. Diese sollen eine mindestens 30 cm-Schneeschicht künstlich durch Versprühen und Gefrieren von feinen Wassertropfen ermöglichen, selbstverständlich wenn es nicht schneit aber mindestens fünf Grad unter dem Nullpunkt kalt ist. Alles geschieht im Rahmen eines Großprojektes das von dem Ministerium für regionale Entwicklung und Tourismus und von dem Kronstädter Bürgermeisteramt finanziert wird. Zu den 14 km Skipisten kommen weitere 6 km hinzu, die bestehenden sollen erweitert werden und zwischen 20 und 50 m breit sein. Die zwei neuen Sesselbahnen werden 1100 m bzw. 890 m lang sein. Die eine beginnt am unteren Teil der Wolfsschlucht, die andere in der Ruja-Wiese (siehe Skizze von den in der Schulerau/Poiana Brașov aufgestellten Infotafeln). Durchgeführt werden die Arbeiten von „Vectra Service“, „Doppelmayr Seilbahnen GmbH“ und „Gebrüder Haider Bauunternehmung-GmbH“ nach Entwürfen von „Klenkhart und Partner Consulting ZT GmbH“ und „SC Prinfo SRL“. Bis im Herbst des nächsten Jahres sollen die Arbeiten abgeschlossen sein, um im Februar 2013 bei dem europäischen olympischen Winterjugendfestival (EYOF) zur Verfügung zu stehen.

Sicher sind neue Skipisten und Seilbahnen und vor allem Schneekanonen umweltbewussten Personen ein Gräuel denn das bedeutet Rodung von Waldflächen, erhöhter Wasser- und Energieverbrauch, leichtere Zugangsmöglichkeiten für Touristen und somit ein größerer Druck auf die Natur. Der massive Eingriff des Menschen wird die Schulerau und den Schulerhang verändern: ein künstlicher See von 15.000 Quadratmeter taucht auf der Ruja-Wiese auf; Waldschneisen bereiten den Weg für neue Seilbahnen, Tannen fallen den Skipisten zum Opfer – insgesamt werden 38 ha Wald gerodet. Das alles wird in Kauf genommen um die Schulerau als stärksten rumänischen Wintersportort zu etablieren, vielleicht (ohne jetzt unbedingt an olympische Winterspiele zu denken) sogar ihr ein europäisches Renommee zu verleihen. Der „Rote Weg“ wird die längste Skipiste des Landes werden. Als Modell gelten ähnliche Projekte in den Alpen, wobei auch dort nicht alles unumstritten war und ist. Die österreichische Erfahrung soll durch Heranziehen der Partner aus der Alpenrepublik genutzt werden, die wohl wissen, wie solch ein wirtschaftlich-touristisches Konzept ausgearbeitet und umgesetzt wird, ohne das natürliche Gleichgewicht allzu stark aufs Spiel zu setzen. Von diesen Wandlungen könnte auch die SKV-Hütte „Julius Römer“ Nutzen ziehen. Ihre Lage bietet sich dafür an. Bereits jetzt gibt es, jenseits der Baustellen-Unannehmlichkeiten, einen Pluspunkt: durch Lagerung von Erde und Geröll wird ein Teil des Geländes neben  der Hütte begradigt. Hüttenwart Rolf Truetsch hilft auch beim Grassäen auf den benachbarten Pisten mit.
Bis im Herbst des nächsten Jahres ist der Schuler nicht das richtige Ziel für Wanderer die Ruhe, Abgeschiedenheit, Vogelzwitschern und unberührte Natur vorfinden wollen. Nachher wird wohl vor allem für Skifahrer mehr los sein. Die Schulerau, die schon durch übertriebene Bebauung stark und nicht zu ihrem Vorteil verändert wurde, erhält zusätzliches Skigelände und bessere Infrastruktur. Hoffentlich auch Betreiber (und Nutznießer), die damit verantwortungsbewusst umgehen wollen und können.