Jahrhundert-Zeitreisen in nur einer Stunde Musik

„Diletto Musicale“: Kontraste, Überraschungen, Originalität

Tomaz Marcic (am Akkordeon) und Steffen Schlandt in der Tartlauer Kirche.
Foto: die Verfasserin

Die 13. Auflage des beliebten „Diletto Musicale“ hat erneut bewiesen, dass gute Kammermusik auch in einem ländlichen, idyllischen Rahmen das breite Publikum anspricht, dass sich Barock und Moderne keineswegs ausschließen, dass zum ersten Mal hierzulande aufgeführte Werke auf Anhieb begeistern können. Die Veranstalter der Konzertreihe scheinen sich auch vorgenommen zu haben, den musikalischen Horizont der Stammbesucher in der Tartlauer Kirchenburg mit unerwarteten Klängen zu bereichern und die Neugier der neuen Gäste zu provozieren. Heuer stehen die vier musikalischen Augustsonntage im Zeichen des 800jährigen Burzenland-Jubiläums und ergänzen somit die Reihe „Musica Barcensis“. Musikalische Premieren, Überraschungen in der Wahl des Repertoires und der Instrumente sind in Tartlau genauso wie der Marillensaft im Anschluss der Konzerte zur Tradition geworden.

Der bisherige Publikumsrenner war das Konzert vom 14. August, in dem sich der Kronstädter Jugendbachchor, das Ensemble „Codex“ und die Sopranistin Theresia Bothe (Schweiz) unter der Leitung von Steffen Schlandt in einer einzigartigen vokal-instrumentalen Darbietung begegneten. Die Musik aus den lateinamerikanischen Kolonien des 17. Jahrhunderts, meisterhaft interpretiert von der in Mexiko aufgewachsenen Sängerin, wurde mit Standing Ovations aufgenommen. Auch die Opernsolistin Cristina Radu und das „Quartetto Brassovia“, Stammgäste des „Diletto Musicale“ und zahlreicher Kronstädter Bühnen, feierten am 7. August mit siebenbürgischen Barockwerken einen Erfolg. Am 21. August standen überraschende Kontraste auf dem Programm in Tartlau: Werke aus den siebziger Jahren des 20.

Jahrhunderts für Solo-Akkordeon (gespielt von Tomaz Marcic aus Slovenien) und Barockmusik für Virginal (Steffen Schlandt) erwiesen sich als komplementär, wie auch die Klangfarben der Instrumente. Leider erklingt ausgerechnet an ganz leisen Stellen, welche diesmal auf dem Akkordeon bezaubernd schön klangen, auch immer wieder … Handy-Musik. Abgesehen davon bleibt „Diletto“ ein „Vergnügen“, wie das italienische Wort im Titel andeutet. Beim abschließenden Konzert vom 28. August (17 Uhr) spielt das Klausenburger Barockensemble „Fonte di Gioia”.