Kronstadt mit „Kulturbank Apollonia“ bereichert

Bürgermeisteramt erweitert vor dem Jahresende das Angebot an Kulturinstitutionen

Die Kulturbank Apollonia empfing beginnend mit der Vorweihnachtszeit die ersten Besucher. Fotos: der Verfasser

Vier Jahre hat es gedauert, bis die Restaurierungsarbeiten an dem Gebäude, das die Burzenländer Bank beherbergte, abgeschlossen wurden, nachdem dieses insgesamt 25 Jahre verwahrlost war, da es keinem dienlichen Zweck zugefügt worden war, und auch die Eigentumsverhältnisse erst geklärt werden mussten. Nun war es am 16. Dezember 2022 soweit, diesen historischen Bau wieder zu eröffnen und den Zugang dazu den Stadtbewohnern und Besuchern zu gestatten, sich an dessen Monumentalität zu erfreuen. Das Gebäude, das Anfang des 20. Jahrhunderts nach einem Projekt des Architekten Albert Schuller im Jugendstil erbaut worden ist und sich an der Ecke der Purzengasse mit der Michael-Weiss-Gasse befindet, wurde an Stelle des Hirscher-Hauses errichtet, das abgetragen worden war. Der Stadtrichter Lucas Hirscher (1482 - 1541) hatte gemeinsam mit weiteren Häusern dieses seiner Gattin Apollonia Hirscher vererbt, die ihn nur sechs Jahre überlebte und 1547 verstorben ist. Das Gebäude, das als Apollonia Hirscher Haus in die Stadtgeschichte eingegangen ist, diente der Witwe, die einen Teil ihres Vermögens für gemeinnützige Zwecke verwendete, eine Stiftung gründete und als größte Leistung das Kaufhaus am Marktplatz bauen ließ, das auch heute noch dort steht. Die sächsische Nationalbank A.G. erstand im Jahre 1905, es ließ an der Ecke der Purzengasse  das große Bankhaus bauen nach dem Projekt des Architekten Albert Schuller (1877 – 1948), das seither als Hirscher-Haus bekannt ist. Nach der Nationalisierung der Burzenländer Bank im Jahre 1948 waren hier die Büroräume des Elektrizitätswerkes, nach der politischen Wende die Außenhandelsbank Bancorex bis zu deren Zusammenbruch untergebracht. 2018 hat das Kronstädter Bürgermeisteramt den Vertrag für die Restaurierung mit der Firma Romconstruct von Ploiești unterzeichnet. Laut Abkommen musste das Gebäude mit dem Prunkportal naturgetreu den alten Plänen hergerichtet werden.

Mit etwas Verspätung fand die Wiedereinweihung vor Weihnachten statt, wobei das Gebäude den Namen „Kulturbank Apollonia“ tragen wird in Erinnerung an ihren Ursprung und an Apollonia Hirscher, deren Porträt auf der Außenfassade den Bau ziert. In diesem Jugendstilbau sollen Kulturveranstaltungen organisiert werden, was mit der Eröffnung schon geschehen ist. Die Veranstaltungen werden in Partnerschaft des Bürgermeisteramtes mit der Kronstädter Philharmonie veranstaltet, wie Bürgermeister Allen Coliban dabei betonte. Die momentanen Öffnungszeiten wurden für die Zeitspanne 16. Dezember 2022 bis 15. Januar 2023 wie folgt festgelegt: dienstags und donnerstags zwischen 12 und 21 Uhr, freitags bis sonntags zwischen 12 und 22 Uhr. Montags ist die Kulturbank geschlossen. Der Zutritt ist unentgeltlich zu den Veranstaltungen, wobei bis 250 Personen gleichzeitig sich in den Räumen aufhalten können. Beabsichtigt wird eine neue Kulturinstitution zu gründen, die eine entsprechende Verwaltungsstruktur haben wird und sich dem gesamtem Veranstaltungskalender widmen wird, wie Coliban dabei betonte. Laut dem Direktor der Philharmonie Dragoș Dimitriu, werden Kunstausstellungen zu sehen sein, wobei Gemälde von Ștefan Mironescu, Grafiken von Marcela Rădulescu, Waldemar Mattis-Teutsch u. a zurzeit schon ausgestellt sind, eine Fotoausstellung von Josif Trif, wobei auch auf die Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum gebaut werden soll. Buchvorstellungen, Konzerte, Filmvorführungen, Vorträge werden geboten. Die Schriftstellerin Ioana Pârvulescu und die Schauspielerin Oana Pellea standen im Dialog mit dem Publikum in diesen Tagen.

Der Bau verfügt auch noch über eine Schatzkammer, die aber bisher noch nicht geöffnet werden konnte, somit bleibt auch deren Inhalt noch ein Geheimnis. Sämtliche Versuche, den vier Quadratmeter umfassenden Raum zu öffnen, blieben ergebnislos, da die Schlüssel weder bei der Nationalbank (BNR) noch bei einer anderen Institution aufzutreiben waren. Eine Lösung wird sich schließlich auch dafür finden.

Somit ist die Stadt unter der Zinne um ein Kulturangebot reicher geworden. Erforderlich ist auch, dass ein Leitfaden zur Geschichte, Architektur und Angeboten der Kulturbank Apollonia ausgearbeitet wird, und den Besuchern sämtliche Informationen darin zur Verfügung gestellt werden.