Kronstädter städtebauliche Projekte

Vor 50 Jahren

Aus der Vielfalt von interessanten Beiträgen, die die KR vor einem halben Jahrhundert ihren Lesern bieten konnte, sollen an dieser Stelle nur einige aufgezählt werden, um zwei Themenbereiche (Kronstädter Stadtpläne und Wandern) ausführlicher zu berücksichtigen. 

Heimatkunde: Stimmen zur Eröffnung des St.-L.-Roth-Gedenkhauses in Mediasch, Steingasse 10 (KR 40), „Der Afrika-Binder“ über den Mühlbacher Franz Binder (1820 – 1875) als Afrika-Forscher; die Übergabe der Tartlauer Kirchenburg nach zehn Jahren Restaurierungsarbeiten durch die Direktion für historische Denkmäler (KR 45: „Juwel siebenbürgischer Bauernarchitektur“ von Michael Kroner; Ergänzungen mit Richtigstellungen von Gernot Nussbächer auf Beiträge von Dr. Emil Poenaru zu einem Prozess um die Kronstädter Coresi-Druckerei und von Cornelia Albu und Ion Roman zur Datierung eines altslawischen Dokuments aus dem Archiv der Schwarzen Kirche.

Literatur: Peter Hamm über junge Lyriker des deutschen Sprachraums (KR 43), ein Gespräch, das Hannes Schuster in Leipzig mit dem aus Siebenbürgen stammenden DDR-Lyriker Georg Maurer führte (KR 46), eine Würdigung des im selben Jahr verstorbenen Paul Celan anlässlich seines 50. Geburtstages (KR 47) „Schriftsteller und Publikum“ von Horst Schuller Anger (KR 45).

Der Dichter Wolf von Aichelburg erweist sich auch als ein echter Kenner und Freund der Bergwelt. In der KR 42 ergänzt er einen Bericht von  Edith Roth („Durch Kleine, Große und Kühle Fenster - Wochendtour im Fogarascher Gebirge“. Aichelburg lobt dabei auch das KR-Bildmaterial. „Es ist eine verbreitete Lesermeinung – und hier sei‘s gesagt – dass die KR den interessantesten Bilddienst unter unseren deutschsprachigen Veröffentlichungen hat.“ Im Beitrag konnten, außer nützlichen Hinweisen, Erinnerungen an frühere Wanderungen, auch nicht Beschreibungen fehlen, nicht nur der Landschaft und Natur, sondern auch der Gefühle. Ein kurzes Beispiel: „Man geht in die Sonne hinein. Es ist ein ganz eigenes Triumphgefühl der Bergsteiger, wenn man aufsteigend die Sonne erreicht und weite Hänge und Halden, noch eine lange Weile zu den Schatten verdammt, weit überm Tal zur Rechten oder Linken in verdrossener Morgenfeindschaft dahindämmern sieht.“

Otto Lexen würdigt in der KR 47 das Gründungsjubiläum des Siebenbürgischen Karpatenvereins (SKV). Abschließend steht: „Wandern heißt gehen, heißt selbst erleben, heißt Naturschutz und Freude, heißt Gemeinsamkeit auf Pfaden in Bergen, Wald und Wiesen, wo vor 90 Jahren der SKV  als Wegbereiter mit edlen Zielen vorausschritt.“  Eine Woche vorher hatte der Naturkundelehrer an der Honterusschule Günter Paalen die Tätigkeit des Touristenkreises, den er leitete, vorgestellt. Erwähnt werden: ein von Ing. Ortwin Lexen organisierter Orientierungskurs; Schülerausflüge, wo auch andere Lehrer (Ingeborg Graef, Doris Schmidt, Herta Lang, Christa Sudrigian, Detlef Hermannstädter u.a.) mithalfen; ein einwöchiges Skilager bei der M²l²ie{ti-Hütte; ein Zeltlager im Weidenbachtal am Fuße des Butschetsch, eine Radtour zum Lempesch. Eine der erwünschten Ziele war: „Wir hoffen, dass unsere Schüler ihrerseits touristische Propagandisten in ihren Familien werden, dass auch die Familienausflüge zu ihrem Recht kommen.“

Von großem Interesse und zum Teil auch aktuell sind zwei Beiträge zu städtebaulichen Projekten, im damaligen Sprachgebrauch als „Systematisierung“ bezeichnet. Im ersten („Kronstadt von morgen“ von Architekt Günther Schuller, KR 42) werden Projekte von Architektengruppen des Entwurfsinstituts „Proiect“ vorgestellt, geleitet von den  Architekten R²d²cin², Tomescu und Olschefsky: ein neues Wohnblockviertel mit dem heutigen Grivi]ei-Boulevard als Zentralachse; Gestaltung des neuen Stadtzentrums im Bereich Lenin-Blvd/ 15. Noiembrie – Bahnhofsallee/Victoriei – Bukarester-, Honigberger- und Zizinului-Straße (mit einer Unterführung beim damaligen Pacea-Kino); ein Hotel mit Drehrestaurant auf der Zinne. Im zweiten Beitrag („Kronstadt in 15 Jahren“, KR 47) kommt der Leiter des Entwurfsinstituts, Ing. Mircea Suman, zu Wort. Die KR-Einleitung im Vorspann enthält einen Aufruf zur Debatte: „Den Fachleuten kommt die konkrete Ausarbeitung zu, sie gehen von einer vielseitigen Analyse des Bestehenden aus und blicken in die Zukunft. Aber die Bürger der Stadt wissen am besten, wo der Schuh drückt.“ „Was würden Sie noch vorschlagen, oder was möchten Sie anders haben?“ heißt es im Schlusssatz dieses Beitrags. Alles klingt gut und richtig, es war aber zu jener Zeit nichts als eine Illusion zu glauben, dass Parteivorgaben von der Bevölkerung noch abgewiesen werden konnten. Erwähnt wird der Bau des Burggrund-Viertels aber auch eines Wohnviertels zwischen Prund/Anger, Warthe und Hangestein. Eine Direktverbindung Steagul Ro{u/Astra mit dem alten Stadtzentrum/Innere Stadt war mit dem Bau „einer Tunnelstraße durch die Zinne“ verbunden. Auffallend sind Ziele, die auch heute noch gelten, wie: Umweltschutz, Entlastung des Verkehrs in der Inneren Stadt, „Schaffung neuer Wohneinheiten die sich harmonisch ins Stadtbild einfügen“, „Restaurierung einiger geschichtlich wertvoller Baudenkmäler“. Heute sind öffentliche Debatten erwünscht und möglich – manche Projekte sind aktuell geblieben. Eine Gesamtvision und ein aktualisierter allgemeiner Bebauungsplan (PUG) fehlen noch.