Musik der man lauschen darf

Barockkonzerte im Rahmen des Bartholomäer Konzertsommers

Ulrike Titze (Violine), Paul Cristian (Spinett), István Csata (Viola da Gamba) und Guido Titze (Oboe) spielten Barockmusik in der Bartholomäer Kirche.
Foto: Christine Chiriac

Der Bartholomäer Kirchhof ist ungefähr wie die Barockmusik: eine Oase Ruhe und Gleichgewicht mitten in einer hektischen, emotional geprägten und ziemlich lauten Umgebung. Bartholomae und die Barockmusik passen also sehr gut zusammen – umso erfreulicher ist es, dass zwei von sechs Konzerten im Rahmen des diesjährigen „Bartholomäer Konzertsommers“ dem Barock gewidmet waren.

Unter dem Motto „Tam aris quam aulis“ musizierten am 17. Juli Ulrike Titze (Barockvioline) und Guido Titze (Barockoboe) – beide bekannte Instrumentalisten aus Dresden -, István Csata  aus Klausenburg an der Viola da Gamba und der Bartholomäer „Gastgeber“ Paul Cristian am Spinett. In dieser Besetzung war es bereits das zweite musikalische Treffen der vier Künstler – vor Jahren hatte ein Konzert des Ehepaars Titze in Bartholomä die Idee zur Veranstaltung einer Konzertreihe gegeben.

Nun hatte das Publikum auch die Gelegenheit, mehr über die Barockmusik zu erfahren: „Wenn in der Romantik und im Impressionismus der Klang von der Malerei geprägt ist, dann ist er im Barock von der Sprache geprägt“, erklärte Ulrike Titze einleitend. Um dieser Artikulation zu entsprechen, sind die Instrumente anders gebaut: bei den Streichinstrumenten ist der Bogen dünner bezogen, leichter, kürzer und beweglicher, während die Violine keine Metall- sondern Darmsaiten hat, die „ganz anders sprechen können“; die Barockoboe ist aus einem anderen Holz geschnitzt, hat viel weniger Klappen, nicht so großen Luftdruck wie die „Nachfolger“, und also auch einen etwas leiseren Klang; die Gambe ist ein prominenter Vertreter der großen Violenfamilie und hat einen Griff, der es ermöglicht, die Tonhöhe sehr akkurat zu halten; das Spinett ist ein kleinerer und sanfter klingender Verwandter des Cembalos, der nun nach langer Abwesenheit wieder gebaut und gespielt wird.

Es erklangen Werke von Telemann, Johann Gottlieb Naumann, Giuseppe Antonio Brescianello und Heinrich Ignaz Franz Biber – Dank der schönen Akustik und Kulisse der Bartholomäer Kirche konnte das Publikum die einzigartigen und untereinander gut ausbalancierten Klangfarben dieser Instrumente genießen. Besonders ausdrucksstark war die Oboe, sowohl in der raffinierten Dynamik, in den gekonnt hervorgehobenen chromatischen Stellen, als auch in den Dialogen mit der Violine, die sich als stilgetreuer, improvisationsfreudiger Partner erwies. Gambe und Spinett begleiteten diskret und elegant die beiden Gäste aus Dresden. Ein Konzert mit Geschmack.

Ein anderes Quartett, „Concerto Spiralis“, spielte am 22. Juli in der ältesten Kirche Kronstadts. Hunyadi Koppány, Gábor Elöd (beide Barockvioline) und Lázár Zsombor (Cello) kommen aus Szeklerburg/Miercurea Ciuc und konzertieren ebenfalls zum zweiten Mal in Bartholomae. Begleitet von Paul Cristian am Spinett hatten sie im Frühjahr mit barocken Triosonaten reichen Applaus im Kammermusiksaal geerntet.

Der Applaus war diesmal in der Kirche leider viel blasser, vielleicht auch weil der Ton der gewählten Werke – von Giovanni Paolo Cime, Dario Castello, Francesco Cavalli, François Couperin und Jean-Marie Leclair – weniger Tonus und viel mehr Kontemplation voraussetzte. Ein überraschendes Intermezzo in mildem Ausdruck war auch die Passacaglia für Spinett solo von Luigi Rossi. Die vier Musiker spielten sehr stilgerecht und schenkten den musikalischen Details viel Aufmerksamkeit – man hört es ihnen an, dass sie Barockprofis sind.

Das nächste Konzert (am 29. Juli um 18 Uhr) schließt den „Bartholomäer Konzertsommer“ ab. Ilse Maria Reich an der Orgel und Anca Iarosevici an der Viola da Gamba spielen ein Repertoire mit „einheimischem“ Schwerpunkt: neben Werken von Johann Sebastian Bach, Caix d’Hervelois oder Johann Ludwig Krebs steht Musik von Waldemar von Baußnern, Myriam Marbé und George Enescu auf dem Programm.