Neue Führung und dieselbe Verschuldung

Gespannte Beziehungen zwischen Kronstädter SKV-Sektion und dem Dachverband

Nächtlicher Skilauf in der Schulerau – eine der Sportveranstaltungen, die den SKV ins Rampenlicht rückt. Foto: SKV Bukarest

Seit dem 20. Januar ist Claudiu Roznovsky Vorsitzender der Kronstädter Sektion des Siebenbürgischen Karpatenvereins (SKV). In dieses Amt wurde er von rund 50 SKV-Mitgliedern bei der außerordentlichen Vollversammlung der Sektion gewählt, die im Festsaal des Kronstädter Forums abgehalten wurde. In den neuen Vorstand gewählt wurden auch: Nicolae Parate (stellvertretender Vorsitzender),  Violeta Roncea (Sekretärin), Maria Nisipeanu (Kassenwart), Nora Gogoncea (Jugend).

Roznovsky kehrt nun in die Kronstädter Sektion zurück, nachdem er einige Jahre in seiner Heimatstadt Bukarest als Vorsitzender zur Wiedergründung und zum Aufbau der dortigen SKV-Sektion mitgewirkt hatte.

Er selber ist als Veranstalter zahlreicher Wettkämpfe (Mountainbike, Bergrennen, Ski-Alpinismus) bekannt, die unter dem SKV-Logo stattfinden und sich einer guten Beteiligung und eines entsprechenden Echos in den Medien erfreuen.

Denselben Erfolg wird er sich wohl für seine vierjährige Amtszeit wünschen, die aber nicht unter den besten Voraussetzungen startet. Die bisherige Vorsitzende Christel Berbec beanstandet die Art und Weise, wie die Vollversammlung vorbereitet wurde.

Das ließ sie bereits im Vorfeld der Sitzung ihren damaligen Stellvertreter Nicolae Parate wissen. Sie schlug gleichzeitig vor, die ordentliche Vollversammlung, die im September fällig gewesen wäre, bereits für den März anzusetzen. Das wäre auch der passende Anlass gewesen, angesichts ihres Alters und Gesundheitszustandes (zurzeit wohnt sie in einem privaten Altenheim in Törzburg/Bran) sich zurückzuziehen nach einem jahrzehntelangen erfolgreichen Wirken im Dienste der Sektion Kronstadt.

Ihr steht zweifellos eine Ehrenmitgliedschaft in der Sektion zu – eine Ehrung, die Christel nun verweigert, weil sie ihre „Absetzung“ als regelwidrig betrachtet und folglich nicht akzeptieren kann.

Die Zeit dränge aber, verweist Parate gegenüber der KR. Rücktritte einiger Mitglieder des alten Vorstandes, eine immer schwierigere Zusammenarbeit mit der Vorsitzenden, ein Stillstand in der Sektionstätigkeit, kein Zugang zum Bankkonto für fällige Zahlungen bereiten Schwierigkeiten – eine Krise, die möglichst schnell durch die gerichtliche Anerkennung des neuen Vorstandes überwunden werden kann, hofft Nicolae Parate. Dann soll die Sektion wieder vieles von dem aufnehmen, was sie zur stärksten SKV-Sektion werden ließ: Ausflüge, Ferienlager, Hüttenabende, Karpaten-Panorama mit Blasmusik und Volkstanz, Fasching und vieles mehr.

Die Lage sei verfahren und turbulent, sagt der neue Vorsitzende Roznovsky. Er wisse, auf was er sich einlasse, hoffe aber auf Zusammenhalt und gegenseitiges Vertrauen innerhalb der Sektion. Belastend ist eine Verschlechterung der Beziehungen zur Leitung des Dachverbandes in Hermannstadt.

Denn nur so kann man die zunehmenden Spannungen zwischen der Sektion Kronstadt und dem SKV-Landesverein bewerten, selbst wenn darüber öffentlich nicht gesprochen wird. Bei der letzten Vollversammlung auf Landesebene des SKV, die im Herbst des Vorjahres in Fogarasch stattfand, verließen die Kronstädter Vertreter den Saal, nachdem per Abstimmung beschlossen wurde, dass keine Sektion als eigenständige Rechtsperson gelten kann. Das würde auch bedeuten, dass die SKV-Hütte „Julius Römer“ (die einzige an den SKV rückerstattete Hütte) nicht mehr im Besitz der Sektion Kronstadt bleiben könnte. Sie hat sie bekanntlich an die „Cabana Julius Römer SRL“ verpachtet, der gegenüber sie noch eine beträchtliche Summe schuldet. Der Mietvertrag, über den man beim „großen“ SKV gar nicht glücklich ist, sieht vor, dass bei der Festlegung der Miete die stufenweise Abzahlung der Altschulden mitberechnet wird. Der Eigentümer (die Sektion Kronstadt) sei dadurch dem Mieter unterstellt, sagt SKV-Präsident Marcel Șofariu in einem ADZ-Interview. Andrerseits, aus der Kronstädter Perspektive, könnte das Fogarascher Abstimmungsergebnis als Ausschluss der Sektion Kronstadt aus dem SKV gewertet werden, heißt es unter Kronstädter SKV-Mitgliedern.

Dass Marcel Șofariu in der Zwischenzeit aus der Kronstädter Sektion in die Fogarascher Sektion übergetreten ist und dass er der Sitzung in Kronstadt fernblieb, sind Zeichen die diesen Bruch vertiefen. Claudiu Roznovsky, der eigenen Angaben zufolge in guten Beziehungen zu Șofariu steht, wird nun auch in dieser Angelegenheit gefragt sein. Chancen und Herausforderungen halten sich die Waage: Alle wollen offen für einen Dialog sein; beide Seiten sehen sich im Recht und misstrauen einander.