„Nur wer aufgibt, kann verlieren“

Das Familienunternehmen Donis, schon seit drei Jahrzehnten in Kronstadt

Sidonia Barbu, Schwiegersohn Viorel Micu und zwei der Angestellten vor dem Geschäft (v.r.n.l.) Foto: Hugo Ioan Spahiu

Im Herzen von Kronstadt, am Rosenanger Nr. 11, befindet sich seit 29 Jahren das Geschäft „Donis”, das eine breite Auswahl an medizinischen Produkten anbietet. Es ist eines der wenigen Unternehmen, das seit Anfang der 1990er Jahre im Stadtzentrum besteht. Sein reiches Angebot zieht Kunden aus dem ganzen Land an. Stützstrümpfe, Orthesen, Brustprothesen, Mullbinden, manuelle und elektrische Rollstühle, komplexe elektrische Pflegebetten, aber auch Betteinlagen, Wundsalben oder Blutdruckmessgeräte sind nur einige der Produkte, die im Geschäft verkauft werden. Meyra und Russka sind zwei der Top-Firmen weltweit, die in Rumänien nur bei „Donis“ zu finden sind.

Der Anfang war ein Zufall
Angefangen hat alles mit einem persönlichen Problem: Sidonia Barbu fand in Kronstadt keine Mullbinden für die Pflege ihrer kranken Mutter, ehemalige Russlanddeportierte. „Nach der Wende von 1989 gab es in Rumänien fast nichts im Bereich Gesundheitsmedizin. Im Krankenhaus wollte man meine Mutter nicht halten, weil sie 70 war, ich war empört”, erinnert sich die Rentnerin. Damals schloss sie ihren Kiosk, wo sie Süßigkeiten und Getränke verkaufte und absolvierte einen Kurs für Altenpflege, der durch das Demokratische Forum der Deutschen in Kronstadt ermöglicht wurde. Das war der Grundstein des künftigen Unternehmens, das erste seiner Art in der Stadt. „Donis“ wurde am 23. April 1993 eröffnet und hatte in den Regalen viel deutsche Ware, die hierzulande unbekannt war. Barbu stellte diese in den Medien vor. Die Werbung brachte immer mehr Privatkunden ins Geschäft. Sie erinnert sich noch genau an die Eröffnung, als der Stadtpfarrer Pelger mit seiner Gattin, Vertreter und Mitglieder des Forums, Journalisten und viele Interessenten anwesend waren.

Der Renner, sagt die Unternehmerin, waren gleich nach der Eröffnung orthopädische Schuhe, von denen sie in drei Wochen 200 Stück verkaufte. Es dauerte nicht lange, da kamen Leute auch aus benachbarten Städten, um hier einzukaufen. Nicht nur Kranke waren bedient, auch für Prävention stand eine breite Palette an Objekten zur Auwahl. „Sobald die Krankenkassen gegründet wurden, haben wir Apparatur für Praxen der Hausärzte gebracht, Bestellungen kamen aus dem ganzen Land“. Seit 2015 importiert sie u.a. auch elektrische Pflegebetten, mit mehreren Elementen zum Klappen oder etwa elektrische Rollstühle mit unterschiedlichen Funktionen, die damals in der medizinischen Landschaft eine Rarität waren. Treppenaufzüge werden nicht nur in Krankenhäusern bestellt, sondern auch in Hotels. Schwiegersohn Vio kümmert sich um deren Montage, setzt sie in Betrieb und schult die Leute in Bezug auf deren Anwendung. Große medizinische Gegenstände hat das Unternehmen ständig auf Lager, sie werden in einem Depot untergebracht, von wo aus sie in kürzester Zeit geliefert werden können. Die Firma wuchs schnell.

Trotz mancher Tiefen hat man überlebt
„Ich hätte nie gedacht, dass das Unternehmen so stark wachsen wird“, erklärt Barbu. Sie habe es gegründet, „damit meine Kinder nicht an fremde Türen klopfen müssen. Ich hatte an so viele Türen geklopft, die geschlossen blieben“. Sie wollte nicht von anderen abhängen. Sie hat es trotz mancher Tiefen geschafft, das Familienunternehmen weiterzuführen. An die schweren und gleichzeitig schönen Zeiten in den 1990er Jahren denkt die damals alleinerziehende Mutter auch heute noch.
„1999 hätten wir fast geschlossen, die Zinsen bei der Bank waren so hoch, dass man sie nicht bezahlen konnte. Alle Firmen hatten riesige Schulden“. Dennoch hat sie es geschafft, nicht in Konkurs zu gehen, denn „nur wer aufgibt, kann verlieren“. Die Finanzkrise 2008 und die Corona-Pandemie haben sie auch nicht untergehen lassen. Gerne denkt sie an die guten Zeiten, wo sehr viele Bestellungen für Krankenhäuser, Hotels, Praxen oder Privatpersonen eintrafen.

Beratung zählt
Einer der Stärken von „Donis” ist die Beratung, meint Sidonia Barbu. „Jeder Angestellte kennt alle Einzelheiten über jedes einzelne Produkt und kann die Kunden darüber informieren. Sie werden regelmäßig geschult, manch-mal nehmen sie an Workshops in Deutschland teil“. Sie selbst hat mit 50 einen Uniabschluss gemacht.

Auch heute noch ist Barbu im Geschäft tätig, auch wenn sie Anfang März den 70. Geburtstag feierte. Die Tatsache, dass die Familie - ihre beiden Töchter, Angelika und Bettina und der Schwiegersohn - von Anfang an in der Firma mitwirkten gibt ihr die Hoffnung, dass „Donis“ weiterhin bestehen wird. „Meine beiden Enkelsöhne wollen die Firma weiterführen und nach Japan und Amerika bringen“.

Für die Zukunft plant Barbu, weiterhin Menschen zu helfen, denn das sieht sie als ihre Aufgabe und Freude. Ob sie kranke Menschen berät, ukrainische Flüchtlinge versorgt oder sich in der Gemeindearbeit der Honterusgemeinde einsetzt, sie scheint unermüdlich.