Orgelmusik im Zeichen der Verantwortung

Die Kronstädter Orgelkonzerte kommen alten Instrumenten zugute

Die restaurierte Repser Orgel wurde im Rahmen der Konzertreihe „Musica Coronensis“ 2012 eingeweiht und spielt seit einem Jahr in der Schwarzen Kirche.
Foto: Dieter Drotleff

Die große Orgel zu Kronstadt in Siebenbürgen. Litographie: G. Lehmann, gedruckt von Joh. Gött & Sohn Heinr., Kronstadt

Mit einem Konzert an drei Orgeln wurde vergangene Woche der 61. Orgelsommer in der Schwarzen Kirche in Kronstadt abgeschlossen. Im Mittelpunkt des Abends standen Toccaten – Instrumentalstücke von freier musikalischer Struktur und improvisatorischem Charakter. Den Gedanken der Freiheit, der in der aufgeführten Musik eine zentrale Rolle spielte, griff auch Stadtpfarrer Christian Plajer in seiner Ansprache auf: die Freiheit der Kinder Gottes sei stets eng verbunden mit der Verantwortung des einzelnen Christen gegenüber Gott und den Menschen. Und ein Zeichen des Verantwortungsbewusstseins einer Gemeinschaft sei auch das Engagement für ihr Kulturerbe.

So konnten in den vergangenen Jahren mehrere wertvolle siebenbürgische Orgeln restauriert werden, nicht zuletzt dank des Publikums, das die Orgelabende in der Schwarzen Kirche besucht – denn die Hälfte des Konzerterlöses kommt Restaurierungsprojekten zugute. Das Abschlusskonzert der diesjährigen Sommersaison wurde auf einer der frisch restaurierten Orgeln, jener aus Reps, eröffnet.

Die Repser Orgel wurde im 17. Jahrhundert gebaut und gilt als eins der wichtigsten erhaltenen Instrumente in Siebenbürgen. Ihre zarten Töne erklangen unter den Händen von Steffen Schlandt, der diesmal mit seiner improvisatorischen Kreativität überraschte. Er spielte eine „Toccata Rupens“ („Toccata aus Reps“), die er mit effektvoller Registrierung schmückte. Auf der Hesse-Orgel (1861) interpretierte der Organist Paul Cristian die Toccata in e-Moll von Bach, die der Improvisationskunst im ersten und dritten Satz große Bedeutung verleiht und mit einer munteren Fuge in schnellem Tempo schließt. Reiche Harmonien in der Fuge in B-Dur von J. G. Rheinberger und majestätische Klang-Girlanden in der Toccata in D-Dur von Enescu, gespielt von Hans Eckart Schlandt auf der Buchholz-Orgel (1839), schlossen das Konzert und den diesjährigen Orgelsommer ab.

Die erste Orgelspielzeit hatte 1953 auf Initiative des Kirchenmusikers und Musikpädagogen Victor Bickerich stattgefunden, seitdem wurden Jahr für Jahr Orgelkonzerte geboten. Es gab sogar Jahre, in denen sommersüber fünf Konzerte pro Woche stattfanden. „Erfreulich ist, dass die Publikumszahlen heuer deutlich gestiegen sind“, sagt Hans Eckart Schlandt, der die Spielzeit koordiniert und sich als Musiker schon seit 1956 an den Konzerten aktiv beteiligt. „Im vergangenen Jahr waren es durchschnittlich 183 Besucher pro Konzert, jetzt aber lag die Zahl bei 207.“

Werke vom Barock bis zur Moderne wurden in den Sommermonaten von den Kronstädter Organisten und den 14 Gastmusikern aus anderen rumänischen Städten und dem Ausland aufgeführt – Bach, Buxtehude, Mendelssohn und Wagner z. B. standen an zahlreichen Abenden auf dem Programm. Selbst wenn die Orgelsaison nun zu Ende ist, werden die Orgeln der Schwarzen Kirche nicht bis nächsten Sommer schweigen. Schon im Oktober gibt es in Kronstadt wieder erstklassige Musik zu hören, und zwar im Rahmen der 11. Auflage der Festspiele „Musica Coronensis“. Den Auftakt zur Konzertreihe gibt am 11. Oktober die Einweihungsfeier der restaurierten Orgel aus Hahnbach.