Orte der Erinnerungsgemeinschaft

Der Journalist Emil Hurezeanu war in Deutsch-Kreuz mit dabei.
Foto: Ralf Sudrigian

Bei der Wiedereinweihung der restaurierten evangelischen Kirche in Deutsch-Kreuz sowie ihrer historischen Thois-Orgel (siehe auch KR Nr. 29/1. August) war auch der bekannte Journalist Emil Hurezeanu mit dabei. Er war sofort gern bereit, für die KR dazu, aber auch zur Auswanderungswelle der Siebenbürger Sachsen nach 1989, folgende Bemerkungen zu machen:

„Ich verlasse Deutsch-Kreuz mit großer Zufriedenheit, weil hier ein Neubeginn von Harmonie zustande kommt. Und das steht nicht nur in Verbindung zur Orgel-Wiedereinweihung. Ich kenne die deutsche Redensart ‘die Kirche im Dorf lassen’. In wortwörtlicher Anlehnung dazu würde ich jetzt sagen: ‘die Kirche renovieren und dabei nicht auf die alte Orgel vergessen’. Seit geraumer Zeit habe ich es nicht mehr erlebt, dass so viele Menschen aus so verschiedenen Bereichen an einem Ort zusammentreffen. Siebenbürgen ist eben ein Raum der Harmonie.

Zu den Siebenbürger Sachsen verbindet mich vieles bereits seit meiner Kindheit und frühen Jugend, die ich in Hermannstadt verbracht habe. Das setzte sich später nach meiner Auswanderung auch in Deutschland fort, wo ich zwanzig Jahre verbracht habe. In meiner Zeit beim Sender „Freies Europa“ („Europa Liberă“) blieben die Beziehungen zu den ausgewanderten Sachsen sehr rege, zum Beispiel durch die zahlreichen Ansprachen und Konferenzen, die ich in ihren Kreisen halten konnte.

Stets begleiteten mich die Gedanken an den großen Verlust durch die Auswanderungswelle der Siebenbürger Sachsen. Für den Einzelnen bedeutete es die Rettung – für die Gemeinschaft war es der Verlust des deutschen Volkes in Siebenbürgen.  Die Völker Siebenbürgens, so wie dieser Begriff im Mittelalter verwendet wurde, werden sich hier nie mehr versammeln. Aber wenn möglichst viele Leute an solchen Orten der Erinnerungsgemeinschaft zusammenkommen, wie hier in Deutsch-Kreuz, so ist das eine große Chance, sowohl für die Menschen als auch fürs vereinte Europa. Denn die Europäische Union kann nicht nur aus den Sternen auf der EU-Flagge bestehen. Dahinter müssen Menschen stehen, die sich begegnen und sich dabei gemeinsam freuen.“  (RS)