Pralinen, Waffeln und… Europapolitik

Als Tourist in Brüssel vor der Coronavirus-Epidemie

Nicht nur im Zentrum von Brüssel sind die Sprachen aller Länder und Kontinente zu hören. Foto: der Verfasser

Jetzt, wo die um sich greifende Coronavirus-Epidemie sich immer noch ausdehnt, sogar die Grenzen der EU-Mitgliedsländer dicht gemacht wurden, ist sicher auch in Brüssel von dem bunten Treiben, das wir  im Oktober des vergangenen Jahres noch voll genießen konnten, nicht mehr viel geblieben. Auch die da befindlichen  europäischen Institutionen haben  zum Großteil ihre Tore geschlossen, Staats- und Regierungschefs  beraten und kommunizieren vermittels Videokonferenzen, die etwas Sicherheit in die gesundheitliche und sich immer schlechter abzeichnende Wirtschaftslage bringen sollen. Wer jetzt als Ortsfremder noch überrascht wird, wird sicher alle Mittel wahrnehmen, um in seine Heimat zu gelangen auch wenn man zwei Wochen Quarantäne auf sich nehmen muss. Es bleibt zu hoffen, dass  sich die Dinge schnellstens zum Guten wenden, dass man wieder unbesorgt reisen kann, so wie es auch uns in bleibender Erinnerung verblieben ist.

Als ein Mini-Europa mit dem Grand-Place, dem Brüssler Rathaus oder dem Atomium in bildlicher Darstellung, die man immer wieder auch am Bildschirm zu sehen bekommt, wird man da auch von den einheimischen Spezialitäten regelrecht verführt. Da werden einem die besten Pralinen angeboten, die Waffeln sind für Blick und Gaumen, so wie auch die Pommes-Spezialitäten regelrecht verführerisch. Von  den Terrassen am  Rathausplatz kann man bei einem besten Kaffee die  prunkvollen  Gebäude betrachten. Bei einer Rundfahrt mit dem offenen Doppeldeckerbus  kann man dann die kontrastreiche Architektur bewundern, sich für einen eingehenden Besuch besonderer Kunst- und Kulturschätze entscheiden.


Im Amsterdamer Vertrag von 1957 haben die wichtigsten Länder des westlichen Europa beschlossen, Brüssel zum Hauptsitz der Europäischen Union  zu erklären. Man wollte von den Hauptstädten der großen Länder  absehen, um ein Zeichen für ein Land kleinerer Dimension zu geben.  Somit ist heute Brüssel Hauptsitz der Europäischen Union, Parlamentssitz, der sich teilweise auch in Straßburg befindet, der Europarat, der europäische Gerichtshof tagt in Luxemburg. Brüssel eignete sich dafür auch durch seine zentrale Lage, die sprachliche Vielfalt und die guten Verkehrsanbindungen. Davon kann man sich bestens überzeugen, wenn man aus Dortmund einreist. Mit dem Wagen auf der A2 über Essen, Düsseldorf, Lüttich kommt man in drei bis vier Stunden an seinem Reiseziel an.  Ein Fernbus, Flixbus, fährt täglich fünf mal die Strecke, wofüri man  mit 12 Euro  aufkommt. Zieht man die Bahn vor, betragen die Kosten ab 19  Euro aufwärts. Und von da  kann man beispielsweise in zweieinhalb Stunden auf der Autobahn mit einer Strecke von 210 km  über die E 19 und A 27 in Amsterdam  eintreffen. Da kann man sich mit den Wachsfiguren des europäischen Ratspräsidenten Charles Michel und der Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen im Madame-Tussauds-Museum fotografieren lassen.


Vom Charme Brüssels können wir uns gleich bei der Einfahrt überzeugen, bis wir in unserem rechtzeitig gemieteten Privatappartement in einer Seitenstraße, nahe des Rathauses, unterkommen, wo uns der freundliche Gastgeber auch ein belgisches Bier als Empfang hinterlassen hat.  Die Stadt hat schon bei der Weltausstellung von 1958 mit ihrer Schönheit überzeugt, wobei das Gemisch zwischen frankophonem Lebensgefühl und flämischer Effizienz einen besonders ansprechen. Die Stadt Brüssel ist nur eine der 19 Gemeinden der Region Brüssel-Hauptstadt mit rund 180.000 Bewohnern. Das gesamte Siedlungsgebiet zählt allerdings 1,2 Millionen Einwohner und ist die Hauptstadt des Königreiches Belgien.  Allerdings ist nicht Englisch die offizielle Sprache, sondern Französisch und Niederländisch, obwohl die Minderheit der Flamen sehr klein ist.


Ein Bummel durch die Straßen dieser europäischen Stadt, die architektonisch besondere Bauten umfassen und einen auf Schritt und Tritt verleiten, zu fotografieren, gerade wenn es auch öfters regnet, da der Einfluss der Nordsee nicht zu übersehen ist, ist ein schönes Erlebnis. Ebenfalls kann man eine Rundfahrt mit dem städtischen Touristenbus, der mehrere Routen im Angebot hat, unternehmen. Zwischendurch kann man Pralinen genießen, einen Kaffee trinken oder die berühmten Waffeln kosten. Diese werden aus einem weichem Rührteig gemacht. Zu den dicken Waffeln werden als Zutaten Erdbeeren, Bananen, Sahne, Schokolade u.a Leckereien beigefügt.


Nicht zu übersehen ist  die kleine Bronzestatue, der Manneken Pis, dessen Original aus dem Jahre 1619 stammt. Sie misst nur 61 Zentimeter und wurde schon mehrmals nachgebildet, damit das Original nicht Opfer eines Diebstahlswird. Die jetztige Kopie stammt aus dem Jahr 1965. Laut Legende soll der pinkelnde Knabe  mit dem Wasserstrahl ein Feuer gelöscht haben, das die ganze Stadt bedrohte. Dieses Wahrzeichen von Brüssel ist Treffpunkt der Millionen  Touristen und deren  Fotomotiv. Und immer wieder kehrt man auf den Hauptplatz als Treffpunkt zurück, um weitere Besuche vorzunehmen. Das da befindliche Rathaus  ist ein architektonisches Meisterwerk, dessen Glockenturm, auch Belfried genannt, 96 Meter hoch ist.  Zwanzig Jahre dauerte dessen Bau, der 1401 begonnen wurde. In den Abendstunden steht das Rathaus  in einer besonderen kunstvollen Beleuchtung.


Ein modernes Wahrzeichen von Brüssel und Belgien stellt das Atomium dar, weltweit durch seine besondere Architektur bekannt, ein Symbol der 1956 da stattgefundenen Weltausstellung.  Wandert man durch die Röhren, die die Kugeln miteinander verbinden, kann man mehrere Ausstellungen sehen, aus der obersten Kugel hat man einen Weitblick  auf die Stadt und bei gutem Wetter reicht dieser sogar bis Antwerpen.  Je nach Alter muss man für den Eintritt mit 6 bis 12 Euro aufkommen. Das Königsschloss bietet sich einem als ein besonders prächtiges Gebäude. Die Arbeitsstelle des Königs und der Königin kann, während sich diese im Urlaub befinden, vom 22. Juli bis Anfang September dienstags bis samstags von 10 – 17 Uhr besichtigt werden.  In der Nähe befindet sich das Musikinstrumente-Museum, wo man die Instrumente nicht nur bewundern, sondern auch deren Klang hören kann.  Im Schokoladenmuseum wird man wie ähnlich in dem von Köln in die Technologie der Schokoladenproduktion eingeführt. Am Kunstberg (Mont des Arts), sind mehrere Museen, eine bezaubernde Parkanlage, ein neunstrahliger Springbrunnen zu bestaunen. Konzerte und Filme werden da im Freien geboten.


 In die Geschichte der Eisenbahn wird man in dem Museum Train World eingeführt. Das Mini-Europa umfasst Kleinmodelle der bekanntesten Bauten wie die Akropolis, der Schiefe Turm zu Pisa, der Eiffelturm oder die Sacre-Coeur-de-Montmartre Kirche.  Das Margritte-Museum umfasst 200 Werke dieses surrealistischen Künstlers, und ist die größte Sammlung weltweit. Als eine wahre Lunge der Stadt ist der 124 ha umfassende Park Bois de la Cambre mit dem dichten Wald, den Fahrradwegen, Alleen und Wanderwegen zu bezeichnen. Nachdem die Ausgangssperren auch da abgeschwächt worden sind, trifft man vor allem auf die Bewohner der Stadt, die sich der Erleichterungen erfreuen, die Coronavirus-Epidemie manchmal auch vergessen.