Reichesdorfer Kurator erzählt über Dorf, Kirche und Weinbau

Ein ansprechender Dokumentarfilm des Mioritics-Vereins dessen Ziel die Förderung des Kulturtourismus ist

Mihai Dragomir, Vorsitzender des Vereins „Mioritics“.

Johann Schaas, Reichesdorfer Kurator, war die Bezugsperson für den Dokumentarfilm.
Fotos: Dieter Drotleff

Die lapidare Ankündigung bezüglich einer Filmvorführung über Johann Schaas und Reichesdorf im Rahmen der Deutschen Vortragsreihe, die unter der Schirmherrschaft des Kronstädter  Ortsforums steht, wobei der Dokumentarstreifen vom Mioritics-Verein erstellt wurde, regte nicht nur das Interesse der Freunde der Vortragsreihe, sondern auch unseres an, mehr über dessen Tätigkeit zu erfahren. Das konnten wir vor allem vermittels von Mihai Dragomir, Vorsitzender und Projektleiter von Mioritics, tun, der an der Vorführung teilnahm und einleitend vom Vorsitzenden des Ortsforums Thomas Şindilariu und Stadtratsmitglied Christian Macedonschi begrüßt wurde.

Der Mioritics-Verein impliziert sich in Projekte bezogen auf Kulturtourismus seit dem Jahre 2002, wurde aber erst 2004 offiziell als solcher mit dem Hauptsitz in der Hafenstadt Konstanza registriert. Laut Satzung besteht sein Hauptziel in der Entwicklung und Förderung des Kulturtourismus.

Überraschend ist, dass dessen Mitglieder, alles junge rumänische Akademiker, die keine persönlichen Bindungen zu Siebenbürgen haben, sich dem Erhalt des sächsischen Kulturerbes widmen. Bisher hat der Verein eigene Informationszentren in Hermannstadt, Schäßburg, Rosenau und Alzen  eröffnet, Bildbände und CDs herausgebracht, sich in andere diesbezügliche Aktionen impliziert, Exkursionen zu den Kirchenburgen organisiert, ist bei der Organisierung des historischen Filmfestivals in Rosenau mitbeteiligt, hat eine Trasse für Radfahrer durch die Hügellandschaft von Hermannstadt bis Schäßburg markiert.

Allein Mihai Dragomir hat ferne Vorfahren, die aus Siebenbürgen stammen, u.zw. der Urgroßvater der aus der Mărginimea Sibiului kommt. Dieser  zog mit seiner Schafherde in die Dobrudscha und gründete sich dort eine Bleibe. Ein erstes Projekt wurde im Juli 2004, gleich nach der Eintragung als Verein durchgeführt, als sie mehrere sächsische Ortschaften bereisten, Fotos von dem unermesslichen hinterlassenen Kulturerbe der ausgesiedelten Sachsen machten und diese dann in 43 Ausstellungen u.a. in Hermannstadt, Schäßburg, Bukarest zeigten. Beeindruckt von dem sächsischen Kulturerbe auf das sie eher durch Zufall gestoßen sind, da alle implizierten Teilnehmer aus dem Süden des Landes kommen, brachte der Verein  2007 eine CD mit Ansichten von Kirchenburgen heraus, wobei sie die Unterstützung einer deutschen Stiftung fanden. Die CD beinhaltet auch eine interaktive Landkarte in mehreren Sprachen, Zeichnungen, Animationen.

Es folgte der Bildband „Verborgene Schätze in Siebenbürgen – die sächsischen Kirchenburgen“ in einer ersten Auflage 2008 (96 Seiten) und einer zweiten Auflage 2011 (128 Seiten). Seit 2009 vertritt Mioritics in Rumänien das Europäische Institut für Kulturwege mit dem Sitz in Luxemburg. Mioritics kooperiert u.a. mit einem Länder übergreifenden europäischen Netzwerk „Heritage Alive“, mit anderen Vereinen und Stiftungen des Inlandes, weniger aber mit den repräsentativen Institutionen der hiesigen sächsischen Gemeinschaft. Praktisch auch als Anerkennung des Geleisteten arbeitet Mioritics in Partnerschaft mit dem UNESCO Weltkulturerbe-Regionalbüro von Venedig zusammen, das beispielsweise den nun in Kronstadt gezeigten Dokumentarfilm finanzierte.

Der Film in dem Johann Schaas zu Wort kommt, hat nicht einen künstlerischen, aber einen ausgeprägten dokumentarischen Wert. Dafür gab es nicht ein Drehbuch, wie Mihai Dragomir betont. Drei Personen beteiligten sich an den Aufnahmen die insgesamt vier Tage dauerten. Kaufen kann man den Film, der Untertitellungen in mehreren Sprachen hat, in der Kronstädter Cărtureşti-Buchhandlung.  Der nun über 80 Jahre alte Kurator von Reichesdorf erweist sich in der Filmdokumentation als bewandert in der Geschichte der Kirche und des Dorfes, in dem Weinbau, der hier seit Jahrhunderten betrieben wird, als geistreicher Sprecher – sächsisch, deutsch, rumänisch – der auch Anekdoten zum Besten gibt, sich immer verbunden seiner Heimatgemeinde fühlte – ein Grund seines Hierbleibens und seiner hier noch durchzuführenden Berufung.