Roadtrip mit Bildungscharakter

Altstipendiaten der Hanns-Seidel-Stiftung auf den Spuren der deutschen Minderheit

Über die Rolle der religiösen Minderheiten in Rumänien diskutierte die Gruppe der Hanns-Seidel-Stiftung mit S.E. Florentin Crihalmeanu, dem griechisch-katholischen Bischof in Klausenburg.
Foto: Heiko Richter

„Das Rumänienbild in den deutschen Medien ist sehr unscharf“, findet Gudrun Hackenberg vom Club der Altstipendiaten (CdAS) der Hanns-Seidel-Stiftung. „Wir wollten einen Beitrag dazu leisten, ein realistischeres Bild zu vermitteln.“ Gemeinsam mit ihrem Kollegen Heiko Richter und der Unterstützung des Instituts für Begabtenförderung unter Leitung von Prof. Hans-Peter Niedermeier stellte sie also die Fachtagung „Siebenbürgen: Eine europäische Region mit wandelnden Identitäten“ auf die Beine.

Rumänien erfahren – das bedeutete für die 28 Teilnehmenden einen wahren Roadtrip mit Stationen in Hermannstadt/Sibiu, Klausenburg/Cluj-Napoca, Birthälm/Biertan, Schäßburg/Sighişoara, Deutsch-Weißkirch/Viscri, Kronstadt/Braşov und Törzburg/Bran. Vom 27. Oktober bis 2. November standen Stadtrundgänge, Besichtigungen, Gespräche mit Politikern, Minderheiten- und Kirchenvertretern sowie Kultur- und Bildungsträgern auf dem Programm. Auch in der Redaktion der Karpatenrundschau war die Gruppe zu Gast – und nutzte dort ausgiebig die Gelegenheit, sich über das Pressewesen Rumäniens zu informieren.

Im Fokus der Tagung stand die Beschäftigung mit der deutschen Minderheit. Einer der Höhepunkte war – neben den großen Kulturmetropolen Siebenbürgens – ein Abstecher in das Dorf Deutsch-Weißkirch, wo die Gruppe mit lokalen Hilfsprojekten vertraut gemacht und anschließend auf traditionelle Weise bewirtet wurde. Wobei es durchaus zu Wiedererkennungseffekten kam: Einige der Teilnehmer haben Wurzeln in Rumänien und spürten in Siebenbürgen nicht nur der dortigen Kultur, sondern gleichzeitig auch einem Stück Familiengeschichte nach.
Über ein verzerrtes Rumänienbild konnte sich Prof. Hans-Peter Niedermeier, der die Tagung begleitete, persönlich übrigens nicht beklagen: ganze 80 Reisen in die Region hat er seit 1994 als Leiter des Instituts für Begabtenförderung absolviert, und dabei mehr als 70 Stipendien an rumänische Studierende und Postgraduierte vergeben.

Außerdem unterstützt die Stiftung eine Vielzahl an Seminaren, Tagungen und Fortbildungsveranstaltungen. Gerade außerhalb der Hauptstadt gebe es viele hochinteressante und zukunftsträchtige Initiativen, betont Niedermeier. Leider sei es häufig so, dass herausragende Maßnahmen in den Regionen weder in Rumänien noch im Ausland hinreichend Beachtung fänden. Deshalb engagiere sich die Hanns-Seidel-Stiftung bewusst auch außerhalb von Bukarest – z.B. in Hermannstadt, Klausenburg, Kronstadt, Jassy/ Iaşi und Temeswar/Timişoara.

Wie so oft, sei auch hier das persönliche Engagement vor Ort entscheidend. „Politiker wie der Oberbürgermeister von Hermannstadt, Klaus Johannis, oder der Parlamentsabgeordnete Ovidiu Ganţ haben viel dazu beigetragen, dass die Arbeit der deutschen Minderheit in Rumänien seit Jahren einen so positiven Stellenwert besitzt“, so Niedermeier.

 Positiv fiel auch das Fazit der Fachtagung aus. Gudrun Hackenberg freut es, dass das stellenweise negative Rumänienbild durch den Abgleich mit der Realität umgekehrt werden konnte; viele der Teilnehmenden hätten vor, wieder zu kommen. Und auch CdAS-Organisator Heiko Richter bekräftigt: „Es waren fünf beeindruckende Tage mit vielen wertvollen Gesprächen. Für die meisten von uns war es der erste Besuch in Siebenbürgen – doch es wird sicher nicht der letzte gewesen sein.”