Rückblick auf einen Teil Kunstgeschichte

Album Kronstädter Fotografen und ihrer Ateliers

Ein Rückblick der Kronstädter Fotokunst wurde in Schautafeln in den Monaten Oktober und November 2022 in der Coresi-Mall gezeigt. Organisiert worden war dieser von dem Kronstädter Ethnographiemuseum, wobei deren Museologin Camelia Neagoe als gute Kennerin dieses Bereichs der Hauptverdienst zukam. Der Ausstellung schenkten wir auch unsere Aufmerksamkeit in einer Besprechung (KR 47, 24.XI. 2022). Auch fand die Schau viel Anklang bei den Besuchern der Mall, die dieser Zeit widmeten oder eine Pause einschalteten bei ihren Einkäufen. Ausgehend davon und in einer erweiterten Dokumentation, hat Camelia Neagoe sich den Kronstädter Fotografen und deren Ateliers gewidmet, ein Ergebnis, das nun als Album von genanntem Museum und dem diesem unterstellten Museum der städtischen Zivilisation, dem Kronstädter Kreisrat herausgebracht und vorgestellt worden ist. Für die grafische Gestaltung des aufliegenden Albums zeichnet Oana }ig˛nu{, die Korrektur besorgte Olivia Borcea. Hervorzuheben ist auch die besondere Druckqualität, die teilweise außer in Schwarz und Weiß, auch in Sepia und in Farbe erfolgte, und somit mehr Substanz der rund 50 Seiten umfassenden Broschüre schenkt.

Erfunden wurde die Fotografie in Paris im Jahre 1839, um nach nur drei Jahren ab 1842 auch in Kronstadt praktiziert. Anfangs gab es nur Gelegenheitsfotografen, da die Kosten sehr hoch waren. Gottfried Barth, Wilhelm Berg, Wenzel Prokesch u. a. zählten zu diesen. Erst nach 15 Jahren, 1854, ist das erste Fotoatelier von Anton Fiala eröffnet worden, der sich als „Geschichtsmaler und Fotograf“ bezeichnet. So wie in allen technischen Bereichen wurden im Lauf der Jahre, Verbesserungen und neue Technologien verzeichnet, wobei diese dann zu billigeren Preisen gehandhabt werden konnten. Als einen besonderen Wendepunkt in dieser neuen Kunst, die in Kronstadt im XIX. Jh. immer mehr um sich griff, war die Eröffnung des Fotoateliers von Leopold Adler im Jahre 1875. Leopold Adler (1848 - 1924) war nicht Kronstädter. Geboren wurde er in Nüsle neben Prag, kam aber um das Jahr 1868 nach Kronstadt, wo er Caroline Muschalek heiratete. Er wurde zu dem erfolgreichsten Fotografen in der Stadt unter der Zinne, war Mitglied der Fotografengesellschaft von Wien. Zwi-schendurch hat er auch in Budapest von 1900 bis 1910 gearbeitet, wobei er sein Studio Josef Schuller konzessioniert hatte. Sein Atelier, wo er dann wieder bis 1914 arbeitete, übernahm dann sei Bruder Alfred, später Neffe Oskar bis 1940, und wurde somit  das dort am längsten geöffnete Studio, das Fotos nicht nur von Persönlichkeiten und Ansichten aus der Stadt, sondern auch aus dem Umfeld anfertigte.

In einer ausführlichen Chronologie dokumentiert Camelia Neagoe alle weiteren Fotografen und deren Ateliers bis 1918. Der Großteil dieser waren Kronstädter Sachsen, Ungarn aber auch Rumänen. Die von den Fotografen eröffneten Ateliers befanden sich vor allem in der Purzengasse, der Inneren Stadt (laut Karte) und mit wenigen Ausnahmen auch in der Langgasse. Einige der verzeichneten Ateliers seien angeführt mit dem Jahre ihrer Eröffnung: der Brüder Herter (1855), Veress Ferencz (1856), Eduard Fritsch (1858) aus dessen Studio die ältesten 18 Ansichten von Kronstadt stammen, Samuel Herter (1860), Carl Dörschlag (1865), Carl Bömches (1866), in dessen Ateliers die Fotos der ehemaligen Stadttore, abgetragen in den Jahren 1873 - 1874, gemacht worden sind. Carl Muschalek (1857 - 1904) der in Kronstadt geboren wurde, hat 1884 sein eigenes Atelier eröffnet, nachdem er die Fotokunst von seinem Schwager Leopold Adler gelernt hatte. Er hat hunderte Fotos dem Stadtarchiv, dessen Archivar Friedrich Stenner war, hinterlassen.Nach seinem frühen Tod führten seine Frau und die beiden Töchter das Atelier weiter. Ein weiterer erfolgreicher Fotograf war Knauer Gyula aus Klausenburg, hat aber im Atelier von Ioan Munteanu gearbeitet, der sein Atelier 1894 eröffnete. Heinrich Lang (1883 - 1931), gebürtiger Kronstädter hat in Wien Fotochemie studiert, kehrte 1907 nach Kronstadt zurück, wo er das Atelier von Heinrich Adleff kaufte und fast 25 Jahre betrieb, und auch das Merkur-Kino hatte. Ab 1906 gab es hier das Atelier PHOTOGLOB, Friedrich Sterner (1909), Adler & Sohn (1914), Atelier HELIOS (1917). Illustriert wird der Band mit zahlreichen Porträts, die aus den Ateliers der Kronstädter Fotografen stammen, aber auch aus anderen Fotostudios im Ausland und Fotos, die sich in Kreisarchiv oder Archiv des Rathauses befinden. Auf den Reproduktionen kommt bestens auch die Mode der Zeit zur Geltung. Ansichten vom Treiben am Markt neben dem Rathaus, in einem Bauernhof von Neustadt, Porträts der Fotografen Leopold Adler und Carl Muschalek, der ständigen Ausstellung im Museum der städtischen Zivilisation ergänzen das Album, das sehr preisgünstig in Museum am Marktplatz Nr. 15 gekauft werden kann. Es ergänzt somit bestens die langjährige Kulturgeschichte der Stadt unter der Zinne.