Saisonstart mit viel Applaus

Kronstädter Oper hält ansprechendes Programm bereit

Anders als üblich hat das Kronstädter Opernhaus am Samstagabend die neue Spielzeit eröffnet – nämlich mit der selten gesungenen, einstündigen Oper „Il tabarro” („Der Mantel“) von Giacomo Puccini, aufgeführt mit Klavier- statt Orchesterbegleitung. Von den Darstellenden als „Experiment” gestaltet, wurde das Werk vom Publikum mit Standing Ovations begrüßt.

Das „Experimentelle Opernstudio” hatte in Kronstadt schon im Vorjahr seine Tätigkeit begonnen – und, wie die Vertreter des Opernhauses nicht ohne Stolz hervorheben, bereits bei den ersten Vorführungen unerwartete Erfolge verbucht. Deshalb soll es ab diesem Jahr eine eigene Spielzeit erhalten. Inszeniert wurden in der vergangenen Saison Puccinis Einakter „Suor Angelica” („Schwester Angelica”) und „Gianni Schicchi”, die gemeinsam mit „Il tabarro” das „Triptychon” des italienischen Komponisten bilden. Der Opernzyklus wird zurzeit in keinem anderen Musiktheater Rumäniens aufgeführt und zeichnet in Kronstadt einen besonderen Anlass aus: das sechzigjährige Jubiläum des Opernhauses.

„Das Kronstädter experimentelle Opernstudio versteht sich als Werkstätte für junge Regisseure, Sänger und Dirigenten, und gibt ihnen die Möglichkeit, ihre Kunst auf einer ’richtigen Bühne’ auszufeilen und vor das Publikum zu bringen”, erklärt Cecilia Doiciu, Leiterin des Hauses. So führte bei „Suor Angelica” die Kronstädter Opernsolistin Valentina Mărgăraş Regie, die bis dahin den Musikliebhabern als Floria Tosca, Violetta Valéry oder Cio-Cio-San bekannt war. Auch „Gianni Schicchi” wurde von einem Sänger inszeniert, und zwar von dem international gefeierten Bariton Marian Pop aus Klausenburg. Gleichzeitig wurden Haupt- oder Nebenrollen mit Chormitgliedern besetzt, sodass neue Stimmen die Gelegenheit erhielten, ihr Können unter Beweis zu stellen. 

Auch „Il tabarro” von vergangenem Samstag könnte sich für einen Debütanten als Sprungbrett zum Erfolg erweisen. Für die Inszenierung zeichnete der wohl jüngste Opernregisseur Rumäniens, Alexandru Nagy aus Bukarest, verantwortlich. „Ich weiß nicht, wie viele meiner Generationskollegen diese Chance haben, unmittelbar mit einem professionellen Opernensemble zusammenzuarbeiten”, sagte der 23jährige Nagy vor der Premiere. Das ganze „Triptychon”, so wie es Puccini konzipiert hat -  als Aufführung eines tragischen („Il tabarro”), eines lyrischen („Suor Angelica”), und eines heiteren Stückes („Gianni Schicchi”) an einem einzigen Abend – wird bald mit Orchesterbegleitung auf der Kronstädter Bühne dargeboten werden.

Und zwar im Rahmen des Opern-, Operetten- und Ballettfestivals, das Ende Oktober beginnt und an fünf Wochenenden außergewöhnliches Programm verspricht. Vorgesehen sind für den Spätherbst zwei weitere Premieren: „Der Troubadour” von Verdi, sowie die Ballettaufführung zu „Carmina Burana” von Carl Orff. Zum Jahresende werden traditionsgemäß in doppelter Ausführung das Weihnachtskonzert, bzw. „Die Fledermaus” von Johann Strauß dargeboten.

Auch bis dahin darf sich das Opernpublikum auf gute Musik freuen. An diesem Samstag, dem 21. September, 18.30 Uhr, steht Verdis „Traviata” (Regie: Dumitru Tăbăcaru) auf dem Spielplan, die in jedem Jahr jeweils zu Beginn und Schluss der Saison erklingt. Das Novum ist hier der Dirigent: der Japaner Daisuke Soga dirigiert zum ersten Mal das Ensemble der Kronstädter Oper. In den Hauptrollen singen Cristina Radu, Liviu Iftene und Adrian Mărcan. Am 28. September folgt „Tosca” von Puccini in der Inszenierung von Matteo Mazzoni (Italien), mit Ioana Mărgărit, Cosmin Marcovici und Lucian Petrean als Hauptdarsteller. Des weiteren sind „Don Pasquale“, „Don Giovanni“, „Die lustige Witwe“, „Däumelinchen“ und „Die Perlenfischer“ geplant. Kurzum, die neue Spielzeit erwartet sein Publikum mit mehr als 120 Aufführungen. Zu Opern-, Operetten-, Ballett-Darbietungen und Kinder-Programmen kommen Arien- und Liederabende im Museum „Casa Mure{enilor” (mittwochs, 17 Uhr) hinzu. Voraussichtlich wird es auch eine Konzertreihe im neuen Kammermusiksaal der Philharmonie („Patria“-Gebäude) geben. Von der Kronstädter Oper wird man noch hören.