Schule und Mode

Der erste Schultag (15. September 1967) war vor 50 Jahren mit denselben Emotionen wie heute verbunden. Die Volkszeitung bringt zu diesem Anlass auf Seite 3 (Seitentitel: „Für den Feierabend“) das Gedicht „Schüleraugen“ von Willy Schuster. Dabei geht es nicht um kommunistische Propaganda, auch nicht um fleißige Pioniere, sondern um die Neugierde der Schüler auf alles, was der Lehrer und die Schule mit sich bringen. Die letzte Strophe lautet: „Sonnen, sind es, große Lichter,/ die an meinen Lippen hängen,/ Schüleraugen, die sich wieder/wissensdurstig  um mich drängen.“ In einem Beitrag auf Seite 1 erfahren wir, dass nach der Einführung deutscher Klassen in den Lyzeen aus Mediasch, Hermannstadt und Zeiden nun eine solche Klasse auch in Heltau eröffnet wird. Außerdem wird an den rumänischen und ungarischen Schulabteilungen nun, neben Englisch, Französisch und Russisch, auch Deutsch als Fremdsprache unterrichtet. Das Schuljahr 1967/68 war ein besonderes, weil es keine Lyzeumsabsolventen gab: der Lyzealunterricht wurde auf 12. Klassen erweitert. Es gab auch die Möglichkeit, offene Wünsche mit Bezug auf den Unterricht in den deutschen Klassen zu äußern. Wilhelm Alies aus Tartlau schreibt in einem Leserbrief: „Bekanntlich hat die Oberstufe (V.-VIII. Klasse) Englisch als Fremdsprache. Das ist gut. Schlecht ist aber, dass unsere Kinder, deren Muttersprache Deutsch ist, rumänisch-englische Wörterbücher benützen müssen. Dies erschwert ihnen das Lernen. Es wäre sehr erfreulich, wenn unsere Buchhandlungen auch deutsch-englische Wörterbücher in ihrem Angebot führen würden. Unsere Kinder, aber auch wir Eltern würden uns darüber sehr freuen.“

Um Erziehung außerhalb der Schule geht es in einem Beitrag von Heidemarie Gusbeth, der in der „Für die Frau und nicht für sie“ betitelten Seite der „Volkszeitung“  vom 29. August zu lesen ist. In dem Artikel „Bis wohin reicht die Mode?“ geht es um die Miniröcke, die nun auch im kommunistischen Rumänien ihren erfolgreichen Einzug feiern könnten. Die Verfasserin akzeptiert die neue Mode. „Wohl geht es an, dass – unsere Tochter – ein junges, gutgewachsenes Mädchen seine Knie entblößt.“ Aber sie meldet in den nächsten Sätzen gleich ihr Bedenken an: „Unzulässig ist der Minirock am Arbeitsplatz, wo man in der Dynamik des Produktionsprozesses Gesten und Handgriffe nicht genügend kontrollieren kann“. Der Minirock wäre auch in der Schule fehl am Platz, „zu genehmigen“ wäre er nur zu Hause und in der Freizeit. Auch auf der Straße sei der Minirock nicht unbedingt angebracht, weil das zu sehr auffällt. „Es geschieht recht oft, dass man hinter der einen oder anderen Person den Kopf wendet oder verwundert schüttelt. Stets gibt es farbenprächtige Modegirls, die das Stadtbild ‚beleben‘, durch auffallende Schnittart die Blicke auf sich ziehen. Ist dies der Fall so merkt euch: Es stimmt etwas in ihrem Aufzug nicht!“ Die Lösung des Problems? „In organisiertem Rahmen (siehe in Frauenlektoraten) öfter über Kleidung zu sprechen, um ein richtiges Verhältnis zu Modefragen zu erreichen.“ (RS)