Sein Vermächtnis bleibt uns erhalten

Letzte Ehrenbezeugung für Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Paul Philippi

Dem Trauerzug gingen Pfarrer Michael Philippi und Stadtpfarrer Christian Plajer voran.

Ausländische Gäste, Diplomaten, gaben dem Verstorbenen das letzte Geleit.

Ein Kranz seitens Staatspräsident Klaus Johannis als letzter Gruß

Auf seinem letzten Weg wurde Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Paul Philippi am Samstag, dem 4. August, am Innerstädtischen Friedhof von Kronstadt – der Stadt, wo er  am 21. November 1923 das Licht der Welt erblickt hatte – von der Familie, zahlreichen Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland, Trauergästen aus dem Burzenland, dem Hermannstädter Gebiet, Bukarest und aus anderen Landesteilen begleitet.  Seitens Staatspräsident Klaus Johannis wurde ein Kranz zu dessen bleibender Erinnerung niedergelegt. In seiner Predigt würdigte Pfarrer Michael Philippi, einer der fünf Kinder des Verstorbenen – zwei Töchter und drei Söhne –, den Lebenslauf von Paul Philippi, der uns stets in Erinnerung bleiben wird, den er als „Propheten und Geistesfahrer“ bezeichnete. Er stand immer zu seiner Biographie als Theologe, Wissenschaftler und Politiker.  Im Nachruf der Evangelischen Landeskirche A.B. wird betont:  „Sein Vermächtnis bleibt uns erhalten, und sein Werk wird für zukünftige Generationen weitersprechen und ihn in den Herzen – nicht nur seiner Familie, sondern auch seiner Kollegen, Freunde und Verehrer – lebendig erhalten.  Wir ehren Paul Philippi  als einen der bedeutendsten Männer, mit dem eine Generation  der namhaften Theologen und Politiker, aber auch der verdienten Historiker und Geisteswissenschaftler  unserer Kirche und Gemeinschaft  zu Ende geht“.
Auf dem Weg von der Friedhofskapelle zur Familiengruft, wo die Einsegnung vom Kronstädter Stadtpfarrer Christian Plajer vorgenommen wurde, ist ihm das letzte Geleit von Dr. Bernd Fabritius, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Norbert Kartmann, Präsident des Hessischen Landtags, Hans-Erich Tischler, Konsul der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt, Alfred Mrass, stellvertretender Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Paul-Jürgen Porr, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, Martin Bottesch, Vorsitzender des Siebenbürgenforums, Altbischof D.Dr. Christoph Klein, Friedrich Gunesch, Hauptanwalt der Evangelischen Kirche A.B., Landeskirchenkurator Friedrich Philippi, Pfarrern und Kuratoren aus evangelischen Kirchengemeinden, Vertretern anderer Konfessionen, zahlreichen Freunden und Verehrern, Trauergästen gegeben worden.
Würdigungen zu der Persönlichkeit des Verstorbenen wurden anschließend nach der Beisetzung  im Kolping-Haus beim Tränenbrot gesprochen. Im Namen des Landesforums sprach dessen Vorsitzender Dr. Paul-Jürgen Porr: „Wir haben eben unseren geliebten und geschätzten Paul Philippi auf seinem letzten Weg begleitet. Für das Forum war er über die Jahre wie ein Leuchtturm. Als in Hermannstadt im Dezember ‘89 auf den Straßen noch geschossen wurde, hat man sich im Haus Philippi in kleinem Rahmen getroffen, um sich über die Zukunft unserer Gemeinschaft zu beraten. Es war die inoffizielle Gründungssitzung des Forums. Als Vorsitzender des Forums hat Paul Philippi viel bewegt. Ich möchte hier nur den Mentalitätswechsel erwähnen, den er sowohl  bei der rumänischen als auch bei der Bundesregierung bewirkt hat, nämlich nicht mehr nur ‚über uns‘, sondern ‚mit uns‘, unsere Belange betreffend, zu entscheiden. Als Ehrenvorsitzender hat er weiter mit seinem hellen Geist, seinen treffenden Formulierungen und auch seiner spitzen Feder das Forum konstruktiv begleitet. Ich erwähne hier nur das sogenannte ‚Wort des Ehrenvorsitzenden‘, das jeder Vertreterversammlung voranging. Lieber Moni, wir werden Dich stark vermissen“.
Im Namen des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde hob Thomas [indilaru, Leiter des Archivs der Schwarzen Kirche und Vorsitzender des Kronstädter Ortsforums, die Rolle von Paul Philippi als dessen Mitbegründer und die besondere Rolle, den Impuls, den er der Siebenbürgischen Forschung nach dem Zweiten Weltkrieg gegeben hat.  Er erfreute sich für seine wissenschaftliche Tätigkeit zahlreicher Ehrungen. 2015 wurde ihm der Siebenbürgisch-sächsische Kulturpreis  verliehen. Den Georg-Dehio-Kulturpreis des Deutschen Kulturforums östliches Europa erhielt er 2017. Um nur zwei davon zu nennen. Er wurde in seiner Heimat zum Ehrenvorsitzenden auch des Siebenbürgischen Karpatenvereins (SKV), zum Ehrenbürger von Bodendorf und Hermannstadt ernannt. Anlässlich des Jahrestages des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde, der im Vorfeld des 21. Sachsentreffens in Kronstadt 2011 zum Thema  „800 Jahre deutscher Orden im Burzenland“ stattgefunden hatte und wo er zum Ehrenbürger seiner Geburtsstadt  gemeinsam mit Dr. Harald Roth und dem Organisten Eckart Schlandt  erklärt worden ist, betonte Paul Philippi,  er sei stolz ein Sohn dieser Stadt zu sein da sich da auch das älteste Sprachdokument – der Brief des Neac{u aus Câmpulung an den Kronstädter Stadtrichter Johannes Benkner – befindet, ein Zeugnis des guten Zusammenlebens zwischen Rumänen und Sachsen.
Friedrich und Ilse Philippi mit ihrem Sohn boten einen Bildvortrag mit besonderen Anhaltspunkten aus dem Leben des Verstorbenen, einige besondere kennzeichnende Auszüge aus den Predigten des Theologen, des Geistlichen.
Prof. Philippi war eine aufmerksamer Leser, aber auch Mitarbeiter unserer Wochenschrift. In drei aufeinanderfolgenden Ausgaben veröffentlichte er in der „Karpatenrundschau“ im August 1998 (Nr, 30, 31, 32) das Referat über Johannes Honterus anlässlich des 500. Geburtstages des Kronstädter Reformators, Humanisten, Schulmannes und Buchdruckers.  In einem Interview, das er uns 1993 gewährte, nachdem er zum Vorsitzenden des Landesforums gewählt worden war (KR Nr. 47/vom 25. November 1993) und anlässlich seines 70. Geburtstages, betonte er, dass durch seine vielen Ämter, in die er gewählt worden war, dieses sich negativ auf seine wissenschaftliche Tätigkeit ausübe.  Kritisch äußerte er sich gegen die Auswanderungswelle, der damals noch bestehenden Visapflicht. Auch setzte er sich ein für die Wiedergutmachung der Willkürtaten an den hier lebenden Deutschen, was er in einem Brief im Frühjahr 1993 an den damaligen Staatspräsidenten Ion Iliescu verlangte, in dem er auch ein Minderheitenschutzgesetz von diesem forderte.
Paul Philippi war Zeit seines Lebens auch ein Freund der Musik, hat über eine große musikalische Begabung verfügt, nahm immer wieder an Konzerten teil. Auf seinen letzten  Weg gaben ihm Ursula (Orgel) und Kurt Philippi (Cello)  eine letzte musikalische Begleitung mit „Vor Deinen Thron tret’ ich hiermit“ von Johann Sebastian Bach. Die Losung dieses Tages war kennzeichnend für das Leben und Wirken von Paul Philippi: „Keiner von uns lebt für sich selbst, und keiner stirbt für sich selbst. Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn“.