Tradition des Bergtourismus in einer Ausstellung gewürdigt

Bedeutende Rolle des Siebenbürgischen Karpatenvereins (SKV) hervorgehoben

Auf einer der Bildtafeln sind die bekanntesten vom SKV errichteten Berghütten in der Schulerau, am Schuler, Bucegi und Königstein abgebildet.

Unter dem Titel Kronstädter Förderer des „grünen“ Tourismus – Menschen und Fakten wurde die Ausstellung gezeigt. Fotos: der Verfasser

Die zweite Auflage des Forums grüner Städte, das vom 5. - 11. September erneut in Kronstadt stattgefunden hat, war Anlass zu Aussprachen von Fachleuten mehrerer Länder bezüglich Umweltschutz, der Vorstellung konkreter diesbezüglicher Vorhaben im Stadtgebiet, Veranstaltung mehrerer erzieherischer Vorführungen für alle Generationen, Fahrradtouren durch das Stadtgebiet, kostenloser Personentransport mit den öffentlichen Verkehrsmitteln innerhalb von drei Tagen  und Ausstellungen. Davon hat eine besonders die Blicke und das Interesse angezogen. Unter dem Titel Kronstädter Förderer des „grünen“ Tourismus wurde die Schau auf rund 40 Bildtafeln am Marktplatz vor dem Geschichtsmuseum des Kronstädter Kreises gezeigt. Erfreulich war zu sehen, dass viele Besucher der Stadt der Dokumentation längere Zeit widmeten und überrascht waren, von der Tradition des hiesigen Bergtou-rismus zu lesen. Besondere Aufmerksamkeit wurde dem Siebenbürgischen Karpatenverein (SKV) gewidmet.

Organisiert wurde die Ausstellung vom Kronstädter Geschichtsmuseum, der Kronstädter SKV-Sektion mit finanzieller Unterstützung des Bürgermeisteramtes und der Schirmherrschaft des Forums grüner Städte (FOV). Die Bildtafeln bieten Archivansichten, aber auch aktuelle Farbfotos von verschiedenen Hütten, Ausflügen, Wanderern. Die kurz gefassten Texte sind zweisprachig rumänisch und deutsch. Die Schau ist auch als Vorarbeit für das geplante Kronstädter Sport- und Tourismusmuseum zu betrachten, das im Gebäude am Olympia-Stadion eröffnet werden soll. Dabei fällt dem Direktor des Museums Dr.Nicolae Pepene,ein Historiker, der bestens auch in der Geschichte der deutschen Minderheit bewandert ist, eine wichtige Rolle zu.

Ausgegangen wird vom Humanisten Johannes Honterus, der auch eine Reorganisation der Schule vorgenommen hat und dem Schutz der Natur besondere Bedeutung zukommen ließ. Noch vor der Gründung des ersten Bergwanderer-Clubs 1857 in England, hat über 20 Jahre davor 1834, ein Gruppe 40 Kronstädter Bergsteiger von Törzburg aus den Omul- Gipfel im Bucegi-Massiv bestiegen. Die Kronstädter Eduard Gusbeth und Eduard Copony haben als erste 1857 den Schuler, 1800m, bestiegen. Diese ersten Initiativen führten auch dazu, dass 1873 der Siebenbürgische Alpenverein in Kronstadt gegründet worden ist, und die Kronstädter Sektion des Siebenbürgischen Karpatenvereins (SKV) 1881  entstand. Dieser gehörten u.a. Albert Bielz, Robert Gutt, Emil Sigerus, Ioan Meșotă an. Eine Sondertafel ist den SKV-Sektionen gewidmet, die in den Jahren bis 1945 bestanden haben. Es waren 13 derartige Einrichtungen mit insgesamt 6500 Mitgliedern. Davon zählte allein die Kronstädter Sektion 1500 Wanderer. Besonders ansprechend sind die zahlreichen Archivfotos von Berghütten, die von dem Verein in den Karpaten gebaut wurden. Am Schuler wurde diese 1883 gebaut. Es folgten Berghütten und Unterkünfte in Mălăiești, am Negoiu 1937, Urlea und Diham, die Curm˛tura-Hütte am Königstein 1937. Daten zu dem Bau dieser Hütten, zum menschlichen Einsatz dazu, und zu den dabei verwendeten Materialien sind aufklärend. Der Wintersport erhielt seinen Einzug 1905 durch die Gründung des Kronstädter Skivereins. Vier Jahre später fand der erste Skiwettbewerb landesweit statt. Die zehn Teilnehmer starteten in der Schulerau, die Ankunft war auf der Postwiese.  
Weitere Informationen und Ansichten werden geboten. Zu diesen zählen einige Karten von Trassen durch die Gebirge, zu deren Gipfel und Hütten, eine Schau alter Postkarten mit Berghütten, Daten über die Gründung des Bergrettungsdienstes Salvamont, wobei Bergretter wie Walter Gutt, Norbert Hiemesch, Valentin Garner, Thomas Bross sozusagen legendär wurden. Auf Sondertafeln werden einige Persönlichkeiten der rumänischen Bergwelt vorgestellt. Der in Rosenau geborene Schriftsteller Hans Bergel war nicht nur ein diesbezüglicher Spitzenreiter, Spitzensportler  und Landesmeister im Skifahren, sondern hat auch in seinen Romanen die Bergwelt verherrlicht. Carl Lehmann wird in Bildern und Text vorgestellt, sein Beitrag bei der Gestaltung von Wanderwegen und für den Naturschutz besonders hervorgehoben. Einer gleichen Würdigung erfreut sich auch der Hochschulprofessor und Bergsteiger Mircea Noaghiu, Autor mehrerer Wanderbücher und Bezwinger von Berggipfeln auch in anderen Ländern.

In den kommunistischen Jahren 1945 - 1948 wurden die Vereine untersagt, so auch der SKV. Die von diesem gebauten Hütten gingen in staatlichen Besitz über. Erst nach der Wende wurde auf Initiative des Deutschen Forums an die Wiedergründung des SKV geschritten, dessen gegenwärtiger Vorsitzender Marcel [ofariu ist. Von den ehemaligen Hütten wurde nur die Julius-Römer-Hütte am Schuler rückerstattet und von dem leider viel zu früh verstorbenen Alpinisten, Bergretter und Hüttenwart Rolf Truetsch in Pacht übernommen werden. Sie bildet zurzeit einen der größten Anziehungspunkte der Bergwelt im Umfeld.
Schließlich wird auf die Gründung des Europäischen Wandervereins (ERA) 1969 eingegangen, auf die rumänische Mitgliedschaft in diesem und der 2017 in Kronstadt organisierten internationalen Konferenz. Die Ausstellung sollte so lange wie möglich zugänglich sein, nicht nur wegen ihrem informativen, sondern vor allem erzieherischen Charakter.