Tradition des Kirchweihfestes fortgeführt

Matthiasfest in besinnlichem Rahmen in Rosenau begangen

Blick vom neu gestalteten Rosenauer Stadtzentrum auf die evangelische Kirche.

Bischofsvikar Dr. Daniel Zikeli (links), Pfarrer Kurt Boltres, die Kuratoren Erika Popescu und Bunea Stoiculeţ schreiten zum Festgottesdienst.

Auf der Orgelempore sang der Honigberger Kirchenchor. Darunter befindet sich das Heimatmuseum.

Beim Gesang der Kirchenlieder

Zu dem geselligen Beisammensein auf dem Pfarrhof spielte die Burzenländer Blaskapelle auf.
Fotos: Dieter Drotleff

Majestätisch läuteten die Glocken der Evangelischen Kirche von Rosenau am Sonntagvormittag, um die Kirchenglieder zu dem Festgottesdienst anlässlich des Matthiastages in das Gotteshaus zu rufen. Nicht nur Rosenauer Gemeindeglieder, auch Gäste aus anderen Kirchengemeinden, aus dem Ausland, Vertreter der Kreis- und Lokalbehörden fanden sich in dem schön restaurierten, hellem Kirchenraum ein.

Vor zwei Jahren hatte die Gemeindevertretung beschlossen, das Pfingstfest durch das Kirchweihfest zu ersetzen, da die Rosenauer Kirche dem Apostel Matthäus/Matthias geweiht ist. Dieser Beschluss ging auch auf die geschichtlichen Ereignisse zurück. Das Kirchweihfest war in der Zeit der Gegenreformation 1768 unterbrochen worden, da die Synode der Evangelischen Kirche in Siebenbürgen insgesamt 14 Festgottesdienste, die an die katholischen Bräuche erinnerten, darunter auch das Matthiasfest, abschaffte. 2015 wurde das Matthiasfest somit als Kirchweihfest wieder aufgenommen und soll nun als ein Fest für alle Rosenauer, unabhängig von Sprache und Konfession, fortgeführt werden.

Somit begrüßte Pfarrer Kurt Boltres, der seit 2003 die Rosenauer und Honigberger Kirchengemeinden betreut, auf herzlichste Bischofsvikar und Dechant des Kronstädter Evangelischen Kirchenbezirkes A.B., Stadtpfarrer von Bukarest, Dr. Daniel Zikeli, die zahlreichen Kirchenglieder, darunter auch den Honigberger Kirchenchor, die Kuratorin von Honigberg Erika Popescu, den Vorsitzenden des Kronstädter Kreisrates Adrian Veştea, der ursprünglich als Bürgermeister dieser Stadt gewählt worden war und seinen Stellvertreter, der nun sich zur Wahl für die freigewordene Stelle als Oberhaupt der Ortschaft stellen wird.

Eingeleitet wurde der Festgottesdienst vom Musikerehepaar Paul (Orgel) und Elena Cristian (Violine), die abwechelnd mit dem Honigberger Kirchenchor, geleitet von Diana Bâldea, den musikalischen Rahmen gekonnt gestalteten.

In seiner Festpredigt ging Bischofsvikar Dr. Daniel Zikeli auf die Zeit, in der Matthäus lebte ein, die von Betrug und Korruption gekennzeichnet war. Dieser lebte dadurch ohne Freude und ohne Freunde. Eines Tages besuchte Jesus ihn in der Zollstation, da er in ihm den gebrandmarkten Menschen, der denkt und fühlt, erkannt hatte. Dass er ihn schätzte, ist daraus ersichtlich gewesen, dass Jesus sich auch zu ihm einladen ließ. Dr. Daniel Zikeli betonte, dass in jedem von uns Gutes und Schlechtes herrscht, in den Augen Jesu sind wir aber alle einmalig gleich, ob Sünder oder Gerechte. „Gestalten wir weitere solche Feste. Auch in anderen Gemeinden. Gott gebe Ihnen den Segen dafür“ forderte er auf.

Matthäus war ein Jünger Jesu, der in Judäa geboren wurde und im Jahre 80 n. Ch. gestorben ist. Er ersetzte Judas nach dessen Verrat. Sein Name bedeutet Geschenk (Gottes). Bis in die frühe Neuzeit galt das Evangelium nach Matthäus als das wichtigste Evangelium allgemein. Die Gebeine des Apostels wurden nach Trier überführt und befinden sich in der Benediktinerabtei St. Matthias.

Als Gastgeber dankte Pfarrer Kurt Boltres abschließend Bischofsvikar Dr. Daniel Zikeli, dem Presbyterium der Rosenauer Kirchengemeinde, Kurator Bunea Stoiculeţ, den Unterstützern bei der Organisierung und Gestaltung des Festes, dem Frauenkreis, dem Honigberger Kirchenchor, allen Förderern, die zu dem guten Gelingen des Festes beigetragen haben. Zum Abschluss des Gottesdienstes interpretierte Diana Bâldea „Ave Maria“, begleitet von Paul Cristian an der Orgel.

In den Zelten, an den festlich geschmückten Tischen, nahmen dann die Teilnehmer Platz und wurden mit einem schmackhaften Mittagessen bewirtet. Unter den Klängen der Burzenländer Blaskapelle, geleitet von Vasile Glăvan, der dieses Mal nicht als Dirigent auftrat, sondern die Zugposaune blies, bei in Wolkendorf gebackenem Baumstriezel und Kaffee, wurden Gedanken und Erinnerungen in der spätsommerlichen Sonne ausgetauscht. Viel Interesse zeigten die Anwesenden an dem Quiz-Fragebogen bezogen auf die Ortsgeschichte. Für die besten Antworten auf die zehn Fragen gab es auch Prämien.

Aktiv ist die Rosenauer Kirchengemeinde. In der schön restaurierten Kirche werden Konzerte im Rahmen der Musikreihe Musica Barcensis ausgetragen. Anerkennung fanden die Besucher für die gelungene Innenrestaurierung. Hinzu kommt das unter der Orgelempore eingerichtete Heimatmuseum mit der professionell vorgenommenen Beleuchtung, die dieses besser zur Geltung bringt. Auch wurde ein Antrag für eine europäische Finanzierung gestellt, mit der die Außenrestaurierung der Kirche, der Fresken im Chorraum, des Fußbodens vorgenommen werden sollen. Die Kirchengemeinde, die mit ihren 141 Seelen – laut Evidenz am 31. Dezember 2015 – als eigenständige Kirchengemeinde eingestuft ist, hofft einen diesbezüglich günstigen Entscheid zu erhalten. Sämtliche Informationen werden den Mitgliedern der beiden Kirchengemeinden, die von Pfarrer Kurt Boltres betreut werden, durch den periodisch erscheinenden Gemeindebrief „Ein-Blick“ geboten.

Positiv ist auch, dass die Leitung der Stadt der hiesigen evangelischen Kirchengemeinde volle Unterstützung in vielen ihrer Vorhaben bietet, die Bedeutung der Kirche als ältestes Baudenkmal von Rosenau zu schätzen weiß.

Man trennte sich in der Gewissheit, auch im nächsten Jahr das Matthiasfest, dessen Stichtag der 21. September ist, gemeinsam zu feiern.