Unserem Kronstädter Ehrenvertreter

Prof. Dr. Paul Philippi begeht heute seinen 90. Geburtstag

Prof. Dr. Paul Philippi (rechts) erhielt 2011 von Bürgermeister George Scripcaru die Urkunde, die ihn als Ehrenbürger von Kronstadt ausweist.

Ehrenmitglied des Demokratischen Forums der Deutschen im Kreis Kronstadt, seit 1998 Ehrenvorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, seit 2011 Ehrenbürger seiner Geburtsstadt, Träger des Verdienstkreuzes am Bande der Bundesrepublik Deutschland (2000), des Ordinul na]ional „Serviciul credincios“ în grad de Cavaler (2003), Dr.h.c. der Babeş-Bolyai-Universität Klausenburg (2001) sind einige der Ehrungen, der sich Prof. Dr. Dr.h.c.mult. Paul Philippi für seine vielseitige Tätigkeit und den Einsatz für die Gemeinschaft, der er entstammt, im Laufe seines Lebens bisher erfreuen konnte.

Der am 21. November 1923 in Kronstadt Geborene ist somit mit Recht als ein Ehrenvertreter seiner Geburtsstadt zu bezeichnen, obwohl er diese besonders in den letzten Jahren nur noch gelegentlich besucht. Und dann tut er es auch mit etwas Nostalgie, was auch herauszuhören ist aus den Gesprächen mit seinen zahlreichen hiesigen Bekannten, in seinen da gehaltenen Vorträgen oder Predigten in der Schwarzen Kirche oder anderen Gotteshäuser. Nicht nur in Kronstadt, sondern auch als Festredner bei den  Sachsentreffen in Birthälm oder Hermannstadt (2007), den Gedenkveranstaltungen in Kronstadt (1995) oder Reschitza (2005) an die 1945 erfolgte Deportation, bei Vorstandssitzungen oder Vollversammlungen des Landesforums, hat Prof. Dr. Paul Philippi immer die Anliegen der deutschen Minderheit in den Vordergrund gestellt, diese bei seinen zahlreichen Treffen mit ausländischen Politikern vorgelegt.

Von dem evangelischen Theologen, dem Historiker und leidenschaftlichen Politiker stammt auch der Ausspruch „nicht ohne uns über uns sprechen“, womit er den Akzent auf das Mitspracherecht unserer Gemeinschaft in allen Entscheidungen, die diese betrifft, setzt.

Nach Abschluss des Honteruslyzeums  wurde er in die deutsche Armee während des Zweiten Weltkrieges eingezogen, gelangte in amerikanische Gefangenschaft und blieb dann in Deutschland. Paul Philippi hat Theologie und Geschichte in Erlangen und Zürich studiert, war anschließend Assistent an der Theologischen Fakultät von Erlangen, hat 1963 in Systematischer Theologie  promoviert und in Praktischer Theologie in Heidelberg habilitiert. Auch hat er zur Gründung des „Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde e.V. Heidelberg“ beigetragen.

Ab 1979 war er Gastprofessor für Praktische Theologie am Theologischen Institut von Hermannstadt. In den ersten Stunden nach der Wende war er aktiv mitbeteiligt in der Gründung des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, dessen Vorsitz er von 1992 bis 1998 inne hatte. Prof. Dr. Paul Philippi ist Autor zahlreicher Werke und Studien. Von seinen Buchveröffentlichungen möchten wir nur eine kurze Auswahl erwähnen: „Die Kirchengemeinde als Lebensform“ (1959), „Die Vorstufen des modernen Diakonissenamtes (1789 – 1848) als Elemente für dessen Verständnis und Kritik. Eine motivgeschichtliche Untersuchung zum Wesen der Mutterhausdiakonie“ (1966), „Diaconica. Über die soziale Dimension kirchlicher Verantwortung“ (1984), „Kirche und Politik. Siebenbürgische Anamnesen und Diagnosen aus fünf Jahrzehnten“, in zwei Bänden (2006), „Land des Segens? Fragen an die Geschichte Siebenbürgens und seiner Sachsen“ (2008).

 Paul Philippi war und ist davon überzeugt, dass es doch noch eine Zukunft für die hier verbliebenen Sachsen gibt, obwohl es auch Gegenmeinungen gibt. So betonte er beim Treffen der Siebenbürger Sachsen in Hermannstadt 2007, dass Volkstanzgruppen, Trachtenumzüge und Festreden, sei es in Birthälm, sei es in Dinkelsbühl, nicht die Substanz des Erbes  der Siebenbürger Sachsen  sein kann und diese können auch nicht eine siebenbürgische Sachsenzukunft sichern. „Die Zukunft mit dem Erbe zu verbinden, ist für dieses Land lebensnotwendig. Siebenbürgisches Erbe im europäischen Horizont wahrzunehmen ist eine Chance für ganz Rumänien. Nicht nur für die Sachsen... Dieses Erbe bescheiden aber selbstbewusst in die Zukunft zu tragen, ist sinnvoll“, schlussfolgerte er. Sein positives Denken wie auch seine kritischen Überlegungen sollten uns auch weiter als Leitgedanken dienen. Wünschen wir somit dem Jubilar aus seiner Heimatstadt vor allem Gesundheit, um weiterhin der gleiche aufmerksame Begleiter der Gemeinschaft zu bleiben, der er angehört.