Ununterbrochene dreißig Jahre

Die Ärztin Mihaela Bibu bleibt dem Deutschen Forum Kronstadt treu

Ärztin Mihaela Bibu – eine kontinuierliche Präsenz beim Kronstädter Deutschen Forum Foto: KR

Seit fünf Jahren, jeden Donnerstag und Freitag in den Vormittagsstunden, ist die Ärztin Mihaela Bibu die Nachbarin unserer Redaktion. Sie war aber als „Forumsärztin“, später als Hausärztin vieler Forumsmitglieder, bereits da, als in der damaligen Bicazului-Straße (heute Baiulescu-Straße, früher als Schützenwiesengasse bekannt) bei Hausnummer 2 die Saxonia-Stiftung ihre Büroräumlichkeiten beim Sitz des Demokratischen Forums der Deutschen im Kreis Kronstadt (DFDKK) eingerichtet hatte. Das war vor dreißig Jahren, zu einer Zeit, als das Hausarzt-Konzept hierzulande noch nicht eingeführt war. Schnell wurde nicht nur in Kronstadt, sondern auch in den Burzenländer Gemeinden, in Reps und in Fogarasch bekannt, dass beim Forum eine junge Ärztin vorzufinden ist, die Deutsch spricht, die Arzneimittel aus Hilfssendungen zur Verfügung hat, die man auch nicht bestechen muss, um entsprechend behandelt werden zu können.

Mihaela Bibu hatte erstmals vom Lehrer Glöckner aus Deutsch-Tekes erfahren, dass beim Deutschen Forum eine Ärztestelle ausgeschrieben sei. Deutsch konnte sie zwar nur wenig sprechen, nur das was sie aus ihrer Kindheit nicht vergessen hatte. Aber sie wollte in Kronstadt eine feste Stelle als Allgemeinärztin wahrnehmen, um das lange Pendeln nach Deutsch-Tekes zu vermeiden. Dank ihrer ersten Krankenschwester, Frau Christa Hellmann, dank den beim Forum organisierten deutschen Sprachkursen mit Frau Clara Sisak als Lehrerin verbesserte sich ihr Deutsch merklich, so dass sie auch Ärzteberichte und andere Übersetzungen fürs Versorgungsamt Gelsenkirchen in Deutschland betreffend ehemalige Russland-Deportierte vornehmen konnte. Die tägliche Praxis und eine starke Motivation seien „das Rezept“ für diese Fortschritte im Erlernen und Vertiefen der deutschen Sprache gewesen – eine Grundvoraussetzung, um ihren Patienten aus dem deutschen Umfeld möglichst effizient in Sachen Gesundheitsbetreuung zu helfen. Dabei handelte es sich um zunehmend ältere Jahrgänge, um Leute aus Kronstadt aber auch vom Land, die auch die Russlanddeportation mitgemacht hatten. Sie war beeindruckt, dass diese nicht der massiven Auswanderungswelle nach Deutschland gefolgt waren. „Schlimmer als nach dem Krieg kann es nicht werden“ und „Nun haben wir unseren Grund zurückbekommen“ war von ihnen zu hören, erinnert sich heute Frau Bibu. Zusammen mit dem DFDKK, mit der evangelischen Honterusgemeinde als Eigentümerin der Räumlichkeiten, in der die Ärztepraxis untergebracht ist, konnte Mihaela Bibu im Laufe dieser Jahre ihren Beitrag leisten, vielen Forumsmitgliedern zu helfen, wenn gesundheitliche Probleme anstanden. Über diese Jahre in denen das Hausarzt-Prinzip und die staatliche Krankenversicherung noch in den Kinderschuhen steckten, berichtete die KR auch anlässlich des 20-Jahre-Jubiläum der Zusammenarbeit der Kronstädter Ärztin mit dem Forum (siehe „Vom ‚Forumsarzt‘ zum Hausarzt“ in der KR 25 vom 21. Juni 2012).

Was ist in den letzten zehn Jahre weiterhin geschehen? Allen ist uns, ab März 2020, Covid-19, hoffentlich heute nur als Erinnerung, zu einer unerwarteten und allgemeinen Gesundheitsgefährdung bekannt geworden. Frau Bibu war an vorderster Front der Impfkampagne und scheute keine Mühe, diesen neuen Herausforderungen so gut wie möglich für sich und ihre Patienten standzuhalten.

Heute sind die Forumsmitglieder nur noch eine Minderheit in dem Personenkreis, den sie als Hausärztin betreut. Aber es gibt auch Familien der Forumsmitglieder, in denen sie nun die dritte Generation ärztlich betreut – eine Kontinuität, die sie stolz macht und die ihr Freude bereitet. Ihre Hauptaktivität läuft nun in ihrer ärztlichen Praxis in der Schwarzgasse/ str. Nicolae Bălcescu ab, nachdem die Praxen in der Katharinengasse und neben der Geburtenklinik aufgegeben werden mussten. Der Großteil der Betreuten kommt aus der Kronstädter Oberen Vorstadt. Zum Forum kommt sie aber weiterhin sehr gerne, weil es ihr viel bedeutet, ihre Tätigkeit für die nun in geringerer Zahl betreuten Forumsmitglieder weiterzuführen. „Ich gehe nicht weg“, versichert sie mit der Bemerkung, dass das nicht allein von ihr abhänge. Die so lange und nützliche Zusammenarbeit laufe auch heute aufgrund einer vom ersten Forums-Geschäftsführer Georg Bauer ausgearbeiteten Unterlage. Die müsse nun endlich überarbeitet werden, so dass sie den neuen Umständen Rechnung trägt. Einer für Ärztin Mihaela Bibu und Forum vorteilhaften Grundlage für eine weitere Zusammenarbeit dürfte eigentlich nichts im Wege stehen.