Von der Kronstädter Kartografie zu der der Weltraumflüge

Blick in den Hauptsaal des Mureşenilor-Museums – Austragungsort der Tagung. Foto: Dieter Drotleff

Die achte Auflage der Seminare,  gewidmet bedeutenden Kronstädter Geografen und den Geowissenschaften, vereinte namhafte Historiker die in ihren Referaten aufschlussreiche Daten, dieses Mal nicht nur über einen diesbezüglichen bedeutenden Vorgänger, beinhalteten, sondern über einen gesamten wissenschaftlichen Bereich – die Kartografie.

Die Tagung fand wie üblich im Gedenkmuseum „Casa Mureşenilor“ statt,  auch  diesmal als Organisator, dem sich der Kronstädter Kreisrat, das Demokratische Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt (DFDKK) und das Kreisschulamt angeschlossen haben. Herz der Tagung war wieder Akademiker  Prof. Dr. Şerban Dragomirescu, der die Anwesenden und Mitstreiter aufs Herzlichste begrüßte, aber auch die Bedeutung der Kartografie hervorhob, wobei Kronstadt diesbezüglich eine ganz besondere Rolle gespielt hat. Als wichtigste diesbezügliche Persönlichkeit ist in die Geschichte der Kronstädter Reformator, Humanist, Buchdrucker und Schulmann, Johannes Honterus, eingegangen, über den einleitend zu dem Seminar der Historiker und Archivar Gernot Nussbächer berichtete. Leider konnte aus objektiven Gründen der rumänische Kosmonaut, Dumitru Prunariu, bekanntlich ein gebürtiger Kronstädter, nicht anwesend sein und sein Referat bezüglich der orbitalen Kartografie präsentieren, wie ursprünglich im Programm der Tagung, die unter dem Titel „Zeit und Raum in der Kronstädter Kartografie von Honterus zu den Weltraumflügen“ lief, vorgesehen war.

DFDKK-Vorsitzender Wolfgang Wittstock sprach seine Anerkennung dafür aus, dass die Reihe dieser thematischen Symposien fortgesetzt wird. Persönlich hat er auch große Freude  an zwei geerbten Atlanten aus den Jahren 1869 bzw. 1899, an Wanderkarten. Er bemerkte, dass viele der alten Karten besser und genauer als die heutigen sind. Auf die Bedeutung dieses Symposiums, das am Freitag, dem 18. Oktober l.J. stattgefunden hat, bezog sich auch Mariana Gavrilă seitens des Kreisschulinspektorates, wobei heuer  Geografie als Unterrichtsfach  eine wichtige Rolle belegte. Die Vertreter Rumäniens erzielten den ersten Preis bei der internationalen Geografie-Olympiade, wobei Kronstädter Schüler bei der Landesphase wie auch bei anderen Wettbewerben wie „Terra“, „Wissenschaften der Erde“, „Geomondis“, „Ornithologie“,  Spitzenplätze belegten. Erstmals waren es auch Schüler aus dem Kreisgebiet, aus Fogarasch bzw. Dumbrăviţa, die zum Abschluss des Symposiums Prämien seitens mehrerer Sponsoren erhielten und die von Prof. Şerban Dragomirescu und   Mioara Popica seitens der hiesigen Filiale der Gesellschaft für Geografie ausgehändigt wurden.

Gernot Nussbächer leitete sein Referat „Johannes Honterus – Pionier der Kronstädter Kartografie“ mit biografischen Daten ein, um sich dann auf den wichtigen Beitrag von Honterus als Kartograf  zu beziehen und ging unter Anderem ein auf die von Honterus  entworfenen Weltkarte (1530),  die zwei Himmelskarten (1532), die Siebenbürgen-Karte aus dem gleichen Jahr die als erste detaillierte Karte einer Provinz gilt, auf die 1542 Karte der Provinz Dacia. Der Autor versprach uns das Referat zwecks Veröffentlichung zur Verfügung zu stellen. Die Historikerin Măriuca Radu bezog sich auf „Siebenbürgen in Karten des XVI. Jahrhunderts“ wobei sie ihre Forschungen, die sie auch in einem Band zusammenfassen konnte, auf ihre Dokumentation  in dem Fachinstitut von Bukarest aufbaute.

Erstmals erschien Siebenbürgen in der Karte des Kardinals Nicolaus Cusamus, dann in der Europakarte von Francesco Rosselli (1490) zugleich mit dem ersten kartografischen Vermerk der Sachsen in dieser Provinz. Sie überraschte das Auditorium mit der Wiedergabe mehrerer Karten die auch vom Künstlerischen her sehr wertvoll und ansprechend sind. Der Direktor der Kreisdirektion der Nationalarchive, Dr. Bogdan Florin Popovici, bezog sich in seinen Darlegungen auf „Kronstädter Beiträge in der Entwicklung der Kartografie in Rumänien im Licht der Kronstädter Archive. Der Fond des Kartografischen Instituts Unirea“. Er ging von dem ersten Stadtführer von Friedrich Philippi (1814) aus, bezog sich auf  den ersten Bergführer von Eduard Mysz (1890), auf Wanderkarten des SKV und ging ausführlich auf die Rolle des in Kronstadt bestehenden Instituts für Kartografie „Unirea“ ein, auf die von diesem veröffentlichten Karten bis zur Nationalisierung 1948, als diese Rolle die staatliche Druckerei „Intreprinderea Poligrafică“ übernahm , die 1990 privatisiert als „Tipocart“, von Media Pro übernommen wurde. Das gesamte Archiv ist leider nicht mehr auffindbar.

Schließlich präsentierten im gleichen Kontext Dr. Ruxandra Nazare und Mihaela Lupu von der Kronstädter Kreisbibliothek „George Bariţiu“, die im Besitz dieser Institution befindlichen Landkarten, den Sonderfond der Karten vom Kronstädter Kartografieinstitut die in die eigenen Bestände aufgenommen werden konnten. Schlussfolgernd kam von [erban Dragomirescu die Aufforderung, dass die Kronstädter Forscher in Teamarbeit eine Geschichte der hiesigen Kartografie herausbringen sollen.  Zudem werden die bei diesem Seminar vorgelegten Referate in der nächsten Ausgabe des Forschungsbandes „Ţara Bârsei“ des Gedenkmuseums  veröffentlicht werden. Es bleibt zu hoffen, dass die Tradition dieser Veranstaltungsreihe fortgesetzt wird.