Was tun gegen Schulschwänzer?

Maßnahmen werden gesucht, damit Schüler dem Unterricht nicht fernbleiben

chulbank statt Skipiste, Prüfungsstress statt Party, Nachhilfestunden statt Netflix – viele Schüler tun sich damit schwer. Und das nicht nur nach den langen  Winterferien. Die beliebte Lösung bleibt nach wie vor Schwänzen. Das ist kein neues „Phänomen“. Jeder Erwachsene kann sich sicher erinnern, wenigstens einmal im Leben unentschuldigt aus dem Unterricht gefehlt zu haben. Auch die Art und Weise, wie Schüler diese Zeit verbringen, hat sich in den letzten 20 Jahren nicht sehr viel geändert. Bars und Cafes bleiben nach wie vor der ideale „Unterschlupf“ für diejenigen, die aus dem Unterricht fliehen. Besonders Schulen wie das Honterus-Nationalkolleg, die sich in der Inneren Stadt befinden, haben dieses Problem. Die vielen Cafes und Bars im Stadtzentrum ziehen die Schüler wie ein Magnet an. Welche wirksamen Maßnahmen kann man jedoch treffen, um die Quote der Schulschwänzer zu verkleinern?


Ist es eine Lösung, wenn die Bars später öffnen?


Der Leiter des Honterus-Nationalkollegs, Radu Chiv²rean, hat kürzlich bei einem Treffen der  Schulleiter aus Kronstadt, wo auch Vertreter der Lokalpolizei anwesend waren, vorgeschlagen, dass die Bars und Cafes aus der Inneren Stadt erst nach Unterrichtsbeginn, also nach acht Uhr, öffnen sollten. Das wäre eine Maßnahme zum Vorbeugen des Schwänzens und trage auch zur Sicherheit der Schüler bei, die somit von möglichen Drogenhändlern, die in den Bars verkehren würden, geschützt seien. In der unmittelbaren Nähe der deutschsprachigen Unterrichtsanstalt sind mehrere Cafes, die schon um halb acht öffnen und ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche sind. Manche trinken Kaffee und gehen ab und zu hinaus, um zu rauchen, andere machen Hausaufgaben, nehmen „Nachhilfestunden“ von den Kollegen, die sich besser auskennen, oder spielen auf ihren Smartphones. In manchen Lokalen findet man in den frühen Morgenstunden kaum einen freien Tisch oder man muss Schlange stehen, um sich einen Kaffee zu kaufen. „Die Bars im Stadtzentrum sind jeden Vormittag voll mit Schülern. Das sind nicht nur Honterusschüler, sondern auch Schüler der Kollegs [aguna, Baiulescu oder Andrei Mure{anu. Sie steigen aus dem Auto der Eltern aus, die sie in die Schule bringen, überqueren die Straße und gehen direkt in die Bar. Dann bemerken sie, dass es zu spät ist, um in die erste Unterrichtsstunde zu gehen. Und vielleicht gehen sie auch in die zweite Stunde nicht. Und so sind die Bars voll und die Klassen leer. Die Cafes im Stadtzentrum öffnen so früh, weil sie an Schüler als potentielle Kunden denken. Die Touristen gehen ja nicht so früh ins Cafe“ - so lautet die Aussage von Chivărean, wie sie in der rumänischen Lokalpresse abgedruckt wurde. Doch die spätere Öffnung der Bars ist keine Lösung - Schüler können ja auch von der dritten und vierten Unterrichtsstunde an schwänzen. Und es gibt auch Kunden, die keine Schüler sind - zum Beispiel die Leute, die ihre Arbeitsbüros in der Inneren Stadt haben und sich auf dem Weg zur Arbeit einen Kaffee kaufen wollen.

Polizeirazzia in Bars und Kneipen
Einen Effekt hatte die Aussage von Chiv²rean doch:  Nachdem das Problem Ende Januar von der rumänischsprachigen Presse aufgegriffen wurde, waren die Cafes in den frühen Morgenstunden nicht mehr so voll. Besonders bei „Kafea“, einem Lokal, das sich am Rossmarkt/Str. George Bari]iu, direkt gegenüber vom Honterus-Hof befindet, konnte man es bemerken: am Vormittag des 5. Feburar um 9 Uhr 30 war es bis auf drei Personen leer. Wer etwas bestellen wollte, musste anhand des Ausweises beweisen, dass er volljährig ist. Am nächsten Tag, kurz vor 8 Uhr, fordert die Barista die einzigen zwei Schülerinnen im Cafe auf, in den Unterricht zu gehen. „Ich bin verpflichtet, euch das zu sagen“, lacht sie und wendet sich wieder der Arbeit zu. Die Jugendlichen scheinen diese Aufforderung jedoch nicht ernst zu nehmen und plaudern lachend weiter.
An diesen Tagen unternimmt die Lokalpolizei regelmäßig Razzien in Bars, was manche jugendliche Schulschwänzer von ihren Stammkneipen fernhält. Letzten Freitag, am 7. Februar, wurde eine Polizeirazzia in elf Kronstädter Bars unternommen, manche davon auch im Stadtzentrum. Die Polizeibeamten haben versucht, die Kinder aus den Bars und zurück in den Unterricht zu nehmen. 38 Schüler unterschiedlicher Lyzeen aus dem Stadtzentrum wurden beim Schwänzen ertappt, die Schulleitung und die Eltern werden benachrichtigt. „Es würde uns helfen zu wissen, wer genau vom Unterricht fehlt und stattdessen in die Bars geht. So können wir die Interne Schulordnung anwenden und die Schüler mahnen, mit den Eltern sprechen, oder gege-benenfalls die Betragensnote senken“, meint Radu Chiv²rean.  
In der Internen Hausordnung des Honterus-Nationalkollegs steht ausdrücklich, dass die minderjährigen Schüler den Schulhof in den Pausen nicht verlassen dürfen. Der Schulhof wird von dem Schulgebäude, der Kirche und dem Kirchhof begrenzt. Der Dienstlehrer ist dafür zuständig, dass diese interne Regelung eingehalten wird. Dabei begeben sich die Jugendlichen während der Pausen außerhalb dieser Grenzen, rauchen und trinken ungestört Kaffee auf den kleinen Gassen in der Nähe der Schule. Auch laut den Sicherheitsmaßnahmen des Erziehungsministeriums ist den Schülern verboten, das Schulgebäude während des Unterrichts und ohne Genehmigung des Dienstlehrers zu verlassen. Aber ist es eine Lösung, dass die Bars später öffnen? Schüler können sich ja auch nach dem Unterricht in einem Cafe mit Drogendealern treffen.

m Jahr 2017 fand beim Honterus-Nationalkolleg eine anti-Drogen Kampagne statt, die auch an Lehrer und Eltern gerichtet war. Jährlich gibt es in der Schule Aktionen zum Vorbeugen der Drogennutzung.

Welches sind die Gründe für das Fernbleiben vom Unterricht?

Auch Untersuchungen der Pisa-Studie kommen zum Schluss, dass das Problem des Schulschwänzens akuter wird. Ging man vor vier Jahren noch von rund fünf Prozent der Schüler aus, die „massives Schulschwänzen“ betrieben, waren es letztes Jahr schon neun Prozent. Die Motivationen, warum dem Unterricht ferngeblieben wird, sind sehr unterschiedlich. Bei den notorischen Schulverweigerern sind vielfach Schulängste und mangelndes Interesse die Gründe für das Fernbleiben. Beim rumänischen Erziehungsministerium gibt es keine Evidenz der Anzahl der Schüler, die landesweit unentschuldigt vom Unterricht fehlen. Es gibt nur Statistiken, die von Schulinspektoraten erstellt sind. Vertreter des  Ministeriums haben öfters verschiedene Methoden vorgeschlagen, die gegen das Schulschwänzen helfen sollten, von Magnetkarten der Schüler, die beim Eingang und Ausgang gestempelt werden müssen, bis zu einer Computerevidenz.  Am meisten verantwortlich für den Schulbesuch der Kinder sind und bleiben die Eltern. Sie müssen einerseits dem Kind die Pflicht zum Schulbesuch generell verständlich machen. Und die Schule muss dafür sorgen, dass Eltern möglichst schnell  informiert werden, wenn eine Schülerin oder ein Schüler fehlt.