Zu viele und zu wenige Zäune

Um den Schlossberg gibt es auch gefährliche Stellen

Steine als Abgrenzung, vernachlässigte Schlossmauern – der Schlossberg verdient mehr.

Eine der gefährlichen Stellen: da wäre ein Zaun dringend notwendig.

Dieselbe Stelle mit Sicht von unten, aus der Al.-I-.Cuza-Straße (Galgweiher).
Fotos: Ralf Sudrigian

Den Schlossberg hinauf? Für jene, die das Schloss besichtigen und vielleicht dort in der Gaststätte essen wollen, lohnt sich der Weg nicht. Das Tor zum Schloss ist seit Monaten geschlossen; der Parkplatz bleibt leer. Gegen Norden, bei der Ausfahrt zur Maior-Cranţa-Straße, versperren einige Steinbrocken den Weg. Auf der anderen Seite, mehr unten, in der Nähe der ersten Wohnblocks, ist ein rot-weißer Schlagbaum herunter gelassen.  Auf andere Absperrungen die es eigentlich nicht geben sollte, stoße ich auf meinem Weg zur mittelalterlichen Zitadelle. Und dort wo eine Umzäunung nicht fehlen darf, dort ist der Weg frei – in die Schlucht.

Ein Schloss für die Stadt

Die Schlucht nördlich vom Schlossberg ist eigentlich ein verlassener Steinbruch den man bereits auf einer 1922 veröffentlichten Stadtkarte eingetragen findet. Hin kommt man, wenn man den improvisierten Parkplatz neben den Schlossmauern für Reisebusse und Pkw hinter sich lässt und weiter geradeaus geht. Die Wehrmauern sind imposant, aber da hat man bei der Restaurierung wohl das falsche Mörtelrezept gewählt, denn der Mörtel bröckelt auf große Flächen ab und die Ziegelsteine kommen zum Vorschein. Verlassen sieht es da aus. Nicht nur beim Schloss, sondern auch um es herum. Auf der dem Stadtzentrum zugerichtete Seite wurde die wilde Vegetation gerodet, so dass das Schloss von unten gut sichtbar wurde. So ergibt sich nun auch von oben eine schöne Aussicht in alle Himmelsrichtungen auf die Stadt.

Das Schloss ist jetzt nicht mehr, wie vor gut 60 Jahren, ein Gefängnis. Es kann sich sehen lassen. Und es könnte wieder eine Touristenattraktion werden, wenn die Eigentumsverhältnisse geklärt werden und wenn es auch einige Sanierungsmaßnahmen hinter sich hat. Die Stadtverwaltung will nun vor Gericht mit Dokumenten beweisen, dass diese mittelalterliche Festung der Stadt gehörte und ihr folglich auch heute wieder zusteht. Dann wäre der ursprünglich geplante Tausch oder Kauf vom gegenwärtigen Betreiber des Gaststättenkomplexes am Schlossberg (Aro Palace SA) unnötig. Die Leute von Aro Palace wollten den Schlossberg los werden. Es sei ein Verlustgeschäft. Die Zufahrt sei schwierig sowohl für Reisebusse als auch für Pkw und Kunden/Touristen, die einen rund 15-Minuten-Fußmarsch in Kauf nehmen. Wenn eine Zahnradbahn vom Zentralpark die Leute hinauf befördern würde oder wenn ein Kleinbus-Transferdienst die Besucher zum Schloss abholt, dann wäre da mehr los, vor allem wenn da auch Ritterfestspiele, diverse Festivals, andere Veranstaltungen laufen würden (wie das übrigens bereits in den Vorjahren, mit mäßigem Erfolg, versucht wurde).

Ein ruhiges Viertel

Wer heute zu Fuß den Weg zum Schlossberg einschlägt, der muss ihn zunächst ein wenig suchen, denn es gibt nicht viele Hinweisschilder. Eines befindet sich in der Mihai-Eminescu-Straße (Schlossbergzeile), die am Schlossberg oberhalb des Zentralparks parallel zur Nicolae-Iorga-Straße liegt. Es ist eine ruhige, gepflegte Straße mit vielen Blumen und schönen Villen. Beim Vorbeigehen an der da gelegenen Nervenklinik klopft es plötzlich deutlich an einem zur Straße gelegenem Fenster. Es ist eine hagere Frau mittleren Alters, die mir zuwinkt. Ein glückliches Lachen erhellt ihr Gesicht nachdem ich ihr zurückwinke. Einige Meter weiter schläft ein Mann seinen Rausch in der prallen Sonne, direkt am Gehsteig, auf einem Karton, aus.

 Nachdem man von der Straße abbiegt, führt ein gepflasterter, schmaler Weg mit vereinzelten Treppen zwischen den Bäumen vorbei. Er steigt leicht an, deshalb hatte dieser Pfad ursprünglich einige breite Serpentinen. Der Weg verliert sich unvermutet hinter einem hohen Drahtzaun, da sich nun dahinter inzwischen ein privates Grundstück befindet. So muss man zwischen den neuen Abkürzungen wählen und auf einen gepflasterten Unterlag verzichten. Bis hinauf wird es nicht ein Spaziergang werden - und das nicht nur weil der Pfad nicht richtig angelegt ist, sondern weil auch Müll (Plastikverpackungen, alte Kleider, Bierdosen) verstreut herumliegen.

Kein Schritt weiter!

Von nördlicher und westlicher Seite kann die Zitadelle nicht „eingenommen“ werden. Eine steile Böschung mit vereinzelten jungen Bäumen und Gestrüpp sind die Pflaster der Natur auf die Narben des alten Steinbruchs mitten in der Stadt. Zäune und Mauern trennen unten diesen Bereich von den Wohnungen und Gärten ab. Oben aber ist das gefährliche Gelände überhaupt nicht abgesichert. Auch ist weit und breit keine Warntafel  zu sehen. Mit einer Ausnahme: Es ist verboten, Müll zu hinterlassen.
Genauso gefährlich sieht es aus an einigen Stellen am östlichen Abhang des Schlossberges, gleich neben der Maior-Cranţa-Straße (Steinbruchgasse).

Da wurde mit der Zeit in den Berg gebaut. Über Höfe und Gärten der Wohnungen erhebt sich eine fast vertikale Erdwand. Wer sich von oben zu weit nach vorne wagt, ausrutscht, einen Schwindelanfall hat oder ortsfremd ist und bei Nebel nicht ahnt, was da vor ihm liegt, der kann sich sogar in Lebensgefahr begeben. Der eine oder andere Unfall hat sich hier auch tatsächlich in den vergangenen Jahrzehnten ereignet, wobei vor allem Kinder die Opfer waren. Es sollte trotzdem nicht auf ein Drama gewartet werden bis die Stadtverwaltung sich entschließt, einzugreifen und Absperrungen dort aufzustellen, wo sie auch dringend notwendig sind.