Alpenländische Avantgarde

Jazz-Fans kommen bei AustrianHours@GreenHours voll auf ihre Kosten

Die Emotionen und die Leidenschaft, mit der Klaus Paier und Asja Valcic spielen, machen ihre Musik so greifbar.
Foto: Lucia Schöpfer

Am 15. März ging die Konzertreihe „Austrian Hours@GreenHours“, die bereits im dritten Jahr in Bukarest veranstaltet wurde, mit dem Auftritt der Kombo „Quadrat:sch“ zu Ende. Zu fünf Konzerten der Extraklasse im avantgardistischen Jazz lud das österreichische Kulturforum in den vergangenen Wochen in den Bukarester Jazzkeller „GreenHours“ ein. Dabei muss ein Lob an Frau Karin Cervenka, die Leiterin des Kulturforums, ausgesprochen werden für ihr Feingefühl in der Auswahl exzellenter Musiker, die ein Genre vertreten, das sonst nur selten auf den Bühnen der Hauptstadt zu hören ist: avantgardistische Jazzkunst vom Feinsten.

Auch wenn diese experimentelle Musik für das Laienohr etwas gewöhnungsbedürftig sein kann, schrecken die Bukarester nicht zurück und die Musikabende der Reihe sind stets gut besucht. Die Atmosphäre des GreenHours hält, was man sich von einem typischen Jazzkeller verspricht: dunkel, verraucht aber gemütlich. So stellt man sich Orte vor, in denen sich Musiker in endlosen Improvisationen auf Saxophon oder Trompete verlieren und der Zuschauer mangels Tageslicht die Zeit vergisst und erst am nächsten Morgen heimkommt. Vor allem beim Eröffnungskonzert der Pichler Bros., einem Duett aus Kontrabass und Schlagzeug, oder bei dem von Klaus Paier & Asja Valcic mit Akkordeon und Cello kann man sich vorstellen, dass die Musiker tatsächlich so in ihren sphärischen Klang eintauchen, dass es kein Entkommen mehr gibt aus der Jazzhöhle, zumindest nicht mehr bis zum nächsten Morgen. Der schwebende Klang der beiden Duette entsteht auch durch die außergewöhnlichen Besetzungen, die den Mainstream-Aufbau aus Rhythmus, Bass und Melodie durchbrechen und ihren Sound durch innovative Zusammensetzungen aufbauen.

Bei den beiden Konzerten von den Pichler Bros. und dem Duett Klaus Paier und Asja Valcic im Bukarester GreenHours ist das Treiben im Jazzgewässer nicht zeitlos. Die leichte Unruhe unter den Gästen sorgt dafür, dass man immer wieder in die Realität zurückgeholt wurde. Aber ein Konzertabend ist eben auch nicht Musikerlebnis allein, sondern auch gesellschaftliches Event, bei dem sich gerne mit dem Sitznachbar ausgetauscht werden darf.

Überraschenderweise war das letzte Konzert der Reihe, das der Gruppe Quadrat:sch etwas weniger besucht, was der Stimmung keinen Abbruch getan hat. Auch bei diesem Konzert war die Atmosphäre sehr angenehm und netterweise ein wenig ruhiger. Vier Musiker mit Kontrabass, Zitter, Gitarre und Hackbrett bilden die Kombo Quadrat:sch. Mit dieser eigentlich klassisch alpenländischen Stubnmusik-Besetzung experimentieren die Tiroler in den Sümpfen des Jazz und bewegen sich dabei zwischen groovendem, fast tanzbarem Sound und schwebenden Klangwelten, die durch Neuentdeckungen der Instrumente entstehen können. Am Ende gab es viel Applaus für die Musiker. Aber auch dem Österrichischen Kulturforum und dem Club GreenHours sei gedankt, dass sie den Bukarestern den Genuss dieser außergewöhnlichen Musiker ermöglicht haben. Man darf schon gespannt sein auf das Jahr 2013 und die vierte Edition „AustrianHours@GreenHours“.