Assassin’s Creed 3-Vorschau: Die Neue Welt erkunden

Die Zeitreise-Saga lässt Gamer die Amerikanische Revolution nachspielen

Epische Schlachten: Connor stürzt sich aufs Schlachtfeld. Die erweiterte Anvil-Engine zaubert 1000 Figuren gleichzeitig auf den Bildschirm.

Eine gute Nachricht für alle die schon immer an der Seite von George Washington gegen die Briten in die Schlacht ziehen wollten: Assassin’s Creed 3 verabschiedet sich vom italienischen Nobelmann Ezio Auditore da Firenze und seiner Epoche und wagt erneut einen Zeit- und Ortssprung. Inzwischen dürften Spieler auch wirklich genug von Ezio gehabt haben. Schon nach Assassin’s Creed: Brotherhood war die Luft raus, da half dem ungebetenen dritten Ezio-Abenteuer „Revelations“ selbst neue Spielelemente nichts.

Darum ließ Ubisoft bereits im November vergangenen Jahres verlautbaren, dass 2012 ein bedeutendes Jahr für die Assassinen-Saga sein werde. Ob es sich denn endlich um eine offizielle Fortsetzung zum zweiten Teil mit der obligatorischen Nummer hintendran handeln würde oder ob der französische Publisher erneut nur eine 2.3-Variante liefern wolle, wurde noch im Raum stehen gelassen. Zumindest hatte Alexandre Amacio (Creative Lead, verantwortlich für AC: Revelations) bestätigt, dass die Geschichte von Ezio und Altair (dem Helden des ersten Spiels) mit „Revelations“ beendet sei.

Nun soll die Geschichte der eigentlichen Hauptfigur Desmond Miles ihren Abschluss finden. Desmond war und ist das Bindeglied zwischen den einzelnen Assassinen, die in unterschiedlichen Zeitaltern und Orten lebten. Durch eine futuristische Maschine namens „Animus“ kann sich der Barkeeper in die Leben seiner Urahnen hineinversetzen. Durch die jeweiligen Vorfahren muss Desmond ein Geheimnis aufdecken, welches zur Zerschlagung der Templer führen kann – eine geheime Organisation, die im verborgenen die Welt kontrolliert.

Im Februar 2012 folgte dann die große Ankündigung: Assassin’s Creed 3 wird Ende Oktober erscheinen. Und es wird alles auf den Kopf stellen: Optik, Wirtschafts- und Kampfsystem sowie die Kletter- und Bewegungsmechaniken. Die Handlung soll sich über einen Zeitraum von 30 Jahren erstrecken. Im Mittelpunkt steht diesmal die Amerikanischen Revolution und der daraus hervorgegangene Unabhängigkeitskrieg. Der Spieler begegnet im Laufe des Spiels historischen Persönlichkeiten wie  George Washington, Benjamin Franklin, Thomas Jefferson, Charles Lee, General Lafayette u.v.m.

Neuer Assassine, schöne neue Welt

Mit Connor Kenway wird auch diesmal ein interessanter Held eingeführt. Der neue Assassine ist zur Hälfte Engländer und zur Hälfte Indianer. Darum gehört zu seinen bevorzugten Waffen der streitaxtähnliche Tomahawk, wobei Connor vor dem Gebrauch von Musketen auch nicht zurückschreckt. Und Feuerwaffen hat er bitter nötig, wenn er sich mit britischen Soldaten anlegen möchte. Um über seine Gegner die Überhand zu gewinnen, setzt das Halbblut auf Guerilla-Taktiken. Im dritten Teil soll laut den Entwicklern mehr geschlichen werden als in den Vorgängern.

Nicht nur die Städte New York, Boston und Philadelphia können frei erkundet werden. Dazwischen erstrecken sich die nordamerikanischen Wälder mit ihren Tücken und Fallen. Anders als seine Vorgänger kann Connor auch Bäume mühelos besteigen und von Ast zu Ast sprinten, zwar in gewohnter Parcours-Manier allerdings deutlich flüssiger als zuvor.

Das Unterholz dient dem Schleichneuling als ideales Versteck, verwegenere Abenteurer können sich auch in den Baumkronen verstecken und von dort aus ahnungslose Soldaten überfallen. Nebenbei kann sich Connor als Jäger und Sammler versuchen: Rund 30 Tiere behausen die Wälder von Assassin’s Creed 3. Da kommt es schon mal vor, dass ein Wolfsrudel oder ein wilder Bär Connor überrascht. Wer sich erfolgreich gegen die gefährlichen Tiere verteidigt, kann Pelz und Zähne in bare Münze umsetzen. Ähnlich wie es bereits in Red Dead Redemption der Fall war.

Überhaupt erinnert der dritte Teil der Action-Abenteuerreihe an Rockstars Wild West-Epos, nicht nur aufgrund des Handlungsortes, sondern auch wegen der neuen Spielelemente, wie das Jagen von Tieren und Sammeln von Pflanzen. Wo Assassin’s Creed 3 selbst Red Dead Redemption übertrifft, ist in den epischen Schlachten. Während sich die Briten und Revolutionäre auf offenem Feld ein Geplänkel liefern, kann der Spieler einschreiten und sich ins  entstandene Chaos stürzen. Eintausend Polygonfiguren kann die erweitere Anvil-Engine gleichzeitig auf den Bildschirm zaubern. Die gesamte Spielwelt ist fast doppelt so groß, wie in Assassin’s Creed: Brotherhood.

Überraschungen an jeder Ecke

Große Überraschungen sollen auf den Spieler warten, sobald sie Assassin’s Creed 3 selbst zocken können. Das versprach Creative Director Alex Hutchinson in einem Interview mit IGN und schwärmte von den zahlreichen Spielelementen, die Ubisoft bisher erfolgreich geheim halten konnte. Auf der E3 2012 wurde eines der neuen Features vorgestellt: Seeschlachten. Noch hätten die Entwickler drei Neuerungen gar nicht angerissen.

Hutchinson selbst findet es furchtbar, wie schwer es ist, in der Spieleindustrie Informationen geheim zu halten. Darum hielt sich Ubisoft mit Infos bedeckt, trotz einer aggressiven Marketingkampagne. Aus den zahlreichen Videos und Interviews weiß man zwar schon viel. Zahlreiche Fragen bleiben aber selbst Wochen vor der Veröffentlichung unbeantwortet. So soll die Geschichte um Desmond mit AC3 zu Ende gehen. Bisher konnte man aber ihn selbst nur selten steuern. Werden womöglich Spielsequenzen eingeführt, in denen Desmond ebenso wendig und tödlich wie seine Vorfahren sein wird? Auch über Connors Geschichte weiß man wenig. In dreißig Jahren wachsen einem schon graue Haare, davon war allerdings in den bisherigen Videos und Bildern nicht die Spur.

Seit Assassin’s Creed: Brotherhood hat die Serie auch einen Mehrspielermodus eingeführt. Dieser wird auch im dritten Teil wieder vertreten sein. Einige neue Mehrspielervarianten werden ermöglicht, ansonsten bleibt es der bisherigen Formel treu. Diese lautet: Bis zu acht Spieler treten gegeneinander an. Dabei muss jeder als Assassine den anderen ausschalten. Der Clou dabei ist, dass der andere Mitspieler den Spieß jederzeit umdrehen kann. Die Spieler können in Menschenmengen untertauchen, falsche Identitäten annehmen und den richtigen Zeitpunkt abwarten bzw. das Gespür dafür entwickeln, wann und wen man ausschalten muss.

Schön aber auch innovativ?

Die Optik schaut top aus, wobei man im Vergleich zu den Vorgängern kaum von einem Quantensprung reden kann. Der inzwischen sechs Jahre alten Anvil-Engine merkt man ihr Alter deutlich an. Gleichzeitig ist sie der treibende Motor einer großen, frei erkundbaren Welt, in der drei historische Städte (angekündigt) und riesige Wälder dargestellt werden. Hinzu kommt ein neues Wettersystem und  damit verbundene Terrainänderungen. Einige Journalisten bemängelten die geringe Weitsicht bei der Playstation 3-Variante und matschige Texturen. Auch die Figuren wirken oft viel zu kantig und detailarm.

Von großen, gewagten Projekten sprachen viele Entwickler in diesem Jahr. Auch Capcom setzte einen Großteil seiner Ressourcen in Resident Evil 6. Über 600 Personen hätten an dem Spiel mitgewirkt. Trotz des finanziellen Aufwandes und des kreativen Arbeitseinsatzes  konnte der sechste Teil der langlebigen Horrorserie Kritiker nicht überzeugen. Damit ist es eines der größten Flops des Jahres geworden. Auch Ubisoft hat mehrmals Assassin’s Creed 3 als ihr ambitioniertestes Projekt bisher beschrieben.

Über drei Jahre wurde an dem Action-Abenteuer gewerkelt. Das Team war zwar nicht annähernd so groß wie bei Resident Evil 6, doch mit 200 Beteiligten kann man doch von einer beträchtlichen Zahl sprechen. Das erste Assassin’s Creed enttäuschte einen Teil der Kritiker. Damals steckten zwar viele neue brauchbare Ideen in dem Spiel, jedoch waren sie spielerisch noch nicht ausgereift. Erst mit Assassin’s Creed 2 gelang Ubisoft das Spiel zu liefern, das schon der erste Teil versprach. Doch auch hier wurde es nach 30 Stunden eher eintönig. „Brotherhood“ konnte zwar noch Spieler für mehrer Stunden fesseln, bei „Revelations“ setzte allerdings schnell die Langeweile ein. Mit mehr vom Gleichen wird Assassin’s Creed 3 kaum punkten können. Stattdessen muss das Spiel genauso erfrischend sein, wie damals der zweite Teil zum ersten.

Ob Assassin’s Creed 3 ein Hit wird, erfahren Spieler in spätestens zwei Wochen. Dann erscheint das Spiel für die PS3 und Xbox360. Im November wird auch die Wii U-Version veröffentlicht und später erhalten auch PC-Spieler die Gelegenheit mit Connor die Neue Welt zu erkunden und selbst Geschichte zu schreiben.