Auge in Auge mit der Wildnis

Dr. Klaus Fabritius: „Naturfotografie ist meine größte Leidenschaft”

Lieblingsmotiv: die Wildkatze | Foto: Klaus Fabritius

Bei der Buchvorstellung am 7. Dezember im Bukarester Schillerhaus. | Foto: George Dumitriu

Der zweisprachige Bildband „Wild und frei“/ „Salbatic și liber“ von Klaus Fabritius (Fotos) und Eduard Duldner (Grafiken) ist 2021 im Honterus Verlag Hermannstadt/Sibiu erschienen und wurde finanziert vom Departement für interethnische Beziehungen (DRI) und dem Demokratischen Forum der Deutschen – Regionalforum Altreich.

Faszination oder Zurückhaltung, Angst und Ekel – ein typisch anthropozentrischer Standpunkt, wenn es um die Kategorisierung von Wildtieren geht, sagt der Autor des Bildbands „Wild und frei“, Dr. Klaus Fabritius. In der Konfrontation mit dem Menschen musste viele Wildtiere ihren Lebensraum verlagern, die Biodiversität ist immer mehr bedroht. Heute können die meisten Kinder zehn Automarken benennen, aber keine zehn Blumen oder Vögel. Dabei ist die Biodiversität ein Maß für die Gesundheit der Erde. Das Ziel des passionierten Hobbyfotografen ist es daher, uns mit diesem Bildband die Wildnis wieder näher zu bringen. Doch wie näherte sich der Fotograf  selbst den Wildtieren? Und wie der Wissenschaftler der Kunst der Fotografie? Diesen Fragen wollte George Dumitriu auf den Grund gehen – von Fotograf zu Fotograf.

Herr Dr. Fabritius, fast zehn Jahre ist es her seit Ihrer Ausstellung „Blumen“ im Dalles-Saal, als man mich gebeten hatte, ein paar Worte darüber zu sagen. Seitdem haben Sie viele Ausstellungen realisiert – und jetzt, als Krönung, dieses Doppelevent: eine Ausstellung mit Präsentation Ihres Bildbands. Wie kam es dazu?
Ich war schon immer ein passionierter Tierfotograf. Begonnen habe ich mit Vögeln im Donaudelta, wo man sie am besten fotografieren kann wegen der unglaublichen Dichte an Motiven und weil sie dort in ihrem ureigenen Umfeld anzutreffen sind. Als erstes habe ich Wasservögel fotografiert, anfangs immer wieder Pelikane, Pelikane, Pelikane. Dann habe ich mir gedacht, jetzt musst du auch mal was anderes knipsen...

Sie sind bekannt als Wissenschaftler und als Vorsitzender des Altreichforums – wie würden Sie sich als Fotografen beschreiben?
Fotografie ist die Leidenschaft meines Lebens! Ich habe schon als kleines Kind damit begonnen, natürlich mit viel einfacheren Apparaten als heute.
 
Das erste Foto?
Das war noch auf Fotoplatte mit Voigtländer Abus, doppeltem Schlitten und Balgenkamera. Man brauchte ein Stativ, man musste sich das Ergebnis vorher gut überlegen, dann die Platte in die Kassette einführen, das war noch kompliziert! Man musste die Belichtungszeit und die Blende kennen, von Hand einstellen und beachten, wie das Licht einfällt. Wenn wir das mit heute vergleichen, dann ähnelte die Fotografie im Freien damals eher der Arbeit in einem Fotostudio.

Sie fotografieren viele Dinge, Porträts, historische Gebäude – woher aber diese besondere Freude an Naturfotografie?
Das kommt daher, dass wir als Kinder von klein an immer draußen waren. Unsere Eltern haben uns zum Wandern mit in die Natur genommen. Zuerst war da nur die Freude am Wandern, dann kam die Fotografie dazu, das passt sehr gut zusammen. Zu Beginn hat mich die Landschaftsfotografie fasziniert, danach Details in der Natur. Dafür braucht man viel Geduld, vor allem, wenn man sich einem beweglichen Motiv nähert.

Gibt es einen Widerspruch zwischen Ihrer Person als Toxikologe und als kunstschaffender Fotograf?
Ja, das eine ist Beruf – das andere Leidenschaft, Rückzugsort, Entspannung, aber auch Entfesselung von Energien.

Erinnern Sie sich an ein besonderes Erlebnis – mal mit dem Boot gekentert, vielleicht?
Mehr als einmal!

...oder hat sich mal eine Schlange unverhofft  „nach Ihrer Gesundheit erkundigt“?
Natürlich, auch das! Wenn ich im Delta in Istria in den Lagunen fotografierte, dann hatte ich immer ein kleines Boot dabei – aber nicht für mich, sondern um die Apparate zu schützen. Ich habe es im Wasser angeschoben, weil sie wertvoller sind als ich. Ich selbst bin dabei schon manchmal unfreiwillig untergetaucht. 

Was ist Ihr liebstes Foto im Bildband?
Ich glaube, die Wildkatze.

Und welches war das schwerste?
Der Bär.

Vögel werden oft von glänzenden Objekten angezogen. Hat Sie mal ein Vogel am Objektiv gepickt?
Nein, so nah war ich nie dran!

Haben Sie beim Fotografieren von Wildtieren eine bestimmte Ausrüstung oder Technik?
Für Vögel braucht man ein gutes Teleobjektiv. Die größte Freude habe ich aber seit vielen Jahren  an der Makrofotografie – also dem Fotografieren von sehr kleinen Dingen, Details aus der Natur, etwa Blumen oder Insekten und Schmetterlinge. 

Der Titel „Wild und frei“ steht für ein Universum an Einheit und Diversität in einem geteilten Lebensraum. Was hat Sie dazu inspiriert?
In erster Linie die Tatsache, dass wir Menschen die Tiere einteilen in wilde, gefährliche – also Feinde, und in andere, die uns gefallen. Das eine Tier löst Faszination aus, das andere Angst oder Ekel. Dabei sind wir es, die kategorisieren! Das ist aber auch ein Teil des Charmes beim Fotografieren dieser Tiere.

Was planen Sie als nächstes?
Einen Bildband mit Schmetterlingen, in erster Linie über Tagfalter in Rumänien.