Ausstellung „Tradition und Feminität“

Präsentation traditioneller rumänischer Trachtenblusen der Künstlerin Virginia Linul im Rumänischen Kulturinstitut Berlin

Ko-Kuratorin Ioana Pavel (li.) und Maria Ros, Kuratorin und RKI-Kulturreferentin, mit Trachtenblusen aus Nord-Siebenbürgen in der RKI-Galerie
Fotos: der Verfasser

Virginia Linul, Volkskünstlerin, Unternehmerin, Doktor der Ethnografie, vor ihrem Ausstellungsplakat vor dem Rumänischen Kulturinstitut im Herzen Berlins

Am 9. Juli 2021 fand in der Galerie im Rumänischen Kulturinstitut Berlin „Titu Maiorescu“ die Vernissage „Tradition und Feminität“ statt, Ausstellung der Ia, der traditionellen rumänischen Blusen und Brustteile, die dort noch bis zum 13. August zu sehen ist. 

Die aus Bistrița-Năsăud stammende Virginia Linul, Volkskünstlerin, Doktor der Ethnographie und Unternehmerin, war dafür extra nach Berlin gereist, um die in Handarbeit gefertigten traditionellen rumänischen Blusen und Brustteile aus der Epoche von der Zwischenkriegszeit bis zur Gegenwart, erschaffen im ethnographischen Gebiet Someș, Untergebiet des Sălăuța, sowie im alten Năsăud-Landkreis, vorzustellen. Von Siebenbürgen in die Welt geboren in einer Handwerkerfamilie im Dorf Salva, Kreis Bistrița-Năsăud, wurde ihr weiß Gott nicht an der Wiege gesungen, dass sie mal die Welt quasi als Kulturbotschafterin Rumäniens bereist. Bereits als Kind erlernte sie durch Anleitung sowie Motivation ihrer Eltern die Kunst des Nähens und die komplizierten Techniken der Trachtenherstellung. Mit dem durch intensive Arbeit gereiften Bewusstsein wurde ihr klar, dass die an sie weitergegebene Familientradition, überliefert seit Generationen, ein einzigartiges Kulturgut ist, solche Trachtenblusen mehr in den Alltag eingebracht und auch im Ausland vermittelt werden sollten. Einladungen führten sie zu zahlreichen internationalen Festivals und Volkskunstmessen, etwa zum Smithsonian Folklife Festival in Washington D.C. und Crans Montana International Summit in der Schweiz sowie zu renommierten Messen in London, Moskau, Mailand, Paris und Dubai, zudem zur Internationalen Tourismusbörse Berlin ITB Berlin 2017. Auf dieser ITB vor vier Jahren lernte ich Virginia Linul kennen, wo sie mit einem Team ihrer Heimatregion die Potenziale von Kultur und Tourismus des Kreises Bistrița-Năsăud anhand selbstgefertigter Exponate präsentierte. 

Der Name „Virgina Linul“ hat sich längst zu  einer Marke etabliert, sowohl in Rumänien als auch Ausland. Heutzutage ist Virginia Linul eine gefragte Kostümbildnerin von professionellen Volkstanzensembles in ganz Rumänien. Beispiele dafür sind das künstlerische Ensemble „Mureşul“, das professionelle Ensemble „Dor Românesc Bistrița“, die Rumänische Tanzschule „Larisa und Marin Barbu“, das professionelle Künstlerische Ensemble „Baladele Deltei“, das studentische Folklore-Ensemble „Mar]i{orul“. Kooperationspartner sind auch bekannte Künstler wie Nea Marin und Andra.Dr. Virginia Linul, so ihr akademischer Titel, ist auch publizistisch tätig. Sie ist Autorin des 2019 publizierten Buches „Die Nasaud-Volkstracht. Ursprünge. Werte. Weiterentwicklungen“, das auf einer umfangreichen Erforschung der Volkstrachten des Someş-Talgebietes basiert. Zudem ist sie Initiatorin des Projektes „Tag der Volkstracht 2017“, einer Veranstaltung mit enormer Zugkraft, die im Mai 2017 über 10.000 Menschen aus allen Teilen des Landes in Năsăud anzog. Die Veranstaltung markierte gleich zwei Weltrekorde, die von den Vertretern des Guin-ness-Buches der Weltrekorde offiziell bestätigt wurden. Erstens: Die größte Anzahl von Menschen in Volkstracht. Zweitens: Die größte Anzahl von Menschen in Volkstracht, die gleichzeitig tanzen, das „Rad von Runcu Salvei“.

Ia  –  zwei Buchstaben mit Magie 

Dass der rumänischen Trachtenbluse und  Brustteil ein hoher gesellschaftlicher  Stellenwert immanent ist, verkörpert der Fakt, dass der „Internationale Tag der Rumänischen Bluse“,  der Ia, ins Leben gerufen wurde: am 24. Juni 2013 in Hermannstadt, wo erstmals dieses Event aus der Taufe gehoben und gefeiert wurde. Dieser schöne Brauch wurde von rumänischen Gemeinden in über 100 Städten in 48 Ländern erfolgreich adaptiert und wird immer zur Sommersonnenwende zelebriert.

Die rumänische Bluse ist zu einem nationalen Symbol avanciert, das als rumänisches Spezifikum international anerkannt ist, garantiert handgefertigt mit floralen und geometrischen Motiven, in bunten Registern von seltener Schönheit. Die Frau, die sie trägt, wird damit aufwertet und veredelt, begehrenswerter durch die ausstrahlende Aura der Ia, die die Feminität verstärkt. Die aufgenähten Symbole sind universell, werden weltweit verstanden. Markantes Beispiel dafür ist der Rhombus, der in allen Kulturen vorkommt: Symbol für Weiblichkeit und Fülle. Jede Trachtenbluse, gefertigt nicht selten in monatelanger Handarbeit, oft mit Perlen, ist ein Unikat und erzählt eine Geschichte. Modisch mit Ia-Magie sind die Trachtenblusen universell mit anderen Kleidungsstücken allemal kombinierbar. Sogar Ia-Kombinationen mit Jeans sind echte Hingucker. Voriges Jahr wurde ein weiteres Seelenprojekt von Dr. Virginia Linul Wirklichkeit: das „Haus der Volkstracht - Virginia Linul“ in ihrem Heimatdorf Salva in Nord-Siebenbürgen, ein Ort, an dem man die Geschichte, Entstehung und Innovationen der Volkstracht erleben kann. Das Angebotsspektrum reicht dabei von Kreationen in der Art traditioneller Modelinien wie der Someş-Volkstracht mit perlenbesetztem Brustteil bis hin zu Kostümen für Damen und Herren sowie Kinder, natürlich auch diese Linien im Volkskunststil nach Entwürfen der Designerin und Unternehmerin Virginia Linul handgefertigt. Verkaufsschlager sind zum Beispiel die Langarmblusen „Siebenbürgen“ und „Virginia“. Der Kauf aller Produkte ist auch per Internet auf  der Website www.costumepopulare.ro bequem möglich. 


Die Ausstellung „Tradition und Feminität“ mit Kreationen von Virginia Linul im Rumänischen Kulturinstitut Berlin (RKI) dauert bis zum 13. August 2021. Öffnungszeiten: Di – Fr. von 14.00 – 18.00 Uhr. Die Kuratorinnen Maria Ros und Ioana Pavel bieten  Führungen durch die Exposition in der Galerie des RKI in Reinhardtstr. 14, 10117 Berlin. Im Zusammenhang mit dem Corona-Virus ist die Ausstellung nur nach vorheriger Vereinbarung zu besuchen. Terminvereinbarung bitte telefonisch unter +49 30 890 61 987 oder per Mail office@rki-berlin.de