Begeistert von Siebenbürgens Orgeln

Kongress der Internationalen Gesellschaft der Orgelbauer tagte in Rumänien

Die Orgel in Arkeden Foto: www.arkeden.de

In der Fachliteratur wird Siebenbürgen auch als vielfältige Orgellandschaft hervorgehoben, reich an wertvollen historischen Orgeln, die sowohl in den Städten (z. B. Kronstadt, Hermannstadt, Schäßburg, Mediasch), aber auch in Dörfern und sächsischen Kirchenburgen anzutreffen sind – manche von ihnen in abgelegenen Ortschaften, fernab der üblichen touristischen Routen. Viele der 86 Teilnehmer an dem diesjährigen Kongress der Internationalen Gesellschaft der Orgelbauer (engl.: International Society of Organ Builders – ISO), der zwischen dem 7. und 14. September in Siebenbürgen stattfand, hatten davon gehört bzw. gelesen; einige waren bereits vor Ort. Was sie aber bei den Orgelpräsentationen, Besichtigungen und Konzerten miterlebten, überstieg denn doch ihre Erwartungen. Orgelbauer, hauptsächlich Firmenchefs mit einem soliden musikwissenschaftlichen Hintergrund aus Europa, den USA, Kanada, Japan oder Neuseeland, waren fasziniert sowohl von den Orgeln und deren historischem Wert, als auch von der Stimmung, die diese Orgellandschaft ausstrahlt, oder von den Bemühungen, dieses Kulturerbe zu bewahren.

Der Hauptorganisator des ISO-Kongresses, Ferdinand Stemmer, wie auch eine der Organisatorinnen, Barbara Dutli, sind Orgelbaumeister und Gründer der Orgelbauwerkstatt in Honigberg/Hărman. Zusammen mit den anderen Mitgliedern des Organisationskomitees – bekannte Namen der Orgel- und Kirchenmusikszene in Rumänien: Steffen Schlandt, Ursula Philippi, Erich Türk, Kurt Philippi, zu denen Richard Sterner als Reiseleiter und Mirela Kulin als Dolmetscherin und Reiseleiterin hinzukamen – hatten sie ein vielfältiges und dichtes Programm vorgeschlagen, das dann reibungslos und zur allgemeinen Zufriedenheit auch eingehalten werden konnte.

Es führte die Kongressteilnehmer von Hermannstadt zunächst nach Großau/Cristian, Hammersdorf/Guşteriţa, Heltau/Cisnădie und Michelsberg/Cisnădioara. Auch die nächsten Tage sollten genauso „orgeldominant“ sein, denn die zwei Reisebusse (einer mit deutscher und der zweite mit englischer Reiseführung) machten Stationen in bekannten oder auch weniger bekannten Ortschaften mit ihren besonderen Orgeln: am Dienstag, 9. September, in Mediasch, Birthälm/Biertan (Reichesdorf/Richiş als Alternative) und Schäßburg; am Mittwoch in Arkeden/Archita, Deutsch-Kreuz/Criţ und Deutsch-Weißkirch/Viscri ; am Donnerstag in Kronstadt, Reps/Rupea, Tartlau/Prejmer und Honigberg; am Freitag in Rosenau/Râşnov und, nach einem Zwischenhalt in Sinaia, in Bukarest, wo auch am nächsten Tag, der Tag vor der Abfahrt, vieles zu sehen war, unter anderem eine Stadtrundfahrt und erneut Orgeln – jene in der Musikakademie, die Orgel im Athenäum und Orgeln der evangelischen Kirche in Bukarest sowie der Sankt-Josephs-Kathedrale.

Nachträglich einige Höhepunkte dieser Woche zu benennen, ist, wegen der Vielfalt des Angebotes und der Einmaligkeit der meisten Standorte, keine leichte Entscheidung. Auf unsere Bitte erinnert Barbara Dutli doch an einige der Programmpunkte mit besonderer emotionaler Prägung. Das wären:

* Der Besuch in Arkeden mit Zug und Pferdewagen, aber vor allem die Besichtigung der Kirchenburg mit ihrer, leider kaputten, Samuel-Maetz-Orgel (Baujahr 1824). Nun steht in Aussicht, dass diese Orgel vor Ort untersucht, repariert und neu intoniert wird. Manche Bestandteile werden gegebenenfalls in der Honigberger Orgelbauwerkstatt instand gesetzt. Alles geschieht ehrenamtlich, wobei die Nutznießer nur für Kost und Logis aufkommen. Selbst mancher Firmenchef will da persönlich mitmachen, was doch was bedeuten sollte!

* Das Konzert in der Schwarzen Kirche, wo gleich vier Orgeln (Buchholz-, Hesse-, Repser Schwalbennest- und Hahnbacher Orgel) aus vier verschieden Epochen in der Darbietung von vier namhaften Organisten – Eckart Schlandt, Ursula Philippi, Erich Türk und Prof. Rudolf Meyer (Schweiz) – erklangen.

* Die Überraschung im Honigberger Kirchenburghof mit einer unvergesslichen Abendunterhaltung in einem Festzelt nach der Besichtigung der Orgelbaulehrwerkstatt, der Präsentation der Johannes-Prause-Orgel und der Vorführung des Doku-Filmes „Wiedergeburt einer barocken Orgel“, finanziert von der Michael-Schmidt-Stiftung (MHS).

* Das Abendkonzert in der Schäßburger Bergkirche.

* Der Aufenthalt in dem so gastfreundlichen Deutsch-Weißkirch.

* Die vom Kulturministerium vermittelte Orgelpräsentation im Bukarester Athenäum wie auch die Vorstellung des ersten neuen 2-manualigen Instruments, gebaut von der Lehrwerkstatt S.C. COT SRL Honigberg – eine Leistung, die das Staunen der Orgelbauer hervorrief, da sich diesem wichtigen Auftrag die Lehrlinge unter der kompetenten Anleitung ihrer Baumeister so erfolgreich stellen konnten.

Alles in allem: Der Orgelkongress in Siebenbürgen kann als Erfolg eingeschätzt werden, der in nichts den vorherigen ISO-Kongressen nachsteht. Das wird auch ISO-Präsident John Pike Mander anspornen, wenn er den nächsten ISO-Kongress 2016 in seiner Heimatstadt London vorbereitet.
Die Veranstalter bedanken sich bei allen Sponsoren und Mithelfern mit einem besonderen Dank für die evangelische Kirchengemeinde Honigberg und für Richard Sterner und Mirela Kulin- Naftanailă, die entscheidend zum guten Gelingen des ISO-Kongresses beigetragen haben.