Bukowiner Engagement für gesamteuropäische Prägung

Prof. em. Dr. Dr. h. c. Kurt Rein wurde 80 Jahre alt

Am 6. März beging Prof. em. Dr. Kurt Rein in Baldham bei München seinen 80. Geburtstag. Der Jubilar zählt zu den verdienstvollen aktiven Persönlichkeiten der Erlebnisgeneration der Umsiedlungen aus der historischen Bukowina 1940 bzw. der Nachumsiedlung 1941 über Kronstadt in Siebenbürgen.

Geboren wurde er 1932 im vorwiegend evangelischen Deutsch-Alt-Fratautz, wo er seine Kindheit in multiethnischer Umgebung verbrachte, da sein Vater Notar in der benachbarten Csango-Gemeinde Andrasfalva war.

Viele seiner Landsleute gelangten bei bzw. nach der Umsiedlung und dem Weltkrieg nach Weiden in der Oberpfalz, wo Rein sein Abitur machte. Auf sein Studium und seinen beruflichen Werdegang soll hier nicht näher eingegangen werden (siehe dazu das Gespräch, das Dr. Stefan Sienerth in den „Vierteljahresblättern“ 1/1999 mit dem Jubilar führte), sondern mehr auf die Leistungen, die ihn bei seinen Buchenländern und darüber hinaus bekannt gemacht haben.

Prof. Dr. Rein – er hatte 1957 seine Doktorarbeit zu Areallinguistik verteidigt und sich 1973 zu einem soziolinguistischen Thema habilitiert – zählte zu den vielen engagierten Buchenländern der Nachkriegszeit in der Bundesrepublik Deutschland, die gleich in mehreren Bereichen der Kultur-, Forschungs- und Vereinsarbeit Anregungen eingebracht und rege mitagiert haben.

In seiner beruflichen Lehr-, Forschungs- und Fördertätigkeit setze er sich wie im ehrenamtlichen Wirken für seine Schicksals- und Erlebnisgeneration weit über die bukowinischen Belange hinaus ein. Prof. Rein verwies stets auf die vielen Verbindungen, die es zu Siebenbürgen, Galizien, Bessarabien, dem Banat und anderen Regionen der alten Monarchie und in jüngerer Zeit bis zu den „Verwandten“ nach Übersee gab und gibt (siehe dazu beispielsweise William Keel/Kurt Rein: „German emigration from Bukovina to the Americas“, 1996). Es war immer ein Engagement für die gesamteuropäische Prägung, die ihm am Herzen lag.

Daraus erwuchs eine Sonderstellung: Der Inhaber eines Lehrstuhls an der LMU München zählte in der Zeit, als es den Eisernen Vorhang noch gab, zu den nicht allzu vielen Universitätsprofessoren in Deutschland, die sich seit den frühen siebziger Jahren nicht nur dem Westen zugewendet, sondern auch Ost- und Südosteuropa nicht vergessen haben. So förderte und wirkte der Sprach- und Dialektforscher Rein, der sich selbst als „Schüler von Karl Kurt Klein“ bezeichnete, an den Forschungs- und Facharbeiten in Siebenbürgen, Sathmar, im Banat und in Ungarn (Budapest und Fünfkirchen/Pécs) mit.

Dem gerngesehenen Forscher und Gastprofessor zahlreicher renommierter europäischer und amerikanischer wissenschaftlicher Institute wurde daher von der Universität Eötvös Lorand Budapest nach der Wende der Ehrendoktor und der Professor honoris causa verliehen, in der rumänischen Südbukowina wurde Prof. Rein 2004 in die große „Enciclopedia Bucovinei“ aufgenommen (Bd. 2/S. 301).

Für Siebenbürgen stehen bleibend die von ihm bearbeiteten und herausgegebenen drei Bände des Siebenbürgisch-deutschen Sprachatlasses. Weiter war der damalige Ordinarius Initiator und Verantwortlicher der LMU für die Institutspartnerschaft Germanistik München-Temeswar sowie der Universitätspartnerschaft zur ELTE Budapest.

Dem Universitätsprofessor waren auch viele Ehrenämter zugekommen, andere hat er gerne übernommen. So wirkte er im Südostdeutschen Kulturwerk in München rege mit, eine Zeit im Verein für Siebenbürgische Landeskunde, in der Südostdeutschen Historischen Kommission und ist heute noch im Vorstand des Bukowina-Instituts an der Universität Augsburg aktiv. Prof. Rein zählte zu den Initiatoren (1972) und Gründern (Mai 1974) der Raimund-Friedrich-Kaindl-Gesellschaft, deren letzter Vorsitzender der frühere Kulturbeirat im Präsidium bis zur Selbstauflösung des Vereins 2003 in Brehna war.

Vor einigen Jahren ließ sich der Emeritus in den Geschäftsführenden Bundesvorstand der Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen wählen, um hier in die Bresche zu springen, weil Not am Mann war. Die Verbindungen zu diesem Verein seiner Landsleute bestand über all die Jahre, ganz besonders zu „seinen“ Pfälzern und Saarpfälzern. So hielt er beispielsweise beim Bundestreffen 1976 in Homburg/Saar den Festvortrag zum 100. Geburtstag des Mundartdichters Heinrich Kipper. Die Herausgabe der ergänzten und aktualisierten Neuauflage des Heimatbuches Fratautz (zusammen mit Waldemar Radmacher) im Jahre 2005 (456 Seiten) ist eine große Hommage an seinen Geburtsort und die alte Heimat Bukowina.

Ein wichtiges Anliegen möchte der Dialektforscher bald möglichst zu Ende führen: Die Herausgabe von drei CD mit Tonbelegen zu den drei bekanntesten deutschen Mundarten in der ehemaligen Bukowina: Pfälzerisch (Schwäbisch), (Deutsch)Böhmisch und Zipserisch.