Cover singen statt Talentshows – auch ein möglicher Weg zum Erfolg

Ob klassisch oder etwas Ausgeflipptes....

... Andi Band versucht, Musik für alle Geschmäcker anzubieten. Fotos: Photon Media

Castingshows und Talentschauen sind derzeit „in“. Potenzielle Sänger, Tänzer oder Models versuchen ihr Glück und träumen davon, entdeckt und schließlich berühmt zu werden. Das Format ist einfach: Die Leute kommen auf die Bühne, führen das, was sie am besten können, vor und warten auf die Bewertung der Jury. Dann, wenn sie es in die Live-Shows schaffen, werden sie tatsächlich prominent, aber erst die Finalisten werden zu Stars.

Das jedoch oft nur für kurze Zeit – einige Monate bis zu einem Jahr. Dann ist es wieder an der Zeit, andere Talente zu entdecken und den Platz auf der Bühne für andere potenzielle Promis frei zu machen. Der Weg zum wirklichen Starleben ist jedoch viel schwerer zu erreichen. Einige aber wissen davon zu profitieren und schaffen es, im Rampenlicht zu bleiben. Dieser Meinung ist auch Andrei Grasu (29), nachdem er bereits bei mehreren solchen Shows mitgemacht hat. „Der Weg ist lang, jedoch nicht unmöglich“, sagt er. Andrei -– Andi, wie ihn Familie und Freunde nennen – hat schon sein ganzes Leben lang von Musik geträumt. Schließlich hat er eine eigene Band gegründet – die Andi Band – und versucht nun, von einer einfachen Coverband zu einer richtigen Musikgruppe mit einem eigenen Stil zu aufzusteigen.

Andere Musiker beginnen ihre Karriere anders. Das Rezept hierfür wurde im Laufe der Jahre von heute weltweit berühmten Musikern, wie zum Beispiel U2, erprobt. Das mögliche Erfolgsmodell: Bekannte Lieder von bekannten Musikern zu singen, bis man letztendlich die eigenen Stücke präsentiert. „Als Coverband beginnt man gewöhnlich in Clubs, Bars und Cafés zu singen. Die Leute gewöhnen sich an deine Stimme, an deine Band und erkennen dich vielleicht auf der Straße oder später, wenn sie dich wieder bei einer Aufführung sehen. So kannst du langsam den Schritt von einer Cover- zur richtigen Band machen“, meint Andi Grasu.

Andrei bekam schon mit drei Jahren ein Akkordeon von seiner Großmutter. Der Unterricht wurde auch finanziert. Zuerst begann er, nur das Instrument zu spielen, dann begleitete er es auch mit Gesang. Einen wichtigen Schritt machte der junge Musiker aber erst 2006 nach dem Abschluss der Journalistikhochschule, als er entschied, dass aus dem Beruf als Journalist doch nichts wird. So beteiligte er sich bei einem Casting einer TV-Show für Musiktalente (Megastar) ohne vorher Canto-Unterricht zu nehmen. Dass er für die Show nicht ausgewählt wurde, ließ ihn nicht aufgeben. Er nahm weitere zwei Musiker ins Boot und bewarb sich 2008 wieder bei der Show.

Als Frontman der Band „Sign“ gelangte er diesmal bis ins Finale auf den dritten Platz. Berühmt wurde er dabei doch nicht. Er schaffte es nur, mit einem Musikproduzenten etwa zwei Jahre lang zusammenzuarbeiten. Kurz nach dem TV-Auftritt bei Megastar brachte er zwei Lieder heraus: „Beat It“, ein Cover nach Michael Jackson und „You Got Me“, ein Lied, das er selbst komponiert hatte. Ein Nachteil für die kleine Band war jedoch, dass sie sich nicht in der Hauptstadt befand. Die Lieder konnten nicht ausreichend promotet werden und kamen nicht ins Radio.

Nach einer kurzen Pause gründete Andrei Grasu 2011 eine andere Band: die Andi Band – eine akustische Band, die meistens in Clubs und Bars auftrat – mit Coversongs, doch im eigenen Stil interpretiert. 2012 ging die Band zu einem energischeren Stil über: Schlagzeug, elektrische Gitarre, Bassgitarre, Keyboard, Stimme und Backingvocals.

Nun wurden es plötzlich sechs Personen in der Band. Als Ergebnis bedeutete das mehr Konzerte – dabei nehmen sie an verschiedenen Events teil, von Hochzeiten bis zu Privatpartys im Freien. Das Repertoire der Band besteht auch derzeit bis zu 90 Prozent aus Coversongs. „Meistens sind es Lieder der 80er und 90er Jahre, Blues, Soul, Funk und Pop. Vor allem bei Hochzeiten kommt diese Musik sehr gut an“, sagt Andi Grasu. „Bei anderen Arten von Veranstaltungen bieten wir auch eigene Lieder und modernere Songs, die derzeit auch im Radio gehört werden – doch egal, welche Lieder wir interpretieren, wir versuchen unseren eigenen Stil einzusetzen“, fügt er hinzu.

Auch im vergangenen Sommer wollte der junge Musiker seinen Weg zum landesweit anerkannten Star schaffen und nahm bei einer anderen TV-Castingshow für talentierte Musiker teil: „X-Factor“. „Ich hatte sehr gute Chancen, bis ins Finale zu kommen – musste aber aufgeben. Zusammen mit der Band hatten wir einen Termin bei einer Hochzeit. Die Veranstalter der Show sagten, entweder die Show oder deine eigene Show – so entschied ich, meine Kollegen nicht im Stich zu lassen“, erzählt Andrei Grasu. Doch er bereut das nicht. „Es war mit Sicherheit meine letzte Show dieser Art“, bekennt er lächelnd und fährt fort: „Ich kann es auch anders schaffen.“

Doch Coverbands findet man neuerdings in fast jedem Club und Pub. Was seine Gruppe von den anderen Coverbands unterscheidet, ist nach Ansicht von Andrei Grasu, dass sie mittlerweile eine komplette Show anbieten kann. „Die Vorführung der Lieder ist so gedacht, dass sie auch einen Sinn haben – wir spielen auch ein wenig Komiker wenn es das Event erlaubt“, erklärt der Musiker. Andi Band hat sich ständig weiter entwickelt.

Nun singen die Musiker im ganzen westlichen Teil Rumäniens: bei Stadtfesten, Schranzenbällen für Schüler oder Studenten oder lokalen Festivals. Ein wahres Geschäft ist es, bei Hochzeiten aufzutreten. Allein für dieses Jahr ist Andi Band schon bei 15 solchen Ereignissen gebucht. Das Highlight ist für die sechs Musiker eine Hochzeit in Paris, wo sie im August performen werden. „Dies wird ein toller Ausflug für uns als Band – bis dahin würden wir uns noch gern einen Bandbus kaufen, damit wir unsere Instrumente leichter transportieren können“, freut sich Andrei Grasu.

Das erste Lied unter der neuen Formel wurde Anfang März veröffentlicht. „Când voi fi mare“ (Wenn ich groß sein werde) heißt die lustige und lebensfrohe Single. Sie erzählt die Geschichte eines jungen Mannes – „es sollte mehr als eine einfache Liebesgeschichte sein“, so Andi. Die Band hat zwar mehrere Songs, die derzeit noch in Arbeit sind, eine ganze Platte zu veröffentlichen, stellt sich der Frontman der Band jedoch noch nicht vor.

„Langspielplatten sind derzeit nicht mehr in – man versucht, durch Singles ans Publikum ran zu kommen. Heutzutage ist es wichtiger, wie oft du im Internet angeklickt wirst, statt wie oft dein Lied im Radio gespielt wurde“, erläutert der Sänger und ergänzt: „Unsere nächste Single wird im Sommer herauskommen. Diese wird englisch gesungen, vielleicht auch mit einem Video“.

Das Internet spielt eine sehr wichtige Rolle für die Entwicklung einer Band: Auf Facebook zum Beispiel kann ein Lied sehr leicht von mehreren Leuten gehört und weitergeleitet werden. Dabei werden immer wieder auch Wettbewerbe initiiert. Andi Band dachte sich im vergangenen Jahr etwas ähnliches aus: Wer auf der Facebookseite der Band den „Like“-Knopf anklickte, nahm automatisch an einer Tombola teil. Der Gewinner wurde am 1. Januar gewählt und erhielt eine gratis Performance der Band. „So werden wir nun Mitte April beim Geburtstag der Gewinnerin in Reschitza auftreten“, freut sich der Sänger.