Das Antiquariat Aldus

Foto: Irina Radu

Im Schatten der prächtigen Schwarzen Kirche und im Herzen Kronstadts/Bra{ovs liegt  das Antiquariat Aldus. Mit roten und kontrastreichen Wänden hebt sich das Gebäude des Ladens vor den Augen der Passanten hervor. Betritt man die Räumlichkeiten der Buchhandlung, begegnet man Frau Astrid Hermel, die ihr ganzes Leben Büchern gewidmet hat. Mit lebhaften Erzählungen füllt sie den Raum mit postiver Energie. Sofort fühlt man sich zwischen alten und neuen Büchern in verschiedenen Sprachen, Kunstbildbänden und Erinnerungsobjekten in eine eigene Welt der Kunst, Geschichte und Literatur versetzt, als wäre man auf einer Zeitreise. 

Schon in ihrer Kindheit hegte Frau Hermel eine besondere Hingabe für Literatur. Sie lebte in einem Haus, das einer wohlhabenden Familie gehörte. Dank der dortigen Bibliothek entdeckte Frau Hermel ihre Liebe zu Büchern. „Als ich 18 Jahre alt war, musste ich arbeiten gehen und zum Glück hat das Buchhandelszentrum eine Verkäuferin für das Antiquariat gesucht, so habe ich mich im Jahre 1968 anstellen lassen“. Seit mehr als fünf Jahrzehnten betätigt sie sich hingebungsvoll in diesem Bereich. Nach 1989 entschloss sie sich, den Laden zu privatisieren und genau vor 30 Jahren, 1991, wurde das Antiquariat eingeweiht. Der Laden wurde nach Aldus Pius Manutius (1449-1515) benannt, einem venezianischen Verleger und Buchdrucker, herausragende Persönlichkeit seiner Zeit. Seine Ausgaben, die sogenannten Aldinen, waren wegen ihres kleinen Formats besonders günstig und stellten eine Art Vorläufer der Taschenbücher dar. In den achtziger Jahren hatte Astrid Hermel ein Buch über ihn besessen und dachte, dass der Name Aldus am besten passte.

Verschiedene Arten von Buchliebhabern betreten den Laden: Kinder, Jugendliche und Senioren. Deutschsprechende und nicht nur treffen sich dort häufig und tauschen Meinungen über Bücher aus. Besucher aus mehreren Ecken der Welt schreiben ihre Eindrücke in das ausliegende Stammbuch. Trotz einer vom Digitalen dominierten Welt, denkt Frau Hermel, wird das Gedruckte in der Zukunft sicherlich nicht ganz verschwinden. Nichts kann einer guten Lektüre den Rang ablaufen, insbesondere wenn man sich dabei gemütlich in einen Sessel fläzt. „Lesen darf auch ein gutes Schlafmittel sein“, witzelt sie.

Im Laufe der 2020 ausgebrochenen Pandemie war der Laden für einige Monate geschlossen, alle Aktivitäten wurden ins Netz verlagert. Jedoch eröffnete Hermel das Antiquariat voller Zuversicht wieder. Sie kündigt fröhlich an, dass sie gerne und mit einer grossen Auswahl an Büchern aus allen Bereichen auf ihre Besucherinnen und Besucher wartet.

Aldus ist ein kostbarer Ort für all jene, die in turbulenten Zeiten nach Entspannung, Ruhe und Kraft in Büchern suchen.