Die Parallelaktion: 100 Jahre Republik Österreich

Zahlreiche Vortragende von Universitäten in Rumänien und Österreich

Am Freitag, dem 26. Oktober, fand im Rahmen der zweiten internationalen multidisziplinären Konferenz des Departments für Germanische Sprachen und Literaturen der Fremdsprachenfakultät der Universität Bukarest im Goethe Saal eine Österreich-Sektion statt, die sich dem Jubiläum 100 Jahre Republik Österreich widmete. Gastgeber war die Universität Bukarest, als Mitveranstalter wirkten die Technische Universität für Bauwesen Bukarest, die Universität Wien und das Österreichische Kulturforum Bukarest (Kulturabteilung der Österreichischen Botschaft).

Zahlreiche historische, literaturwissenschaftliche, linguistische und theologische Perspektiven vom Zeitpunkt der Gründungsphase der Ersten Republik und der Entstehung Österreichs als Kleinstaat bis zum Zeitpunkt des „Anschlusses“ und dem Ende der Existenz als eigenständiger Staat wurden reflektiert.
Die Tagung wurde von Botschaftsrat Benedikt Saupe eröffnet, der anlässlich des ebenfalls am 26. Oktober begangenen Österreichischen Nationalfeiertags an die Verabschiedung des Gesetzes über die Neutralität Österreichs vom 26. Oktober 1955 und den Abzug der Besatzungsmächte aus Österreich in den Nachkriegsjahren erinnerte. Ebenso betonte er die Bedeutung der Zusammenarbeit der Länder Rumänien und Österreich im Zuge der nahenden Übergabe des EU-Ratsvorsitzes.

Der von Benedikt Collinet (Universität Wien) gehaltene Hauptvortrag der Sektion widmete sich den Entwicklungslinien deutschsprachiger Exegese am Anfang des 20. Jahrhunderts. Aus historischer Perspektive beleuchteten zwei Beiträge die Entwicklungen der Ersten Republik. Matthias Jordi (Universität Wien) zeichnete in seinem Vortrag „Die Erste Republik Österreich – Krise in Permanenz?“ die zentralen historischen und gesellschaftspolitischen Entwicklungen der bereits von ihrer Gründung an so instabilen Ersten Republik nach, während Cecilia Varlan (Universität „Ovidius“, Constanța) die Bedeutung der Donauhafenstädte der Donaumonarchie am Beispiel Sulina nachzeichnete.

Aus linguistischer Perspektive widmete sich Safi Abouel-Magd (Universität Wien) den Besonderheiten der Grabinschriften des Wiener Zentralfriedhofs von der Biedermeierzeit bis zur Ersten Republik. Einer der Initiatoren der Sektion, Sorin Gâdeanu (Technische Universität für Bauwesen Bukarest/Universität Wien), sprach zum Thema „Nationale Identität und sprachliche Loyalität im post-kakanischen Raum. Drei programmatische Ausrichtungen der Zwischenkriegszeit in Transleithanien“.

Der Literaturwissenschaft waren in dieser Sektion drei Beiträge gewidmet: Eine literaturwissenschaftliche Analyse von Hermann Brochs Roman „Die Verzauberung“ lieferte Simon Angerer (Universität Wien). Ana Karlstedt (Universität Bukarest) holte den 1882 in Prag geborenen und zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Schriftsteller Leo Perutz vor den Vorhang und lieferte in ihrem Beitrag eine Analyse der Filmizität seines Prosawerks. Der Frage nach der Aktualität Stefan Zweigs für den Unterricht Deutsch als Fremdsprache ging der Beitrag von Susanna Konnerth (OeAD-Lektorat, Universität Bukarest) nach.

Die Vorträge boten Anlass zu anregenden Diskussionen über die Entwicklungslinien und Tendenzen der Ersten Republik Österreich und zeigten, dass es sich dabei um ein wissenschaftlich fruchtbares und keineswegs abgeschlossenes Forschungsfeld handelt.